Die Arbeit des achtköpfigen
Kardinalsrates zur Reform der Kurie hat ein erstes konkretes Ergebnis: Papst Franziskus
wird eine Kommission zum Schutz von Kindern vor Missbrauch einrichten. Das hat Kardinal
Sean Patrick O´Malley an diesem Donnerstag bekannt gegeben. Der Erzbischof von Boston
gehört dem Kardinalsrat an, der dem Papst die Schaffung einer solchen Kommission vorgeschlagen
hatte. Sie stehe in der Linie, die Papst Benedikt XVI. in Fragen des Missbrauchs eingeschlagen
habe, erklärte Kardinal O´Malley. Das erste Anliegen der Kommission sei die pastorale
Aufmerksamkeit für Opfer von Kindesmissbrauch in der Weltkirche.
„Besonders
geht es darum, über den aktuellen Stand der verschiedenen Programme zu berichten,
Vorschläge für neue Initiativen der Kurie in Zusammenarbeit mit Bischöfen, Bischofskonferenzen
und Ordensoberen zu unterbreiten; es geht um die Ernennung passender Personen, die
über die Umsetzung solcher Programme wachen sollen, einschließlich Laien, Ordensfrauen
und Ordensmännern und speziell ausgebildete Priester.“
Papst Franziskus
werde die Zusammensetzung und die Befugnisse der Kinderschutzkommission in Kürze mit
einem eigenen Schreiben bekannt geben, informierte der Kardinal. Allerdings nannte
er eine Reihe „möglicher Kompetenzen“ der einzurichtenden Kommission. Diese Liste
ist lang, und dass Papst Franziskus ihre öffentliche Benennung zu einem so frühen
Zeitpunkt autorisiert, zeigt das Gewicht, das er der Prävention von Kindesmissbrauch
in der Kirche einräumt. Kardinal O´Malley nannte als mögliche Aufgaben der Kommission:
„Die Erstellung von Leitlinien zum Kinderschutz, um Missbrauch vorzubeugen.
Bildungsprogramme für Kinder, Erwachsene und alle, die mit Kindern arbeiten, für Seminaristen,
Religionslehrer, auch Weiterbildung von Priestern. Protokolle für die Sicherheit des
kirchlichen Raumes, Erarbeitung von Verhaltensregeln, Eignungszertifikate fürs Priesteramt,
Screening, Kontrolle des Strafregisterauszugs, psychiatrische Gutachten; Zusammenarbeit
mit den zivilen Behörden, Information über Vergehen gegen zivile Gesetze durch Kleriker,
die sich des Missbrauchs schuldig gemacht haben. Es geht um seelsorgerliche Betreuung
der Opfer und ihre Familien, um geistliche Begleitung, um Zusammenarbeit mit Forschern
aus den Fachbereichen Psychologie, Soziologie und Recht. Verbesserung der Prozeduren,
Aktualisierungen von Gesetzen und Richtlinien, Beziehungen mit den Gläubigen und mit
den Medien, Begegnungen mit den Opfern, und Rehabilitierung von Tätern.“
Die
Kompetenz der Glaubenskongregation in Fragen des Kindesmissbrauchs durch Kleriker
werde durch die neue Kommission nicht beschnitten, sagte Kardinal O´Malley. Es handle
sich um eine zusätzliche Einrichtung, besetzt mit internationalen Fachleuten in der
Größenordnung von etwa zwölf Personen, die mit der Glaubenskongregation zusammenarbeiten
werden.
Kardinal O´Malley gilt innerhalb des Kardinalskollegiums als der Fachmann
schlechthin in Fragen des Kinderschutzes. Vor seiner Zeit als Erzbischof von Boston
war es dort zu zahlreichen Fällen von Missbrauch durch Priester gekommen, die O´Malley
in einem transparenten und umsichtigen Verfahren aufzuarbeiten versuchte. Die Kardinäle
hatten den Vorschlag für die Kinderschutzkommission am Mittwoch „mit großer Begeisterung“
debattiert, berichtete Kardinal O´Malley, und bereits einen Tag später habe der Papst
beschlossen, den Vorschlag umzusetzen.
Das nächste Treffen der „K8“ wird auf
drei Tage ausgedehnt, informierte Vatikansprecher Federico Lombardi. Es sei von 17.
bis 19. Februar 2014 anberaumt und werde damit unmittelbar vor dem Konsistorium, der
Versammlung des Kardinalskollegiums, am 20. und 21. Februar stattfinden. Am 22. werde
Papst Franziskus den von ihm ausgewählten Kandidaten die Kardinalswürde verleihen,
tags darauf konzelebrieren alle gemeinsam eine Messe in Sankt Peter. Am 24. und 25.
Februar tritt der Synodenrat zusammen, der die Bischofssynode über Fragen der Familienseelsorge
vom Oktober vorbereitet.