Libanon: „In Syrien wächst eine verlorene Jugend heran“
Die Caritas im Libanon
sieht die Zukunft des Nachbarlandes Syriens ausgesprochen pessimistisch. Der neue
Präsident des katholischen Hilfsverbandes, Pater Paul Karam, ruft die internationale
Staatengemeinschaft dazu auf, nicht nur politische Lösungen für den Konflikt in Syrien
zu suchen, sondern bis dahin auch konkrete Maßnahmen für die Syrer zu erarbeiten.
Die Zahl der in den Libanon geflüchteten Syrer hat nach neuesten UNO-Zahlen gerade
die Millionengrenze überschritten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der 47-jährige
Karam:
„Als Diener der Frohen Botschaft und als Priester muss ich sagen,
dass wir keine Angst haben dürfen; ich vertraue auf Gott. Dennoch dürfen wir nicht
die Fakten übersehen: Der Libanon ist zwar klein, doch wir haben bereits über eine
halbe Million Palästinenser aufgenommen, und hinzu kommen weitere 300.000 Ausländer.
Was nun den Strom der syrischen Flüchtlinge betrifft, so müssen wir gestehen, dass
dies enorme soziale, politische und humanitäre Herausforderungen für uns sind.“
Etwa
ein Drittel der Bevölkerung im Libanon seien Flüchtlinge. Diese Aufgabe könne das
kleine Land nicht ewig schultern.
„Die Regierung in Beirut hilft, so gut
sie kann, und auch die Bevölkerung hat bisher ihr Bestes gegeben. Aber wir sind nun
an einem Punkt angelangt, an dem wir diese Probleme nicht mehr alleine lösen können.
Wir brauchen die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft!“
Auch
der Vorgänger von P. Karam sieht das so. Pater Simon Faddoul sieht vor allem die syrische
Jugend in Gefahr. Er spricht von einer „verlorenen Generation“.
„Da lebt
eine junge syrische Generation, die nur ein Klima des Konflikts kennt. Sie sprechen
nur die Sprache des Kriegs und des Hasses. Auf kurze oder lange Sicht werden wir also
eine weitere Kriegsgeneration erleben, leider.“
Ein großes Problem im Libanon
sei, dass überhaupt nur ein Drittel der etwa 420.000 syrischen Kinder und Jugendliche
eine Schule besucht.
„Das ist frustrierend für uns. Ich schäme mich auch,
dass die meisten Flüchtlinge in sehr kleinen Zelten wohnen müssen. Oft ist der Boden
nass... Aber so ist das halt. Viele Teenager sind in Schlägereien involviert und sind
auch eine beliebte Zielgruppe für Anwerbungen von Fundamentalisten. Dass viele Waisen
oder Halbwaisen sind, macht es für uns noch schwieriger, sie bei uns zu behalten und
sie nicht in die Hände der Islamisten übergehen zu lassen.“