Der Pfarrgemeinderat
ist keine Demokratie, er dient aber dazu, den Klerikalismus in einer Gemeinde abzubauen.
Das hat Papst Franziskus beim Besuch der römischen Pfarrei „San Tommaso Apostolo all´Infernetto“
nahe der alten Hafenstadt Ostia am Sonntagabend gesagt. Den Pfarrgemeinderat hält
Franziskus deshalb für unersetzlich, weil die Laien der Pfarrei oftmals viele Ideen
hätten, „wie man das Apostolat voranbringt, Ideen, die der Pfarrer nicht hat.“ Sand
ins Getriebe kommt aus Sicht des Papstes aber dann, wenn der Pfarrgemeinderat seiner
Natur nicht gerecht wird.
Ein Pfarrer ohne Pfarrgemeinderat riskiere, die
Pfarrei mit einem klerikalen Stil zu führen, sagte Franziskus. Klerikalismus aber
lasse weder Pfarrei noch die Laien wachsen. Der Pfarrgemeinderat sei dazu gemacht,
den Pfarrer zu unterstützen, aber nicht ihm die Entscheidungen abzunehmen; er sei
keine Demokratie. Im Gespräch mit den Laien des Pfarrgemeinderates gab der Papst auch
Tipps für den Umgang miteinander. Besonders bat er sie, auf Geschwätz und üble Nachrede
zu verzichten, denn diese seien die Gefahr Nummer eins der kirchlichen Einrichtungen
bis hin zur Kurie des Papstes.
Langjährige Erfahrung Franziskus
sprach hier als erfahrener Hirte: als Erzbischof von Buenos Aires hatte er langjährige
Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kirchengremien gesammelt. Wenn
Schwierigkeiten auftauchen, gibt es aus seiner Sicht nur ein Mittel: ehrliche Konfrontation
in größerem, geschlossenem Rahmen. Kritik sei niemals „hinterrücks“, sondern im direkten
Gespräch mit der betreffenden Person oder in einer Sitzung zu äußern, an der auch
die Person teilnehme.
„Hausaufgaben gemacht“ Franziskus
war am späteren Nachmittag in der Pfarrei angekommen. Anlass war des 50-jährige Bestehen
von „San Tommaso Apostolo“. Zunächst unterhielt sich der Papst mit einigen Kindern,
die sich auf die Erstkommunion und die Firmung vorbereiten; sie hätten „ihre Hausaufgaben
gemacht“, erklärten die Jungen und Mädchen dem Papst und nannten ihm ihr Taufdatum.
Franziskus hatte mehrmals Gläubige dazu eingeladen, in ihren Dokumenten den Tag ihrer
Aufnahme in die Kirche zu suchen. Nach einer Unterhaltung mit Eltern, deren Kinder
im Lauf des vergangenen Jahres getauft wurden, begegnete der Papst alten und kranken
Menschen sowie Kindern mit Behinderung, anschließend einigen Priestern. Außerdem nahm
er mehreren Gläubigen die Beichte ab. Danach feierte er die Messe und hielt eine kurze,
improvisierte Predigt, in der er – ähnlich wie schon beim Angelusgebet am Petersplatz
– die Gläubigen dazu aufrief, die anderen nicht „mit Worten zu töten“.
Es
war der vierte Gemeindebesuch, den Franziskus in seinem Bistum Rom unternahm. Im Stadtteil
Infernetto leben Familien der gehobenen Mittelschicht. Daneben gibt es dem Pfarrer
zufolge eine große Gemeinde von Srilankesen sowie von Rumänen, die im Haushalt, in
der Gartenpflege sowie in der Altenpflege im Einsatz sei.