Privatsekretär von Johannes XXIII.: Er bleibt ein Wohltäter der Menschheit
Dass Papst Johannes Paul II bald heilig gesprochen werden könnte, hat niemanden wirklich
überrascht. Dass aber auch das Verfahren des seligen Papstes Johannes XXIII. bald
abgeschlossen sein könnte, das war nicht erwartet worden. Um so größer ist die Freude,
wie Anne Preckel berichtet.
Die Nachricht
von der bevorstehenden Heiligsprechung Angelo Roncallis hat nicht nur in seinem Heimatort
Sotto il Monte in der italienischen Lombardei große Freude ausgelöst: Nachdem bekannt
wurde, dass Papst Franziskus am vergangenen Freitag per Dekret die diesbezügliche
Abstimmung der Mitglieder der Heiligsprechungskongregation approbiert hatte, läuteten
alle Glocken in dem kleinen Ort, der sich nach seinem bekanntesten Mitbürger benannt
hat: Sotto il Monte Giovanni XXIII.. Auch der langjährige Privatsekretär des beliebten
Papstes, Loris Francesco Capovilla, zeigte sich über die Entscheidung des Papstes
tief gerührt:
„Mein erstes Gefühl war Überraschung. Ich habe das nicht erwartet,
so plötzlich und noch im Jahr des Glaubens. Ich dachte sofort: Ich küsse die Hand
von Papst Franziskus. Und mit Blick auf den Geist, die Seele und die Großzügigkeit
von Papst Johannes antworte ich denen, die mich fragen, was denn von Papst Johannes
bleibt, den wir alle bald heiliger Johannes nennen werden: ,Es bleibt alles!´ Ich
möchte damit sagen, dass seine Quelle dem Dorf immer weiter Wasser spenden wird, das
erfrischende Wasser des Evangeliums. In der ganzen Welt gibt es Männer und Frauen,
Kleriker und Laien, die in Papst Johannes einen Wohltäter der Menschheit begrüßen.“
Mittlerweile
98 Jahre alt lebt der ehemalige Privatsekretär nun selbst im Heimatort von Johannes
XXIII. Er begleitete ihn bereits seit seiner Zeit als Patriarch von Venedig, unter
Johannes´ Nachfolger Paul VI. wurde er zum Bischof von Chieti ernannt. Von Johannes
bleibe besonders sein enormer Beitrag zum II. Vatikanum, würdigt er ‚seinen’ Papst.
„Er
ist wie ein Kommentar zum fünften Kapitel der Konstitution Lumen Gentium [des Zweiten
Vatikanischen Konzils], der universale Aufruf zur Heiligkeit. Wir sind das pilgernde
Volk Gottes, aber nicht in Richtung einer nur zeitlichen Verwirklichung: wir sind
alle zur Ewigkeit aufgerufen! Dazu, in den Glanz der Göttlichkeit einzutreten: wir
sind alle gerufen, geliebt, und gestützt. Papst Franziskus sagt: ,Wir sind alle Empfänger
der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes, der uns sucht´.
Papst Johannes
XXIII., davon zeigt sich Capovilla überzeugt, könne auch die Menschen von heute Demut
und Sanftheit lehren. Dies sei jedenfalls die Lehre, die er aus seiner langjährigen
Nähe zu dem designierten Heiligen zöge:
„Das ist auch das, was mir Kardinal
Martini einen Monat vor seinem Tod gesagt hat: ,Monsignor Capovilla, Sie haben noch
genügend Energien, nutzen Sie diese, um die Sanftheit, die Demut, die Zärtlichkeit
von Papst Johannes zu würdigen und davon erzählen, sowie von seiner Liebe, die er
mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil über der ganzen Welt ausschütten wollte.´ Deshalb
gehen wir weiter auf den Pfaden des Zweiten Vatikanums: Vergessen wir nicht, dass
wir vier Konstitutionen haben. Mit Lumen Gentium sind wir zur Heiligkeit aufgerufen.
Mit Dei Verbum entdecken wir die Worte Gottes, bevor wir die Worte der Menschen
anhören. Sacrosanctum Concilium: Das Gebet, die Heilige Schrift. Gaudium
et Spes: der müden, verletzten, erniedrigten und gebeutelten Welt bieten wir Freude
und Hoffnung – trotz aller Plagen der gesamten Menschheit: denn wir sind Kinder Gottes,
erlöst durch das wertvolle Blut Christi; und unsere Hoffnung ist nicht die Hoffnung
der hiesigen Güter, sondern die Hoffnung auf ewige Freude mit Christus und all unseren
Lieben.“