2014-03-15 10:30:01

Ukraine: „Das würde den Frieden auf der ganzen Welt opfern“


Der Kiewer Großerzbischof Sviatoslav Schevtschuk setzt in der Krim-Krise auf die Unterstützung von EU und Nato. Er hoffe, dass die beiden Zusammenschlüsse „die Ukraine im Falle einer militärischen Bedrohung verteidigen werden“, sagte das Oberhaupt der mit Rom unierten ukrainischen Katholiken der „Tagespost“ vom Samstag in Würzburg. Über seinem Land sollte ein Flugverbot verhängt werden, „damit keiner in Versuchung gerät, die Ukraine zu bombardieren oder eine Militärintervention zu beginnen“. Die EU müsse „unter allen Umständen versuchen“, den diplomatischen Dialog zwischen Kiew und Moskau zu fördern. Schevtschuk bezeichnete eine Abtrennung der Krim von der Ukraine als unannehmbar nicht nur für sein Land, sondern für die ganze Staatengemeinschaft. Man dürfe die Halbinsel nicht opfern, „denn das würde heißen, den Frieden auf der ganzen Welt zu opfern“, erklärte der Großerzbischof. Dabei erinnerte er an die Garantien, die die westlichen Länder im sogenannten Budapester Abkommen der Ukraine gegeben hätten, als diese nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf den Besitz von Nuklearwaffen verzichtete.

Aus einem Ferienziel für alle Länder der ehemaligen Sowjetunion werde gerade ein geschlossenes Militärgebiet, sagte Schevtschuk. Viele Menschen fühlten sich bedroht, nicht nur die Tataren. „Wer Ukrainisch spricht, wird von paramilitärischen Gruppen als Extremist oder Faschist angesehen.“ Der Bischof plädierte dafür, die Krim zu entmilitarisieren, damit die wachsenden Spannungen friedlich gelöst werden könnten. „Hoffen wir, dass es nicht zu Blutvergießen kommt.“

Schevtschuk bekräftigte die Vermittlerrolle der Religionsgemeinschaften in dem Konflikt. Die russische Propaganda versuche, Hass zwischen Muslimen und Orthodoxen zu schüren, Russen gegen Ukrainer aufzubringen. Christen, Muslime und Juden predigten dagegen in ihren Gemeinschaften Brüderlichkeit und Versöhnung. Der Großerzbischof schloss die russisch-orthodoxe Kirche ausdrücklich mit ein. Die ukrainische Kirche des Patriarchen von Moskau habe „in ihrer eigenen Herde die Sendung des Friedensvermittlers eingenommen“.

Kyrill warnt vor einem Krieg

Der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. warnt derweil vor einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine. „Heute beten wir dafür, dass es nie einen militärischen Konflikt gibt, dass nie Halbbrüder gleichen Glaubens auf fürchterliche Art zusammenstoßen“, sagte das Kirchenoberhaupt am Freitag bei einem Gottesdienst in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale. Die Souveranität anderer Staaten und deren Wunsch, selbst über ihr Leben zu entscheiden, müsse respektiert werden. Der „gemeinsame spirituelle Raum“ dürfe allerdings nicht zerstört werden, sagte Kyrill I. Hintergrund dieser Aussage ist die Befürchtung, die Moskau unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche könne sich für unabhängig erklären. Der Patriarch betonte, die Kirche sei immer ein Garant für Frieden und die Einheit gewesen.

Erneut ging Kyrill I. nicht auf die Entsendung russischer Truppen auf die ukrainische Halbinsel Krim ein. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte ihn Anfang März aufgefordert, seine Stimme gegen eine Militärintervention in der Ukraine zu erheben. Sowohl das von Moskau abgespaltene orthodoxe Kiewer Patriarchat als auch die griechisch-katholische Kirche der Ukraine werfen Kyrill I. vor, den russischen Militäreinsatz gutzuheißen. Der Kiewer Patriarch Filaret sagte am Donnerstag, die russisch-orthodoxe Kirche hätte die erste sein müssen, die den Kreml stoppt. Es stelle sich die Frage, ob die russische Kirche eine Kirche Gottes oder die einer irdischen Macht sei. Wenn sie an der Seite der Regierung sei, könne sie nicht mit Gott sein.

Antikriegs-Demo in Moskau

In Moskau gingen laut Medienberichten an diesem Samstag zehntausende Menschen gegen Putins Pläne friedlich auf die Straße. Die Demonstration war von der extraparlamentarischen russischen Opposition organisiert worden. Die Demonstranten schwenkten ukrainische Flaggen und riefen Slogans gegen den Krieg und eine Teilung der Ukraine.

Die Bevölkerung der Krim soll am Sonntag über einen Beitritt zur russischen Föderation abstimmen. Der Weltsicherheitsrat will derweil in einer Sondersitzung über eine Resolution abstimmen, die das Referendum als illegal verurteilt. Die Volksabstimmung, die von der Regierung in Kiew nicht getragen wird, könne keine Gültigkeit haben und keine Grundlage für eine Veränderung des Status der Krim sein, so der Weltsicherheitsrat. Alle Staaten, internationalen Organisationen und Vertreter sollten die Abstimmung nicht anerkennen, so sein Appell.

(kna/rv 15.03.2014 pr)








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