Die fliegende Pressekonferenz: Was sagte der Papst wörtlich?
Ein Papst in Rede:
Auf dem Rückflug aus Rio Richtung Rom stand Papst Franziskus den rund 70 mitfliegenden
Journalisten über eineinhalb Stunden Rede und Antwort. Medien haben bereits ausführlich
darüber berichtet. Vor allem die Zitate zu den Themen „Homosexualität“ oder „Frauenordination“
wurden ausgiebig gebracht und kommentiert. Doch der Papst sprach nicht nur darüber.
Hier einige Fragen der Journalisten und Antworten des Papstes:
Zu Beginn des
Treffens mit den Journalisten sagte der Papst:
„Guten Abend und vielen Dank!
Ich bin zufrieden. Es war eine schöne Reise, sie hat mir im spirituellen Sinne sehr
gut getan. Ich bin zwar müde, aber im Herzen sehr fröhlich und es geht mir gut, sehr
gut: Das hat mir geistlich sehr gut getan. Leute zu treffen, tut gut, weil der Herr
in jedem von uns arbeitet. Er arbeitet im Herzen der Menschen und das Reichtum des
Herrn ist so großartig, dass wir immer von den anderen Mitmenschen viel zurückbekommen.“
Juan
de Lara ist Korrespondent der spanischen Nachrichtenagentur efe. Es war seine letzte
Papstreise als Journalist, wie Vatikansprecher Federico Lombardi im Flieger sagte.
Deshalb durfte de Lara die erste Frage stellen. Es ging um die vatikanische Finanzen.
„Heiliger
Vater, in diesen vier Monaten ihres Pontifikates haben wir gesehen, dass Sie verschiedene
Kommissionen für die Kurienreform einberufen haben. Ich möchte Sie fragen: Welche
Reform haben Sie im Sinn? Haben Sie vielleicht vor, die sogenannte Vatikanbank IOR
aufzulösen?“
Dazu antwortete der Papst:
„Eigentlich wollte ich
mich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikans im nächsten Jahr kümmern,
doch die Aktualitäten, die der Öffentlichkeit bekannt sind, haben meine Agenda durcheinander
gebracht und haben mich dazu bewogen, jene Kommission einzuberufen, die sich mit dem
IOR auseinandersetzen wird. Es geht um Reformvorschläge aber auch um Verbesserungsmöglichkeiten
usw.“
Er habe viele Ratschläge bekommen, so der Papst: Einige rieten ihm,
die Bank zu behalten, andere wollten sie in einen Hilfsfonds umwandeln oder ganz schließen,
so Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien.
„Ich weiß nicht, wie das enden
wird mit dem IOR. Derzeit habe ich noch keine klare Option. Ich verlasse mich auf
den Rat von Mitarbeitern des Geldinstituts und auf die eingesetzte Reformkommission.
Kennzeichen der Vatikanbank müssen in jedem Fall Transparenz und Gewissenhaftigkeit
sein. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Vatikanbank (der Deutsche Ernst von Freyberg;
Anmerk d. Red.), bleibt weiterhin im Amt. Das ist schön, weil wir Lösungen suchen:
das ist menschlich. Wir müssen immer versuchen, das Beste daraus zu machen.“
Papst
Franziskus setzte im Juni eine Kommission ein, die Vorschläge für eine „bessere Harmonisierung“
der Aktivitäten der Vatikanbank mit dem kirchlichen Auftrag erarbeiten soll.
Und
locker vom Hocker sprach der Papst auch über „heiße Eisen“ wie Frauenordination.
Die Frage stammte von der brasilianischen Journalistin Ana Fereira:
„Uns Journalisten
gefällt es sehr, Fragen zu stellen: Ich will von Ihnen gerne wissen, weshalb Sie gestern
zu den brasilianischen Bischöfen über die Beteiligung der Frauen in der Kirche gesprochen
haben. Ich möchte genauer wissen, wie Sie diese Beteiligung von uns Frauen in der
Kirche verstehen. Was halten Sie eigentlich von der Frauenordination? Welche Stellung
sollten wir in der Kirche haben?“
Dazu antwortete der Papst:
Ich
möchte ein bisschen das erläutern, was ich über die Beteiligung der Frauen in der
Kirche gesagt habe: man kann die Frau nicht auf die Rolle der Messdienerin oder der
Caritas-Präsidentin oder Katechetin beschränken… Nein! Es braucht mehr, aber vertieft
mehr, auch auf mystischer Ebene mehr. Das ist das, was ich über die Theologie der
Frau gesagt habe. Zur Frauenordination hat sich die Kirche bereits geäußert und sagt:
„Nein“. Das hat Johannes Paul II. gesagt und zwar mit einer abschließenden Erklärung.
Dieses Thema ist beendet, also jene Tür ist zu. Doch dazu möchte ich dir etwas sagen:
das habe ich bereits gesagt und ich wiederhole es nochmals: Die Muttergottes, Maria,
war viel wichtiger als die Apostel oder als die Bischöfe und Diakonen oder Priester.
Die Frau ist in der Kirche viel wichtiger als Bischöfe und Priester. Die Frage ist
aber, wie können wir das besser hervorheben. Ich glaube, da fehlt es an einer expliziten
theologischen Antwort. Danke.“
Nach weiteren Fragen kam nochmals das Thema
„Frauen in der Kirche“ zur Sprache. Die Frage stellte Jean-Marie Guénois von der französischen
Tageszeitung „Le Figaro“ folgende Frage:
„Sie haben gesagt, dass die Kirche
ohne Frauen unfruchtbar wird. Welchen konkreten Maßnahmen möchten Sie stellen? Werden
Sie beispielsweise das Frauendiakonat einführen oder die Leitung eines römischen Dikasteriums
einer Frau anvertrauen?“
Der Papst: „Die Kirche ohne Frauen ist wie
das Apostolische Kollegium ohne Maria. Die Rolle der Frau in der Kirche beschränkt
sich nicht nur auf die Mutterschaft, also Mutter einer Familie zu sein. Das ist viel
mehr: es ist doch gerade die Ikone der Jungfrau, der Muttergottes, die der Kirche
hilft, zu wachsen! Schaut, die Muttergottes ist doch viel wichtiger als die Apostel!
Sie ist viel bedeutender! Die Kirche ist weiblich: die Kirche ist die Braut und sie
ist die Mutter. Doch die Frau in der Kirche muss nicht nur… ich weiß nicht, wie man
das auf Italienisch sagt… die Rolle der Frau in der Kirche darf sich nicht nur auf
die Mutterrolle beschränken oder als Haushälterin, also etwas Eingeschränktes… Nein!
Das ist etwas anderes! Denken wir an die Päpste… Paul VI. hat etwas ganz Schönes über
Frauen geschrieben, doch ich denke wir müssen noch weiter gehen in der Erklärung,
was diese Rolle und Charisma sein soll. Man kann die Kirche ohne Frauen nicht verstehen,
also aktive Frauen in der Kirche, mit ihrem Profil, das sie voranbringt. Ich denke
beispielsweise an etwas, was gar nichts mit der Kirche zu tun hat, aber es ist ein
Beispiel aus der Geschichte: Das war in Lateinamerika, in Paraguay. Für mich ist die
Frau aus Paraguay die glorreichste Frau Lateinamerikas. Kommst du aus Paraguay? Nach
dem Krieg gab es ein demographisches Verhältnis von acht Frauen auf jeweils einen
Mann. Diese Frauen haben eine sehr schwere Entscheidung getroffen: Sie haben beschlossen
Kinder zu bekommen, um ihr Vaterland, ihre Kultur, ihr Glaube und Sprache zu retten.
In der Kirche müssen wir in dieser Perspektive denken: risikoreiche Entscheidungen
treffen. Das muss genauer erläutert werden. Ich denke, wir haben noch keine tiefe
Theologie der Frau in der Kirche gemacht. Heute kann sie ja nur Messdiener oder die
Lesungen lesen oder sie ist Präsidentin der Caritas. Na ja, es gibt mehr! Wir brauchen
eine tiefgründige Theologie der Frau. Das ist, was ich denke.“
Zu Abtreibung
und gleichgeschlechtliche Ehe fragte die brasilianische Journalistin von REDE
TV Patricia Zorzan:
„Die Gesellschaft hat sich verändert, die Jugendlichen
haben sich verändert und in Brasilien gibt es viele Jugendliche. Sie haben nicht über
die Abtreibung, über die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Personen gesprochen.
In Brasilien wurde ein Gesetz beschlossen, mit dem das Recht auf Abtreibung erweitert
und die gleichgeschlechtliche Ehe zugelassen wurde. Warum haben Sie nicht darüber
gesprochen?“
Papst Franziskus: „Die Kirche hat sich dazu bereits sehr
klar geäußert. Es war nicht notwendig darauf zurückzukommen, so wie ich auch nicht
über Betrug, Lüge oder andere Dinge gesprochen habe, zu denen die Kirche eine klare
Lehre hat!“
Patricia Zorzan: „Aber es ist ein Argument, das die Jugendlichen
interessiert…“
Papst Franziskus: „Ja, doch es bestand keine Notwendigkeit
darüber zu sprechen, sondern über positive Dinge, die den Weg für die Jugendlichen
öffnen. Nicht wahr? Zudem wissen die Jugendlichen genau, was die Position der Kirche
ist!“
Patricia Zorzan: „Was ist die Position Ihrer Heiligkeit? Können
Sie uns dazu etwas sagen?“
Papst Franziskus: „Die der Kirche. Ich bin
ein Sohn der Kirche!“
Der italienische Vatikanst Andrea Tornielli fragte
den Papst, was er denn in seiner schwarzen Aktentasche drin habe:
„Heiliger
Vater, ich habe vielleicht ein sehr indiskrete Frage: auf der ganzen Welt wurde das
Foto gezeigt, als Sie nach Rio flogen. Man sieht Sie auf der Treppe zum Flugzeug und
Sie tragen da eine schwarze Tasche. Weltweit wurde diese Neuheit kommentiert, also,
dass der Papst mit dem Handgepäck ein Flugzeug betritt. Da gab es dann auch viele
Spekulationen, was denn drin sein könnte. Deshalb möchte ich Sie fragen: erstens:
weshalb haben Sie die schwarze Tasche getragen und nicht ein Begleiter, zweitens,
könnten Sie uns sagen, was drin war?“
Und dazu antwortete der Papst:
„Es
gab kein Schlüssel für die Atombombe! Nun, ich habe die Tasche getragen, weil ich
das immer getan habe. Wenn ich reise, habe ich immer eine Tasche bei mir. Und was
war drin? Nun, der Rasierer, ein Brevier, eine Agenda und ein Buch. Ich hatte eins
über die Heilige Teresina, die ich sehr bewundere. Ich habe immer Handgepäck bei meinen
Reisen mitgeführt. Das ist doch normal. Wir müssen doch normal sein… ich weiß nicht…
das ist für mich ein bisschen komisch, was du mir sagst. Ein Bild wird weltweit kommentiert,
weil ich eine Tasche trage. Wir müssen uns gewöhnen, normal zu sein, ich meine das
alltägliche des Lebens. Ich weiß nicht, Andrea, ob ich dir antworten konnte…“
Die
portugiesische Korrespondentin Aura Miguel von Radio Renascença fragte den Papst:
„Heiliger
Vater, ich wollte Sie gerne fragen, weshalb Sie so oft darum bitten, dass man für
Sie betet. Das ist doch nicht normal, ich meine üblich, einen Papst zu hören, der
so oft darum bittet, dass man für ihn bete.“
Da sagte Franziskus:
„Das
habe ich immer getan. Als ich Priester wurde, hatte ich darum gebeten, für mich zu
beten. Vielleicht war es anfangs nicht so oft wie jetzt. Sicherlich als Bischof habe
ich das sehr oft getan. Ich fühle, dass der Herr nicht unbedingt bei der Arbeit des
Bischofsamtes mithilft, um das Volk Gottes voranzubringen, einer allein kann nicht…
Nun, ich fühle mich wirklich als einer, der viele Limiten hat, der viele Probleme
hat aber auch ein Sünder ist – aber das wisst ihr ja selber! – und deshalb muss ich
darum bitten. Nun, das kommt von innen! Auch der Muttergottes bitte ich jeweils, dass
sie beim Herrn für mich betet. Das ist eine Gewöhnungssache, aber sie kommt vom Herzen
und auch aus der Notwendigkeit, die mein Amt mit sich bringt. Ich fühle, dass ich
darum bitten muss… ich weiß nicht, aber es ist so…“ Der Papst sprach noch über
weitere Themen, die wir in einer weiteren Sendung präsentieren werden… Fortsetzung
folgt. (rv 31.07.2013 mg)