2013-09-06 11:54:39

Syrien: Eine schwierige Gewissensentscheidung


RealAudioMP3 Beim G-20-Gipfel in St. Petersburg ist auch der Friedensappell des Papstes für Syrien zur Sprache gekommen. Das berichten Medien aus der russischen Stadt. Während des gemeinsamen Abendessens der Staats- und Regierungschefs habe der italienische Ministerpräsident Letta am Donnerstag auf den Brief von Franziskus an die G-20 hingewiesen. Auch Russlands Präsident Vladimir Putin erinnerte am Freitagnachmittag vor Journalisten an die Papstbotschaft: Er betonte, dass Franziskus einen Militärschlag des Westens in Syrien für nicht zulässig halte. In dem am Donnerstag bekannt gewordenen Schreiben fordert der Papst den Einsatz der Internationalen Gemeinschaft für eine friedliche Verhandlungslösung in Syrien. Bemühungen um eine militärische Lösung nennt er „sinnlos“. Allerdings rügt er auch bisherige Blockaden im Sicherheitsrat, die die Lage in Syrien immer mehr verschärft haben.

Zusehen in Syrien, oder eingreifen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Politiker in Sankt Petersburg, sie ist eine schwierige Gewissensfrage für Christen. Das sagte die Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Pfarrerin Petra Bahr, dem Kölner Domradio:

„In Deutschland ist der Impuls ja sofort - aus guten Gründen: Nie wieder Krieg! Deswegen kann man sich relativ schnell darauf einigen, dass Militärschläge ethisch kaum zu verantworten sind. In Amerika und in England ist die Situation etwas anders. Da gibt es viele Christen, die sagen, wir müssen doch den Opfern dieses grausamen Bürgerkriegs helfen. Sechs Millionen Menschen auf der Flucht, eine Million Kinder allein, über 100.000 Tote. Das kann doch nicht sein, dass wir da zugucken! Sie betonen viel stärker die Tatsache, dass Zugucken auch schuldig macht. In den USA merken wir allerdings auch zum ersten Mal so etwas wie eine kirchliche Friedensbewegung, wo ganz viele unterschiedliche Kirchen zusammen die amerikanische Regierung dringend mahnen, doch bitte keinen Militärschlag zu erwägen, sondern politischen Druck zu machen, Russland ins Boot zurückzuholen, um auf diesem Weg Assad möglicherweise zu einem mäßigeren Handeln zu bewegen.“

Frau Bahr hofft darauf, dass die orthodoxe Kirche Russlands Präsident Putin in seiner Haltung umstimmt.

„Ich träume die ganze Zeit davon, dass der Druck der Kirchen auf die orthodoxe Kirche in Russland größer wird, so dass die Christen in Russland auch merken, was da auf dem Spiel steht an allgemeinen Menschenrechten, aber auch an der Sehnsucht der Menschen in Syrien nach einem gerechten Frieden – und dass sie dann mehr Druck auf Putin machen, als es im Moment passiert. Es ist natürlich ein Traum, aber ich wundere mich doch manchmal, wie sehr auch die Kirchen sich so in einem Ton gediegener politischer Diplomatie bewegen und alle anderen Möglichkeiten im Grunde sich schon selbst verbieten; also fast so agieren wie Realpolitiker.“

(domradio/agi/rv 06.09.2013 sk)








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