Vatikansprecher Lombardi: Rolle des IOR weiter ungeklärt
Die Zukunft des vatikanischen
Geldinstitutes IOR ist weiter ungewiss. Durch die Einrichtung eines neuen Wirtschaftssekretariats
durch Franziskus am Montag ist die zukünftige Rolle des „Istituto per le Opere di
Religione“ noch nicht geklärt worden. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi
am Montag im Interview mit Radio Vatikan.
„Das ,Istituto per le Opere di
Religione‘ bleibt weiter ein Objekt der Analyse und der Reflektion, es wurde von dieser
Reorganisation nicht berührt. Diese hat einen sehr viel weiteren Horizont - sie betrifft
die wirtschaftlichen und administrativen Dimensionen des Heiligen Stuhles und des
Vatikanstaates in ihrem Zusammenspiel. Das ist also ein sehr viel weiterer und komplexerer
Rahmen, während das IOR eine einzelne Institution ist und eine spezifische Funktion
hat – es ist ein kleiner Dübel in einer sehr viel breiteren Realität“.
Die
von Franziskus am Montag mit einem Motu Proprio eingerichtete Aufsichtsbehörde beschreibt
der Sprecher als „starke Institution“ mit zentralen Kompetenzen, die alle wirtschaftlichen
Angelegenheiten des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates betreffen.
„Sie
macht die Bilanzen, veröffentlicht sie und ist einem Rat für Wirtschaft aus 15 Mitgliedern
verantwortlich (…), von denen acht Kleriker sind, Kardinäle oder Bischöfe, und sieben
Laien, alles Finanz- und Wirtschaftsexperten. Der neue Rat für wirtschaftliche Angelegenheiten
nimmt also den Platz des bisherigen Rates der 15 Kardinäle ein, der bislang die Finanzen
des Heiligen Stuhles kontrollierte.“
Mit dem Motu Proprio habe der Papst
die bisherige Rolle der vatikanischen Güterverwaltung (APSA) als Zentralbank des Vatikans
„bestärkt“ und „präzisiert“, so Pater Lombardi. Auch die Finanzaufsichtsbehörde Aif
werde ihre bisherige Rolle behalten, erklärte der Sprecher: Aufgrund ihrer Funktion
im Kampf gegen Geldwäsche müsse sie eine Institution bleiben, „die völlig unabhängig
von den anderen“ sein müsse, so Lombardi. Unabhängig sei im Übrigen auch der neue
„Revisor“. Laut Motu Proprio soll er das Recht und die Aufgabe haben, jederzeit jede
Institution des Heiligen Stuhles oder des Vatikanstaates zu kontrollieren. Lombardi:
„Natürlich ist der Revisor an sich unabhängig vom Wirtschaftssekretariat,
weil er wirklich eine Aufgabe der Revision hat.“
Franziskus war mit der
Schaffung eines neuen Sekretariates sowie eines Rates für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten
einer Empfehlung der Kardinalskommission zur Prüfung der wirtschaftlichen und administrativen
Strukturen des Heiligen Stuhles gefolgt. Zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats
hat der Papst den australischen Kardinal George Pell ernannt. Der Rat soll aus 15
Mitgliedern bestehen, davon acht Kardinäle oder Bischöfe und sieben Laien-Experten
unterschiedlicher Nationalität. Dass das vatikanische Finanz- und Wirtschaftsministerium
den Titel Sekretariat erhält, rückt es sprachlich in die Nähe des vatikanischen Staatssekretariats,
dem es einige Kompetenzen abnehmen wird. Franziskus` Entscheidung vom Montag ist die
einschneidenste Kurienreform seit fast zwanzig Jahren.