Es ist der schlimmste
Taifun, der jemals die Philippinen heimgesucht hat: Zehntausend Tote, zahlreiche Obdachlose
und Vermisste ist die traurige Bilanz nach der Spur der Verwüstung, die der Taifun
Haiyan auf dem Inselstaat hinterlassen hat. An den Küstenstreifen machten tsunamiartige
Flutwellen ganze Straßenzüge dem Erdboden gleich, Orkanwinde von 300 Stundenkilometern
Stärke zerstörten selbst feste Häuser, in denen Menschen Schutz suchten, bis auf die
Grundmauern. Die Gewalt des Sturms sei unvorstellbar gewesen, berichtet Pater Giovanni
Re im Interview mit Radio Vatikan. Er ist für die päpstlichen Missionswerke (PIME)
auf den Philippinen:
„Das Bild ist schlimmer als erwartet. Man wusste ja,
dass es ein Mega-Taifun sein würde, und hat darum schon zwei Tage vorher viele Menschen
evakuiert. Die hohe Zahl der Toten ist angesichts dieser Vorbereitungen überraschend.
Leider hat die Gewalt dieses Mega-Taifuns die schlimmsten Erwartungen noch übertroffen.“
Papst
Franziskus hat am Sonntag erneut zum Gebet für die zahlreichen Opfer des Wirbelsturms
aufgerufen. Beim Angelus hielt der Papst eine kurze Gebetsstille und bat dann um konkrete
Hilfe für die Opfer. Die internationale Unterstützung für die Bevölkerung auf den
Philippinen ist inzwischen angelaufen. Aufgrund der unsäglichen Zerstörungen sind
viele Menschen jedoch immer noch von der Außenwelt abgeschlossen, etliche Tote liegen
noch unter den Trümmern. Was fehlt jetzt am meisten? Pater Re:
„Den normalen
Leuten mangelt es jetzt akut an Essen, Medizin und Schlafplätzen. Aus logistischer
Sicht muss man die Straßen freimachen, um so schnell wie möglich die Menschen zu erreichen,
die am stärksten betroffen sind. Die Hilfsaktionen und Solidaritätssammlungen für
die Betroffenen sind angelaufen. Auch die Kirche, die in den einzelnen Gegenden sehr
verwurzelt ist, tut über die Diözesen und die entsprechenden Organisationen ihr Möglichstes
– wie sie es in der Vergangenheit immer getan hat.“
Die Hilfsarbeit stoße
derzeit vor allem auf folgendes Hindernis:
„In den am schlimmsten verwüsteten
Gebieten fehlt vor allem der Strom. Auch ist dort das Kommunikationsnetz zusammengebrochen.
So ist es kaum möglich zu telefonieren, auch nicht mit Mobiltelefonen. Die Regierung
hat deshalb zur Priorität bestimmt, so schnell wie möglich den Strom wiederherzustellen
und die Kommunikation zu garantieren.“
Ohne Kommunikationsnetzt können
sich die Helfer nur blind vorantasten, zerstörte Flughäfen, beschädigte Häfen und
verschüttete Straßen machen die Hilfsarbeit zu einem logistischen Alptraum. Das ganze
Ausmaß der Zerstörungen sei überhaupt noch nicht klar, so Pater Re:
„Man
muss wohl noch einige Tage warten, um eine klarere Idee davon zu bekommen, was wirklich
passiert ist... Es gibt einige Gegenden, die völlig abgeschnitten sind und die man
gerade versucht zu erreichen…“ Nach Angaben der philippinischen Regierung waren
4,3 Millionen Menschen von der Naturkatastrophe betroffen, 800.000 flohen aus ihren
Häusern. Viele von ihnen haben all ihr Hab und Gut verloren, 330.000 harren in Notunterkünften
aus. Die internationalen Hilfswerke haben derweil Hilfen zugesichert und rufen zu
Spenden auf.
Auch die Deutsche Bischofskonferenz ruft zur Hilfe für die Taifun-Opfer
auf. Der Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, schrieb an seinen Amtskollegen
auf den Philippinen, Erzbischof Sokrates Villegas: „Wir sind zutiefst erschüttert
vom Tod so vieler Menschen, die Opfer der Naturgewalten wurden.“ Die Menschen in Deutschland
rief er zu Spenden auf. Zugleich sagte er: „In dieser hoffnungslosen Situation müssen
wir nach Kräften helfen, dazu zählt auch das Gebet.“
Der Vorsitzende des Rates
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, rief ebenfalls
zum Gebet und zur praktischen Hilfe für die Opfer auf. „Wieder einmal hat es die Ärmsten
der Armen besonders schlimm getroffen. Die Zerstörungen sind kaum vorstellbar, die
Verluste an Menschenleben unermesslich“, erklärte Schneider am Rande der EKD-Synode
in Düsseldorf.