81 Todesopfer haben
die Bomben in einer Kirche in Nordwestpakistan gefordert: Der Angriff auf die Allerheiligenkirche
in Peshawar am Sonntag war der tödlichste Angriff auf Christen in der Geschichte Pakistans.
Mehrere Selbstmordattentäter hatten sich nach dem Gottesdienst in die Luft gesprengt,
gerade als die Kirchgänger ins Freie strömten; neben den 81 Toten gibt es über 140
Verwundete zu beklagen. Eine örtliche Splittergruppe der Taliban hat sich zu dem Anschlag
bekannt und weitere angekündigt.
„Zutiefst betroffen“ reagierte UNO-Generalsekretär
Ban Ki-Moon. Papst Franziskus sagte während seines Besuches auf Sardinien: „In Pakistan
haben Attentäter sich für Haß und Krieg entschieden. Das ist der falsche Weg, er führt
nirgends hin! Nur der Weg des Friedens führt zu einer besseren Welt!“ In Pakistan
gerät jetzt die Regierung in Erklärungsnot: Schließlich bemühte sie sich bislang um
Friedensverhandlungen mit den Taliban. „Was für ein Dialog soll das denn sein? Frieden
mit Menschen, die Tausende Unschuldige töten?“ Das sagte Paul Bhatti, Leiter des Verbands
pakistanischer Minderheiten, ein Katholik. Sein Bruder, damals einziger christlicher
Minister im Kabinett, ist 2011 von einem Islamisten ermordet worden. „Diese Terroristen
haben keine Religion“, erklärte Regierungschef Nawaz Sharif.
Erzbischof Edgar
Peña Parra ist Päpstlicher Nuntius in Islamabad. „Natürlich sind wir wirklich von
tiefem Schmerz erfüllt“, sagt er uns telefonisch in einem Interview. „Das ist ja nur
der letzte in einer ganzen Reihe von Angriffen auf unsere christliche Gemeinschaft.
In so einem Moment stehen wir Christen alle zusammen, weil wir alle eine Minderheit
im Land sind. Wieder einmal müssen wir erleben, wie unsere christliche Kirche in Pakistan
leidet.“ Der Nuntius ist dem Papst dankbar für seinen Friedensappell. „Ich bitte
darum, unsere Kirche in Pakistan nicht zu vergessen, die jeden Tag unter Diskriminierung
und Angriffen leidet. Es scheint mir nötiger denn je, für den Frieden in der Welt
zu beten.“
Drei Tage Staatstrauer
Vielerorts in Pakistan
blockierten Christen am Sonntag Straßen, um gegen das Attentat zu protestieren. Auf
einer der Haupt-Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt zündeten Christen Autoreifen an
und forderten lautstark mehr Schutz für die Minderheit im Land. Am Montag begann in
Pakistan eine dreitägige Staatstrauer; christliche Schulen bleiben in den nächsten
Tagen geschlossen. Auf Regierungsgebäuden in der Hauptstadt Islamabad wurde die Nationalflagge
auf Halbmast gesetzt. Abgeordnete trugen schwarze Armbinden im Parlament. In mehreren
Städten protestierten Christen auch am Montag gegen den Anschlag von Peshawar; in
Islamabad blockierten 600 Demonstranten mehrere Stunden lang eine Schnellstraße. Weitere
Kundgebungen gab es in Lahore, Karachi, Faisalabad und Peshawar.
Er habe die
Christen dazu aufgerufen, jetzt Ruhe zu bewahren, sagt uns in einem Interview Minderheitensprecher
Paul Bhatti; die Christen beteten, sie zeigten ihren Schmerz, und sie bäten die Regierung
um ernsthafte Massnahmen zum Schutz der Minderheiten.Die Polizei hat mehr Schutz für
christliche Gebäude in Peshawar angekündigt; beim Attentat vom Sonntag ist auch ein
Polizist, der zum Schutz der Allerheiligenkirche abgestellt war, ums Leben gekommen.
Christen sind nur eine kleine Minderheit in Pakistan; von den 180 Millionen Einwohnern
sind 96 Prozent Muslime.