Franziskus an Katecheten: „Seid keine Statuen im Museum“
Katecheten sollten
aus Sicht von Papst Franziskus nicht den Eindruck vermitteln, der christliche Glaube
sei etwas allzu Strenges. „Ein strenger Katechet verknöchert und wird steril“, sagte
Franziskus am Freitag bei einer Audienz für katholische Katecheten im Vatikan. Die
Katechese sei ein Pfeiler der Glaubenslehre und es brauche gute Lehrer, betonte Franziskus.
„Passt
gut auf! Ich habe gesagt, ihr sollt nicht als Katecheten ,arbeiten‘, sondern ihr sollt
Katecheten ,sein‘, denn das heißt das ganze Leben einbeziehen. Erinnert Euch an das,
was Benedikt XVI. uns gesagt hat: ,Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sie
wächst durch Anziehung.‘ Und das, was anzieht, ist das Zeugnis. Katechet sein, das
heißt, den Glauben bezeugen, im eigenen Leben kohärent sein.“
Er wisse,
dass das nicht immer einfach sei, so der Papst weiter, der in diesem Zusammenhang
auch an den heiligen Franziskus und seine Worte: „Verkündet das Evangelium, zur Not
auch mit Worten“ erinnerte. Allen Katecheten legte Papst Franziskus außerdem drei
Dinge ans Herz: 1. Vertraut sein mit Christus, 2. aus sich selbst heraus gehen, den
anderen entgegen und: 3. keine Angst haben, mit Christus in die Peripherien zu gehen.
„Ich
sage Euch: ,Lasst Euch vom Herrn anschauen.‘ Ich verstehe, dass das für Euch nicht
so einfach ist, vor allem für die, die verheiratet sind und Kinder haben, ist es schwer
längere Zeiten der Stille zu finden. Aber Gottseidank, müssen wir das nicht alle auf
die gleiche Weise tun: So, wie es Vielfalt in der Berufung gibt, gibt es auch Vielfalt
in den spirituellen Formen. Wichtig ist nur, einen geeigneten Weg zu finden, beim
Herrn zu sein, und das geht immer, in jeder Lebenslage.“
Oft sei es nicht
leicht, diese Aufgabe neben der Arbeit und der Familie zu erfüllen, so Franziskus.
Die gute Begegnung mit den Menschen erfordere aber zugleich eine tiefe innere Begegnung
mit Jesus. Wenn eine dieser beiden Begegnungen fehle, gelinge auch die andere nicht.
Jeder solle sich nun einmal selbst fragen, wie er dies lebe, gab Franziskus den Katecheten
mit, dann kam er zum zweiten Punkt: Aus sich selbst herausgehen, den anderen entgegen:
„Das
ist die Aufgabe des Katecheten: Immer wieder aus Liebe aus sich selbst herausgehen,
um Jesus zu bezeugen, von ihm zu reden, zu predigen. Das ist wichtig, weil der Herr
es tut: Es ist grade der Herr, der uns dazu bringt, aus uns herauszugehen.“ Wieder
schloss Franziskus mit der Bitte an, dass jeder sich selbst diesbezüglich prüfen solle:
Jeder solle sich fragen: „Wie können wir Sünder, wir armen Sünder, die Herzen der
anderen erwärmen?“ „Denkt darüber nach“, forderte Franziskus die Katecheten auf, dann
kam er zum dritten Punkt: Keine Angst haben, mit Christus in die Peripherien gehen.
„Wenn
sich ein Katechet von der Angst gefangennehmen lässt, wenn er ein Angsthase ist, wenn
er ein ruhiger Katechet ist, dann endet er als Statue in einem Museum: Davon gibt
es viele! Ich bitte Euch: ,Seid keine Statuen im Museum!‘ Wenn ein Katechet unflexibel
ist, wird er verknöchert und steril.“ Auch Gott sei nicht streng, erklärte
Franziskus und er rief die Zuhörer auf, die christliche Botschaft auch an der Peripherie
zu vermitteln und immer in Bewegung zu bleiben. Auch Gott habe keine Angst vor den
Rändern, und er sei ihnen auch dort immer einen Schritt voraus.
„Wenn ein
Christ in seiner Gruppe, in seiner Pfarrei, seiner Bewegung eingeschlossen lebt,
dann wird er krank. Wenn ein Christ auf die Straßen geht, an die Ränder, dann kann
ihm passieren, was immer passieren kann, wenn man auf der Straße ist: Es kann Unfälle
geben. Ich sage Euch aber: ,Mir ist eine Kirche, die Unfälle baut, 1.000 Mal lieber,
als eine kranke Kirche! Ein Katechet, der Mut hat, das Risiko wagt, herauszugehen,
ist mir lieber, als einer der studiert und alles weiß, aber immer verschlossen ist:
das ist krank, manchmal sogar Krank vom Kopf aus…“
Schließlich dankte Franziskus
den Katecheten für ihren Dienst, den sie etwa im Kommunion- und Firmunterricht, aber
auch in Erwachsenengruppen leisten:
„Bleiben wir in Christus und versuchen
wir immer mehr eins mit ihm zu werden, lasst uns ihm folgen, in seiner Liebe imitieren,
in seiner Art, auf die Menschen zuzugehen, gehen wir hinaus, öffnen wir die Türen,
und wagen wir es, neue Wege für die Verkündigung des Evangeliusm zu finden! Der
Herr Segne Euch und die Madonna möge Euch begleiten. Vielen Dank!”
1.600
Katecheten aus zahlreichen Ländern halten sich auf Einladung des päpstlichen Rates
für die Neuevangelisierung seit Donnerstag zu einem internationalen Kongress in Rom
auf. Die Veranstaltung, die am Samstag mit einer Papstmesse endet, steht unter dem
Motto „Der Katechet, Zeuge des Glaubens“ und ist Teil des Programms zum „Jahr des
Glaubens“, das noch bis November dauert. Radio Vatikan überträgt die Papstmesse
mit Katecheten auf dem Petersplatz an diesem Sonntag live und mit deutschem Kommentar.
Sie können die Übertragung mit Pater Bernd Hagenkord SJ ab 10.30 Uhr über den Vatikanplayer
auf unserer Internetseite radiovatican.de verfolgen.