Franziskus an G8-Staaten: Politik muss Menschen dienen
Jede politische oder
wirtschaftliche Aktivität auf nationaler und internationaler Ebene muss den Menschen
zum Anhaltspunkt haben. Das schreibt Papst Franziskus an diesem Sonntag in einem Brief
an den britischen Premierminister David Cameron. Franziskus antwortete mit seinem
Schreiben auf eine Botschaft von Anfang Juni, in der ihn der Premierminister im Vorfeld
des G8-Gipfels, der am Montag und Dienstag im irischen Lough Erne stattfinden soll,
über das Programm des Politiktreffens auf höchster Ebene informierte. Großbritannien
hatte im Januar 2013 turnusmäßig die G8-Präsidentschaft übernommen.
Die Prioritäten,
die Großbritannien für den Gipfel gesetzt habe, so schreibt Franziskus, beträfen vor
allem den internationalen Handel, den Fiskus sowie die Transparenz von Regierungen
und Akteuren der Wirtschaft. Doch es fehle auch nicht an sozialen Komponenten, wie
der Vorschlag einer konzertierten Aktion der G8-Staaten zur Lebensmittelsicherung
für alle. Lobend hob Franziskus die Aufmerksamkeit hervor, die dem Thema der Gewalt
gegen Frauen und Kindern in Kriegssituationen beigemessen werde. Für ein erfolgreiches
Angehen dieser und anderer Problemfelder, mahnte Franziskus, sei jedoch die Sicherung
des internationalen Friedens Voraussetzung. In diesem Zusammenhang sei es nötig, dass
sich die G8-Staaten für einen sofortigen Waffenstillstand und eine Befriedung insbesondere
in Syrien und im gesamten Nahen Osten einsetzten.
Weiteres Problemfeld auf
der Agenda des Gipfels: die Legalität zur Sicherung von wirtschaftlicher Entwicklung.
Papst Franziskus verweist in seinem Schreiben darauf, dass auch sein Vorgänger Benedikt
XVI. mehrfach betont habe, dass die Ethik nicht von der Wirtschaft unabhängig gesehen
werden könne. Vielmehr müsse sie, wie es auch die gegenwärtige Wirtschaftskrise beweise,
integraler Bestandteil aller ökonomischen Überlegungen sein.
Denn, so fährt
Franziskus in seinem Schreiben fort, sowohl die Wirtschaft als auch die Politik müssten
im Dienst der Menschen stehen, in erster Linie der ärmsten und schwächsten, wo auch
immer sie sich befinden mögen, und sei es auch im Mutterschoß. Ihnen müsse die Möglichkeit
gegeben werden, ihr Leben in Würde zu fristen, eine Familie zu gründen und ihre Religion
auszuüben sowie die eigenen menschlichen Möglichkeiten zu entwickeln. Ohne diese Vision
habe die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit keinen Sinn.
Es sei also nötig,
Verhaltensweisen mutig zu ändern und den Dingen ihren Platz zuzuweisen: Geld wie auch
politische und wirtschaftliche Macht müssten dienen, und nicht herrschen, mahnte Franziskus
weiter. Doch vor allem müsse das Bewusstsein dafür herrschen, dass es letztlich die
Solidarität sei, die der Weltwirtschaft zu ihrem Funktionieren verhelfe.