Papstpredigt: „Christsein ist ein harmonisches Ganzes“
Christsein bedeutet
„nicht Dinge zu tun, sondern sich vom Heiligen Geist erneuern zu lassen“. Dies hat
Papst Franziskus an diesem Samstag bei der Morgenmesse in der Casa Santa Marta betont.
Es war die letzte Morgenmesse des Papstes im Vatikan vor der Sommerpause – ab September
wird Franziskus die von ihm eingeführte Tradition, mit Vatikan-Mitarbeitern und Gästen
gemeinsam Gottesdienst zu feiern dann wieder aufnehmen. In seiner Predigt betonte
der Papst auch, dass „antike Strukturen“ ohne Angst zu erneuern seien:
„Im
Leben der Christen und auch im Leben der Kirche gibt es antike Strukturen, vergängliche
Strukturen: Es ist nötig, dass wir sie erneuern! Die Kirche hat darauf im Dialog mit
den Kulturen immer Wert gelegt… Es gibt eine Erneuerung, gemäß Ort, Zeit und den Menschen.
So hat es die Kirche immer gemacht, vom ersten Moment an. Erinnern wir uns nur an
die erste theologische Auseinandersetzung: Um Christ zu werden, ist es da nötig, sämtliche
jüdische Praktiken zu befolgen, oder nicht? Nein! Sie haben gesagt, es ist nicht nötig!
Anders- und Nichtgläubige können kommen, so wie sie sind, sie können in die Kirche
eintreten und die Taufe empfangen. Das ist eine erste Erneuerung in der Struktur.
Und so ist die Kirche immer voran gegangen, im Vertrauen darauf, dass der Heilige
Geist diese Strukturen erneuern möge, Strukturen der Kirche. Habt also davor keine
Angst! Habt keine Angst vor den Neuigkeiten des Evangeliums! Habt keine Angst vor
dem Neuen, das der Heilige Geist in uns bewirkt! Habt keine Angst vor der Erneuerung
der Strukturen!“
„Neuer Wein in neuen Schläuchen“, das sei das Motto, sagte
Franziskus mit Bezugnahme auf das Markusevangelium (Mt 9, 14-17) in seiner Predigt,
in der er auf die Neuerungen einging, die Jesus bringt. Jesus mache alle Dinge neu
und zwar durch eine wahrhaftige Erneuerung der Gesetze: Das Gesetz erlaube es, den
Feind zu hassen, so Franziskus, doch Jesus sage hingegen: „Betet für ihn.“ Dies sei
eine Erneuerung, die vor allem im Herzen erfolge. Oft glaubten die Menschen, Christsein
heiße, dies oder jenes zu tun – so sei es aber nicht. Franziskus:
„Christsein
bedeutet, sich von Jesus in diesem neuen Leben erneuern zu lassen. Ich bin ein guter
Christ, weil ich jeden Sonntag in die Messe gehe, dieses und jenes tue, so als sei
es eine Ansammlung von Taten. Aber nein! Das christliche Leben ist keine Collage einzelner
Dinge: Es ist eine harmonisches Ganzes, das der Heilige Geist bewirkt. Er erneuert
alles: Unser Herz, unser Leben, er lässt uns auf neue Weise und in einem anderen Stil
leben – aber in einem Stil, der das ganze Leben bestimmt: Ein ,Teilzeitchristentum’
geht nicht, wir müssen ,Vollzeit-Christen’ sein! Diese Erneuerung bringt uns der Heilige
Geist. Letztlich heißt Christsein nicht, Dinge zu tun, sondern sich vom Heiligen Geist
erneuern zu lassen; oder um die Worte Jesu zu verwenden: neuer Wein zu werden.“
Die
Neuigkeit des Evangeliums gehe „über uns hinaus“; sie erneuere uns und sie „erneuere
die Strukturen“. Deshalb sage Jesus auch, dass für neuen Wein, neue Schläuche nötig
seien. In diesem Zusammenhang betonte Franziskus auch die Bedeutung der „Freiheit,
neue Schläuche für diese Neuigkeit zu wählen“. Ein Christ sei ein freier Mensch: Mit
„dieser Freiheit, die Jesus uns gibt, ist der Mensch kein Sklave seiner Gewohnheiten,
oder von Strukturen… Der Heilige Geist treibt ihn voran.“, erklärte der Papst. Er
erinnerte daran, dass an Pfingsten auch die Madonna bei den Jüngern gewesen sei:
„Da, wo die Mutter ist, da sind die Kinder in Sicherheit. Alle! Bitten
wir um die Gnade, keine Angst vor dem Neuen des Evangeliums zu haben, keine Angst
zu haben, vor der Erneuerung, die uns der Heilige Geist bringt und keine Angst zu
haben, vergängliche Strukturen fallen zu lassen, die uns nur fesseln. Wenn wir Angst
haben, wissen wir, dass die Mutter bei uns ist und wie es bei Kindern ist, gehen wir
etwas ängstlich zu ihr hin, und Sie – so wie es eines der ältesten Mariengebete sagt:
,Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir’. So sei es.“