Der Mord an dem niederländischen
Jesuiten Frans Van der Lugt im syrischen Homs hat weltweit Entsetzen hervorgerufen.
Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte die Tat an dem 75-jährigen Pater als „unmenschlichen
Akt der Gewalt“. Auch die vatikanische Ostkirchenkongregation, der Jesuitenorden und
die niederländische Bischofskonferenz reagierten betroffen.
Ein „Zeuge der
Frohen Botschaft und des christlichen Lebens” war Pater Frans van der Lugt auch nach
den Worten eines seiner Mitbrüder, Pater Ghassan Sahoui. Unsere Kollegen von der italienischen
Redaktion erreichten den Jesuiten in Homs.
„Es gibt große Trauer, und
doch: Wenn wir auf das Leben von Pater Frans in der alten Stadt Homs blicken, sehen
wir eine Sendung und den Aufruf an alle Christen, ihr Land nicht zu verlassen. Unser
Schicksal als Christen ist es, Frieden, Versöhnung und Liebe zu bezeugen.“
Deshalb
gingen auch die übrigen Jesuiten nicht weg aus Homs, so Pater Ghassan Sahoui. Viele
Menschen kämen seit dem Bekanntwerden des Mordes in ihre Niederlassung nach Homs.
„Sie beten mit uns und beweinen seinen Tod. Wir sagen ihnen, Pater Frans
ist jetzt im Leben, in der Fülle jenes Lebens, das er immer vor anderen bezeugt hat,
bis ans Ende mit seinem Blut.“
Der Jesuitenorden als Ganzes zeigte sich
in einer Aussendung bestürzt über den Mord an einem „Mann, der sein Leben den Ärmsten
und Bedürftigsten“ gewidmet habe, besonders in einer Stadt wie Homs, die Pater Van
den Lugt „nicht einmal im Augenblick höchster Gefahr“ habe verlassen wollen. „Er hat
immer von Frieden und Versöhnung gesprochen und die Türen all jenen geöffnet, die
um seine Hilfe baten, ohne Unterscheidung von Ethnie oder Religion“, heißt es in der
Aussendung. Der Jesuit habe zu sagen gepflegt: „Ich sehe nicht Muslime oder Christen,
sondern nur Menschen. Ich bin der einzige Priester und der einzige Ausländer an diesem
Ort, aber ich fühle mich nicht fremd.“
Der Pater sei ein weiteres Opfer der
„barbarischen Gewalt, der die Bevölkerung Syriens ausgesetzt ist“, heißt es in einer
Reaktion von Kardinal Leonardo Sandri, dem Präfekten der Ostkirchenkongregation. Er
appellierte an die Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft, die blutige
Auseinandersetzung in Syrien zu beenden, die unzählige Menschenleben gekostet und
Millionen Menschen vertrieben habe. Besonders sei der entführten Bischöfe, Priester
und Bürger zu gedenken, so Kardinal Sandri weiter.
Bewaffnete Männer hatten
den Ordensmann am Montagmorgen in der belagerten Stadt Homs verschleppt und mit zwei
Kopfschüssen getötet. Die Gründe für den Mord liegen weiter im Dunkeln. Die syrischen
Staatsmedien machen nicht näher bezeichnete „Terroristen" dafür verantwortlich. Pater
Van der Lugt war seit fast 50 Jahren in Homs als Seelsorger und Psychotherapeut tätig.
In den vergangenen Monaten hatte er mit dramatischen Appellen auf den Hunger der gemarterten
Bevölkerung in Homs aufmerksam gemacht. Der Jesuit wollte sich nicht an der Ausreise
von 1.400 Menschen aus der Stadt beteiligen, die Verhandlungen der Vereinten Nationen
möglich gemacht hatten. Er wolle den Schmerz und die Schwierigkeiten mit den verbliebenen
Menschen teilen, erklärte der Geistliche noch vor wenigen Wochen in einem Interview.
Van den Lugt sei „inmitten der Belagerung und wachsender Schwierigkeiten heldenhaft
an der Seite der syrischen Bevölkerung geblieben“, würdigte Ban Ki-moon den Ordensmann
in einer Aussendung.