150.000 Tote in drei
Jahren, circa ein Drittel davon Zivilisten, etwa 8.000 Kinder. Diese nicht verifizierbaren
Zahlen wurden gestern vom Syrischen Menschenrechts-Observatorium veröffentlicht. Zu
diesen Zahlen hinzu kommt das Drama der Lebenden: der Syrer, die im Krieg zuhause
gefangen sind. Antoine Audo, chaldäisch-katholischer Bischof von Aleppo und Präsident
der Caritas in Syrien, hat den Krieg von Anfang an miterlebt. In einem Gespräch mit
Radio Vatikan klagt er vor allem über die schreckliche Armut, in welcher die Bewohner
der einst stolzen Stadt inzwischen leben müssen:
„Es gibt keine Sicherheit,
es gibt keine Arbeit, die Menschen sind sehr müde. Als Präsident der Caritas treffe
ich jeden Tag sehr viele Menschen; die Familien, die Menschen, die Mittelklasse ist
arm geworden, sie haben keinen Cent, alles ist überteuert und sie können sich nichts
kaufen. Eine Frau ist zu mir gekommen, um mir zu sagen, dass sie die Eheringe verkauft
haben, sie und ihr Mann - nur um zu überleben. Die christlichen Familien verkaufen
das wenige Gold, das sie haben, um Essen und Wasser zu kaufen, und das Tag für Tag!“ Die
Menschen leiden unter dieser Armut, es gibt keine ausreichende medizinische Versorgung
- und vor allem die Müdigkeit der Menschen ist nach diesen drei Jahren tiefer als
je zuvor. Es ist eine sehr große, physische und psychologische Belastung. Das Problem
sei vor allem die Gewalt in Aleppo und Umgebung:
„Bei uns ist das das große
Problem und die große Gefahr. Wir haben Bomben , die kommen einfach von irgendwoher
– auf ganze Viertel, Kirchen, Häuser…es ist schrecklich. Die Menschen gehen nicht
mehr wie vorher auf die Straße. Sie passen auf, weil man nicht weiß, ob eine Bombe
auf sie oder neben sie fliegen könnte. In unserem Bischofssitz gibt es eine Schule
mit 150 Kindern. Sie kommen jeden Tag… aber manchmal denke ich, wie schlimm es wäre,
wenn eine Bombe den Hof treffen würde, wo sie spielen. So leben wir tagein, tagaus.
Es kann jederzeit etwas passieren, aber das Leben geht weiter. Man muss leben, überleben.
Es gibt keinen anderen Ausweg.“