Papst über Bischöfe: Keine Manager, sondern mutige Glaubenszeugen
Was macht einen guten
Bischof aus? Das hat an diesem Donnerstag Papst Franziskus in einer gut halbstündigen
Rede anhand mehrerer Kriterien ausführlich beschrieben. Bei einem Treffen mit den
Mitgliedern und den Mitarbeitern der Bischofskongregation sagte Franziskus, die Kirche
brauche keine Manager, sondern authentische Priester, mutige und milde Glaubenszeugen,
die sich um ihre ,Schäfchen‘ kümmern.
„Wir brauchen einen, der in der Lage
ist, aus Gottes Blickwinkel auf uns zu schauen und uns zu Gott hinzuführen. Nur im
Blick Gottes gibt es Zukunft für uns. Wir brauchen jemanden, der die ganze Bandbreite
Gottes besser kennt als seinen eigenen, kleinen Garten; einen, der uns garantiert,
dass das, wonach sich unsere Herzen sehnen, nicht nur ein leeres Versprechen ist.“
Gleichzeitig
sei es wichtig zu verstehen, dass es kein „Standardmodell“ gibt. Christus wisse genau,
was jede einzelne Kirche brauche. Die Herausforderung für die Bischöfe sei es, die
Perspektive Christi einzunehmen, betonte Papst Franziskus. Bei der Auswahl von Bischöfen
sei es wichtig, sich von „Vorlieben, Anscheinen oder Tendenzen“ zu lösen. Man müsse
Bischöfe finden, die mit der Fähigkeit offener Rede gesegnet seien, um der Welt zu
versichern, dass es das Sakrament der Einheit gebe und nicht Bischöfe, die „von der
Angst vor der Tiefe“ bestimmt seien, so der Papst.
Essentiell: Der
Bischof als Christus-Zeuge
Papst Franziskus dankte der Bischofskongregation
für ihren bisherigen wertvollen Dienst und betonte: „Wenn wir uns von Professionalität,
Dienst und der Heiligkeit des Lebens entfernen, zerfällt die Größe, zu der wir gerufen
sind. Franziskus unterstrich auch die Bedeutung der apostolischen Kirche als Grundlage:
„Die Zukunft der Kirche wohnt immer in ihren Wurzeln.“ Dann kam er zu einem weiteren
wichtigen Punkt: Dem Bischof als Zeuge Christi, dem, so der Papst wörtlich „essentiellen
Kriterium im Entwurf des Bischofs, wie er sein solle:
„Wer ist ein Zeugnis
des Auferstandenen? Derjenige, der Christus von Anfang an gefolgt ist und wie die
Apostel als Zeuge seiner Auferstehung angesehen wird. Auch für uns ist das ein einigendes
Kriterium: Der Bischof ist derjenige, der all das, was Jesus geschehen ist, aktuell
werden lässt und der vor allen Dingen weiß, wie er, zusammen mit der Kirche, Zeuge
der Auferstehung Christi ist. Der Bischof ist vor allem ein Blutzeuge des Auferstandenen.
Er ist kein isolierter Zeuge, sondern einer gemeinsam mit der Kirche. Sein Leben und
sein Dienst müssen die Auferstehung glaubhaft wiedergeben.“
Der Mut zu
sterben, die Großzügigkeit, das eigene Leben hinzugeben und sich für die Herde aufzuopfern,
seien quasi in der „DNA“ des Episkopates, betonte Papst Franziskus: Verzicht und Opfer
gingen automatisch damit einher. Das Episkopat sei nicht für einen selbst, sondern
für die Kirche, für die Herde, für die anderen – vor allem für die, die die Welt als
„Abfall“ ansehe.
„Um einen Bischof zu bestimmen, kommt es nicht allein auf
seine menschlichen Fähigkeiten, seinen Intellekt, kulturelle und seelsorgerliche Qualitäten
an: Das Profil eines Bischofes ist viel mehr als die Summe seiner Tugenden.“
Die
Souveränität Gottes nicht vergessen
Ebenfalls wichtig für die Bischöfe:
Die Souveränität Gottes niemals zu vergessen. In diesem Zusammenhang seien das Gewissen
gegenüber Gott und der kollegiale Einsatz unabdingbar, hob Papst Franziskus hervor;
„keiner könne alles alleine in der Hand haben“.
„Es ist unabdingbar, sich
immer der Souveränität Gottes zu versichern. Entscheidungen dürfen nicht von unseren
Erwartungen bestimmt werden, nicht von eventuellem ,Stallgeruch’, von Familienbanden
oder Hegemonien. Um diese Souveränität Gottes zu garantieren, sind zwei Dinge fundamental:
Mit dem eigenen Gewissen vor Gott ins Gericht gehen und die Kollegialität untereinander.“
Verkündende
Bischöfe
Ein weiterer bedeutsamer Bestandteil für das Bild des Bischofs,
das Papst Franziskus an diesem Donnerstag zeichnete: Das Verkünden.
„Wir
brauchen Männer, die die Lehre bewahren, nicht, um anhand von ihr zu bemessen, wie
sehr die Welt abweicht von der Wahrheit, die diese Lehre enthält, sondern um die Welt
zu bezaubern mit der Schönheit der Liebe, um sie mit dem Angebot der Freiheit, die
das Evangelium schenkt, zu betören. Die Kirche braucht weder Apologeten ihrer eigenen
Forderungen, noch Kreuzfahrer ihrer eigenen Schlachten, sondern milde Sämänner, die
auf die Wahrheit vertrauen und wissen, dass diese ihnen immer wieder von Neuem gegeben
wird, und die auf ihre Kraft vertrauen.“
Darüberhinaus sei es wichtig,
dass die Bischöfe über viel Geduld verfügten, ergänzte der Papst. Mindestens ebenso
wichtig wie das Verkünden sei für einen Bischof das Beten, führte Franziskus weiter
aus. Die Begegnung mit dem Herrn und das kontinuierliche Gebet seien äußerst bedeutsam.
„Ein
Mann, der nicht den Mut hat, zum Wohl seines Volkes mit Gott zu diskutieren, kann
kein Bischof sein. Das sage ich aus ganzem Herzen. Ich bin sogar davon überzeugt,
dass er nicht in der Lage ist, den Auftrag zu erfüllen, das Volk Gottes dorthin zu
bringen, wo Gott es ihm zeigt.“
Bischöfe als Seelsorger
Als
Seelsorger sollten die Bischöfe authentisch sein und ihrer Herde nahe, so Franziskus
weiter. „Emsig“ und „im Alltag“ da sein, lauteten hier seine Stichworte. Die Herde
müsse im Herzen des Hirten Platz haben. Dabei sei es wichtig, sich nicht von Routine
und Langeweile fangen zu lassen, denn dann bestehe die Gefahr, zu einem „permanent
Anderen“ zu fliehen. Wenn der Priester nicht genug in sich selbst, in Christus und
in seiner Kirche verankert sei, laufe er Gefahr, dass er ständig dafür Kompensationen
suche und seiner Herde keinen Schutz bieten könne, warnte Franziskus.
Hohe
Anforderungen an die Bischöfe listete Papst Franziskus also auf. Auf die Frage, wo
und ob sich überhaupt Leute finden lassen, die dem gerecht werden können, hat er dennoch
eine eindeutige Antwort:
„Ich bin sicher, dass es sie gibt. Der Herr verlässt
seine Kirche nicht. Vielleicht sind es vielmehr wir, die nicht genug die Felder abgrasen,
um sie zu suchen. Vielleicht brauchen wir die Umsicht Samuels: ,Wir wollen uns nicht
zum Mahl hinsetzen, bevor er hergekommen ist‘. Ich wünsche mir, dass diese Kongregation
von dieser heiligen Unruhe lebt.“