Franziskus kündigt 2015 Motto-Jahr zu geistlichen Berufungen an
Papst Franziskus stellt
das Jahr 2015 in das Zeichen geistlicher Berufungen. Das Motto-Jahr kündigte der Papst
an diesem Freitag am Ende eines Treffens mit Vertretern der Vereinigung männlicher
Ordensoberer im Vatikan an. Papst Benedikt hatte in seiner Amtszeit ein Priesterjahr
und das Jahr des Glaubens ausgerufen.
Es war eine überraschende Ankündigung.
Papst Franziskus gab die Nachricht sozusagen auf der Türschwelle bekannt, kurz vor
seinem Abschiedsgruß an die 120 Ordensoberen, die er am Morgen im Vatikan traf. Das
geht aus einer Erklärung der Ordensoberen im Anschluss an die Begegnung hervor. Mit
drei Stunden habe sich der Papst viel mehr Zeit als geplant für das Treffen genommen,
das überaus „brüderlich“ verlaufen und Dialogcharakter gehabt habe, heißt es in der
Erklärung weiter.
Franziskus habe das geweihte Leben als „prophetisch“ gewürdigt:
„Das sind Männer und Frauen, die die Welt aufwecken können“, sagte der Papst laut
der Erklärung wörtlich. Mit Blick auf die Berufungen habe der Papst von „jungen Kirchen,
die neue Früchte hervorbringen“, gesprochen Die Kirche müsse hier die Inkulturation
des Charismas „neu denken“, formulierte der Papst. Sie müsse für Verfehlungen um Verzeihung
bitten und mit Scham apostolische Misserfolge betrachten, die durch Missverständnisse
in diesem Bereich zustande gekommen seien. Der Papst nannte hier als ein Beispiel
die Chinamission des Jesuiten Matteo Ricci. Weiter appellierte er, die religiösen
Institute müssten sich für Menschen verschiedener Kulturen, die die Charismen unterschiedlich
leben, öffnen – mehr internationale Vielfalt, so sein Appell.
Als wesentlich
hob der Papst dabei die Ausbildung hervor: Sie müsse spirituell, intellektuell, gemeinschaftlich
und apostolisch sein, so der Papst. Mittels eines ehrlichen und offenen Dialoges über
alle Lebensaspekte müsse jede Form der Überheblichkeit und des Klerikalismus vermieden
werden. Dabei solle die Ausbildung „handwerklich“ und praktisch, keinesfalls „polizeihaft“
sein: „Man akzeptiert die Sünder, aber nicht die Korrupten“, formulierte der Papst
als Faustregel. Zu einem brüderlichen Umgang unter Geistlichen gehöre auch, dass man
Konflikte einzelner Kirchenmitglieder nicht „verwaltet“, sondern sich ihrer annehme,
sie „zärtlich streichelt“, so der Papst. Als dringlichste Aufgabe der Ordensgemeinschaften
sieht Franziskus die Zuwendung zu den menschlichen Randgebieten und den Ausgeschlossenen.
Im kulturellen und Bildungsbereich sieht er weitere Aufgaben der Gemeinschaften.