Die Kommunalwahlen
in Frankreich am vergangenen Wochenende sind ein Alarmzeichen, nicht nur für das Land
selber, sondern für ganz Europa. Fast vierzig Prozent der wahlberechtigten Bürger
blieben den Urnen fern. Die großen Volksparteien hätten es derzeit auf dem ganzen
Kontinent schwer, kommentiert der französische Jesuitenpater Francois Euvé. Er leitet
die Jesuitenzeitschrift „Etudes“.
„Ich glaube nicht, dass die Bürger kein
Interesse mehr an Demokratie haben. Den meisten ist bewusst, dass das Wahlrecht wichtig
ist, damit man eine Gemeinschaft dadurch regeln kann. Doch auf der anderen Seite ist
es so, dass die heutigen großen Herausforderungen Fragen aufwerfen, die für viele
einfach nicht verständlich sind, und dass viele nicht mehr auf die Antworten der großen
Parteien vertrauen. Der Bürger fühlt sich nicht mehr als Herr seines Schicksals.“
Die
Wahlbeteiligung werde wohl auch bei den nächsten Wahlgängen in Europa – Ende Mai finden
die EU-Wahlen statt – eher niedrig sein. Davon ist Pater Euvé überzeugt.
„Ich
glaube sogar, dass es zu einem negativen Rekord bei der Wahlbeteiligung kommen wird.
Das liegt aber daran, dass die Menschen nicht mehr an Europa interessiert und sehr
kritisch gegenüber der Union eingestellt sind. Wenn ich jetzt Politiker höre, die
sagen, dass sie nun Änderungen durchführen wollen, dann wirkt das sehr unglaubwürdig,
weil man das nach jeder Wahl – vor allem von den Verlieren – so hört.“
Bei
den französischen Kommunalwahlen haben die Sozialisten am Wochenende massiv verloren.
Dies sah auch Präsident Francois Hollande ein, der ebenfalls Sozialist ist. Ein überraschend
starkes Ergebnis erzielte die rechte Partei „Front National“ von Marine Le Pen (unser
Foto).