Kurienreform: Über Laienmitverantwortung und ein dienendes Staatssekretariat
„Wir brauchen eine
Laienkongregation; wie bisher kann es nicht weitergehen.“ Das hat Kardinal Oscar Rodriguez
Maradiaga, Koordinator des Kardinalsgremiums zur Kurienreform, zu Beginn der Beratungswoche
im Vatikan unterstrichen. Immerhin „bilden die Laien den Großteil der Kirche“, erinnerte
der Erzbischof von Honduras im Interview mit der französischen Tageszeitung „La Croix“.
Innerhalb einer solchen Laienkongregation sollte es laut dem Kardinal einen Päpstlichen
Rat für Familien geben, der von einem Ehepaar geleitet werden sollte. „Warum nicht?
Das wäre ein großartiges Zeichen.“ Immer mehr Männer und Frauen würden Mitverantwortung
in der Leitung der Kirche tragen. Eine Laienkongregation wäre vor diesem Hintergrund
„eine sehr schöne Sache“, so Maradiaga: „Ich kann euch sagen, der Geist geht immer
mehr in diese Richtung.“
Laien an der Spitze eines Päpstlichen Rates oder
einer Päpstlichen Kongregation wären freilich eine Neuheit, sind diese Ämter doch
traditionell mit Kardinälen und/oder Erzbischöfen besetzt. Maradiaga äußerte sich
zu der Frage der Leitung nicht weiter, auch nicht dazu, inwiefern der schon bestehende
Päpstliche Familienrat in eine mögliche Laienkongregation integriert werden könnte.
Was das Staatssekretariat betrifft, sprach der Kardinal von einem notwendigen
Perspektivwechsel. Im Kardinalsrat habe man an den ursprünglichen Sinn der Einrichtung
erinnert, so Maradiaga: Das Staatssekretariat sei als Vorzimmer des Papstes gedacht
gewesen und nicht als Sitz eines „Premierministers oder Vize-Königs“. Eine Anpassung
des Staatssekretariates und seiner Aufgaben gilt als eine der „Baustellen“ der angepeilten
Kurienreform.
Ein weiteres Thema des Kardinalsrates ist die Option einer einheitlichen
Finanzbehörde für den Vatikan. So steht etwa an diesen Dienstagvormittag ein Bericht
der Prüfkommission zum vatikanischen Geldinstitut IOR auf dem Sitzungsprogramm des
Papstes und der acht Kardinäle. Im Interview mit „La Croix“ wertete Maradiaga ein
solch mögliches zentrales „Finanzsekretariat“ für den Vatikan als „sehr vernünftig
und auch notwendig, um besser organisiert zu sein und schließlich besser dienen zu
können“. Bisher seien Finanzfragen im Vatikan ja auf mehrere Köpfe verteilt, etwa
auf die Vatikanische Güterverwaltung (APSA), das vatikanische Finanzinstitut (IOR)
oder das Governatorat. Dagegen sei es gegebenenfalls sinnvoll, wenn „eine Person“
für alle finanziellen Angelegenheiten verantwortlich sei, deutete Maradiaga an. Und
er fuhr fort: „So wie der Vatikan momentan strukturiert ist, muss diese Aufgabe ein
Kardinal übernehmen.“ Zur Unterstützung dieses Verantwortlichen könne man über einen
Finanzrat nachdenken, dem bestenfalls auch Laien angehören sollten, fügte der Koordinator
der Kardinalsgruppe an.