In großer Ruhe begeht Papst Franziskus sein erstes Pontifikatsjubiläum: Er nimmt noch
bis Freitag in einem Exerzitienhaus in den Albaner Bergen an geistlichen Einkehrtagen
teil. Am 13. März vor einem Jahr wurde Jorge Mario Bergoglio zum Bischof von Rom gewählt,
und seitdem ist vieles nicht mehr, wie es früher war im Vatikan. Das sagt Jesuitenpater
Federico Lombardi, der Pressesprecher des Vatikan und Leiter von Radio Vatikan.
„Das
Wesentliche an diesem ersten Jahr ist sicher die große Aufmerksamkeit, die große Anziehungskraft,
die dieser Papst auf die Menschen ausübt – nicht nur auf die Katholiken. Die Leute
fühlen sich tief im Innern angesprochen von einem Wort der Liebe, der Barmherzigkeit,
der Nähe. Mich hat in diesen 12 Monaten vor allem das erste Auftreten von Franziskus
auf der Loggia von Sankt Peter beeindruckt: unvergeßlich. Dann die Fußwaschung im
Jugendgefängnis bei Rom am Gründonnerstag, die intensive Reise nach Lampedusa, die
Besuche in Rio und Assisi. Programmatisch ist das Apostolische Schreiben Evangelii
Gaudium ausgefallen, hier haben wir wirklich das Herz des Papstes, sein klar dargelegtes,
breites Programm. All diese Etappen zeigen uns, was für ein intensives Jahr das war.“
Papst
Franziskus habe die Botschaft der christlichen Barmherzigkeit „natürlich nicht selbst
erfunden“, wisse sie aber überzeugend weiterzugeben, so Pater Lombardi. Dass auch
andere als die üblichen Medien davon sprächen, zeige, dass die Botschaft ankomme.
Für ihn als Vatikansprecher sei es „etwas sehr Positives“, dass „der Papst selbst
der Protagonist ist“ und „selbst mit seinen Formulierungen die Leute erreicht, ohne
Vermittlung“.
„Das ist etwas, was ich mir immer ein bißchen erhofft hatte:
dass der Papst mit seinen Worten direkt im Herzen der Menschen ankommt, ohne Distanz,
ohne Hindernisse. Der Sprecher – genauer, der Direktor des Vatikanischen Pressesaals
– gibt nur noch Informationen, die das Drumherum betreffen, Organisationsfragen, gefällte
Entscheidungen. Aber das, was das Wort des Papstes an die Menschen, an die Welt, an
die Kirche ist, kommt jetzt direkt zu den Adressaten. Das scheint mir sehr schön und
grundlegend.“