In den zerbrechenden
Staaten Syrien und Irak ist eine islamistische Gruppe dabei, einen Gottesstaat zu
errichten. „Isis“ heißt die Gruppe, die bereits Teile des Westirak unter ihre Kontrolle
gebracht hat. Dabei geraten die Christen immer mehr zwischen die Fronten: Wer sich
nicht der strengen Scharia-Gesetzgebung unterwerfe, komme in große Schwierigkeiten,
weiß Daniel Ottenberg vom christlichen Hilfswerk Open Doors. Er berichtet gegenüber
dem Domradio von den Auswirkungen dieser Entwicklung.
„Christen sitzen letzten
Endes in der Falle. Es ist zunehmend schwieriger für die Christen, im Land zu bleiben,
obwohl sie es wirklich gerne wollen. Es ist ihre Heimat, die Christen leben dort quasi
seit Anbeginn des Christentums, aber es ist sehr, sehr schwierig für sie, zu bleiben,
weil sie von beiden Seiten sozusagen attackiert werden, weil sie zwischen die Fronten
geraten. Wenn die irakischen Soldaten, wenn die irakische Regierung beispielsweise
versucht, Falludscha oder andere Orte zurückzuerobern, wird auf Christen, die dort
irgendwo zwischen den Fronten sind, keine Rücksicht genommen. Das heißt, die Situation
ist wirklich katastrophal.”
Für die Christen bedeute das vor allem, in
ständiger Angst zu leben, und zwar bereits seit Jahren. Bombenanschläge hatte es zuletzt
zu Weihnachten gegeben, Gewalt ist Teil des Alltags.
„Viele fliehen, und
viele sind auch insbesondere aus Syrien geflohen. Und natürlich sind auch viele Iraker,
als im Irak noch Krieg herrschte, nach Syrien geflohen. Und dann ist die Situation
in Syrien katastrophal geworden. Sie sind teilweise zurückgegangen in den Irak, und
nun kommt die „Isis" und erobert da Gebiete. Also, es ist wirklich kaum noch ein Platz
da, an dem die Christen bleiben können. Viele gehen auch in den Norden des Irak, in
die kurdischen Gebiete, die ja eine gewisse Autonomie haben. Aber selbst dort wird
es für die Christen zunehmend schwieriger.”
Immer wieder wird der Ruf laut,
der Westen möge mehr Flüchtlinge aufnehmen, aber nicht in allen Ländern stößt das
auf Verständnis. Besonders die Kirchen rufen verstärkt zu Hilfe für die Christen auf,
die ihr Land verlassen müssen - oder auch für die, die bleiben wollen. Etwa 1,3 Millionen
Christen leben noch in Syrien, bis zu einer halben Million noch im Irak
„Das
Erste, was uns die Christen dort vor Ort immer wieder sagen, sei es die einfachen
Christen oder auch die Bischöfe, ist: Betet für uns. Das ist das Erste und Wichtigste.
Bitte beten Sie für die Christen dort, dass ein Wunder geschieht, denn nichts anderes
brauchen diese beiden Länder! Und das andere ist: Informieren Sie sich. Am Mittwoch
wird ja unser neuer Weltverfolgungsindex erscheinen, dafür haben wir wieder ein Sonderheft
mit vielen Informationen, auch zu Syrien, auch zum Irak herausgegeben. Bestellen Sie
das über unsere Homepage, besorgen Sie sich Informationen, damit Sie wissen, was dort
geschieht! Denn das ist in den Medien leider nicht so sichtbar, was dort mit den christlichen
Minderheiten passiert. Es ist natürlich für alle ganz schrecklich, aber die Christen
haben keinen Ort, wo sie hingehen können. Deswegen: Informieren Sie sich, beten Sie
und helfen Sie auf diese Weise.“