Fall Scarano: Geld eingefroren, Untersuchungen könnten ausgeweitet werden
Das oberste Vatikangericht
hat das auf dem „Istituto per le Opere di Religione“ (IOR, die 'Vatikanbank') befindliche
Vermögen des ehemaligen Vatikanmitarbeiters Nunzio Scarano eingefroren. Die Blockade
sei im Zuge der gegen Scarano laufenden Untersuchungen bereits am 9. Juli veranlasst
worden, gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Freitag in einer Presseerklärung
bekannt. Gegen den ehemaligen Angestellten der vatikanischen Güterverwaltung APSA
wird wegen des Verdachtes auf Geldwäsche und illegale Geldgeschäfte ermittelt.
Die
Ermittlungen könnten auch auf weitere Personen ausgeweitet werden, gab Lombardi mit
Blick auf Untersuchungen im „Istituto per le Opere di Religione“ weiter bekannt. Im
IOR wird derzeit eine umfassende Untersuchung aller Kundenkontakte und der Geldwäschemaßnahmen
durchgeführt. Das Institut hatte damit die unabhängige Finanzberaterfirma „Promontory
Financial Group“ beauftragt. Insgesamt werde der Reformprozess des IOR, der die Verbesserung
von Strukturen und Abläufen des Geldinstitutes zum Ziel hat, bis Ende diesen Jahres
abgeschlossen sein, kündigte Lombardi weiter an. Das IOR arbeite eng mit der vatikanischen
Finanzaufsichtsbehörde (AIF) und den Gerichtsbehörden zusammen, um alle „illegalen
oder den Statuten des Institutes nicht entsprechenden Aktivitäten“ aufzuklären – und
zwar im Sinne der von IOR-Präsident Ernst von Freyberg erklärten „Null-Toleranz-Politik“,
bekräftigte Lombardi.
Nunzio Scarano sitzt derzeit wegen Korruptionsverdacht
in italienischer Untersuchungshaft. Die Justiz in Italien wirft ihm vor, an einer
letztlich geplatzten Überführung von 20 Millionen Euro Bargeld aus der Schweiz nach
Italien beteiligt gewesen sein. Der Geistliche, der nach Angaben seiner Anwälte „uneigennützig
und aus dem Geist der Freundschaft“ handelte, soll dafür einem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter
400.000 Euro gezahlt haben.