Im Morgengrauen des
22. Januar vor genau siebzig Jahren beschossen die Alliierten die Südküste Italiens,
es folgte die Landung von Truppen in Anzio, in der Nähe Roms. Die Eröffnung einer
zweiten Front gegen Hitler und Mussolini schaffte neue Flüchtlinge, Tausende von ihnen
versuchten, in den päpstlichen Gütern unter zu kommen, zum Beispiel in Castelgandolfo.
Papst Pius XII. zögerte damals nicht, sondern öffnete die Gärten für die Fliehenden.
Saverio
Petrillo ist seit 27 Jahren Direktor der Päpstlichen Güter, er berichtet im Gespräch
mit Radio Vatikan von der Aufnahme der vielen Evakuierten.
„Als die Bevölkerung
in der Umgebung von Castelgandolfo von der Landung hörte, stürmten sie zu den Eingängen
der Villen hin. Die Einwohner von Castelgandolfo versammelten sich vor dem Päpstlichen
Palast, jene aus den Ortschaften Albano, Ariccia und Genzano trafen sich beim Eingang
von Albano. Papst Pius XII. ordnete an, alle Eingänge zu öffnen und alle Menschen
aufzunehmen. Es waren zwischen 10.000 und 12.000 Menschen da, die auf dem Gelände
lebten. Das sah wie ein großer Picknick-Platz aus.“
Am 10. Februar 1944
wurde ein Teil der Anlage von den Alliierten bombardiert.
„Obwohl dem damaligen
Substituten im Staatsekretariat, Giovanni Battista Montini – später Paul VI. – von
den Alliierten versichert wurde, dass die vatikanischen Gebiete unversehrt bleiben
würden, kam es zur Tragödie mit 18 getöteten Klarissen in dem Kloster in Castelgandolfo
sowie weiteren 500 Toten beim Kolleg der Missionskongregation Propaganda Fide.“
Papst
Pius XII. habe alles Menschenmögliche unternommen, um den Einwohnern zu helfen. Er
sorgte für die Verteilung von Nahrung, Medizin und Kleidern. Pius sandte auch Transportmittel,
damit die Menschen um Castelgandolfo schneller fliehen konnten, fügt Petrillo an.
„Was
mich persönlich sehr überrascht hat, ist die Tatsache, dass der Papst seine eigene
Wohnung schwangeren Frauen zur Verfügung stellte, damit sie dort ihre Kinder gebären
konnten. Also, im Schlafzimmer des Papstes sind etwa 40 Kinder auf die Welt gekommen.
Als Dank haben die meisten Mütter ihre Kinder auf die Namen Pius oder Eugen getauft.“
Petrillo
ist mit 18 Jahren in den Dienst für den Vatikan getreten, nun geht er mit 74 Jahren
in den Ruhestand. Er ist heute einer der wenigen Vatikanmitarbeiter, der bereits für
Papst Pius XII. gearbeitet und ihn kennengelernt hatte.
„Ich hatte die Gelegenheit,
in Castelgandolfo das Ende von drei Pontifikaten mitzuerleben, zwei davon waren Todesfällen
– Pius XII. und Paul VI. – und einer wegen einem Rücktritt – Benedikt XVI. Das sind
Momente, die für immer in meinem Herzen bleiben werden.“