Eucharistische Anbetung mit Franziskus: Aufruf gegen neue Formen der Sklaverei
Am Sonntag war die
Weltkirche für eine Stunde lang im Gebet vereint: Bei der ersten, zeitgleichen Eucharistischen
Anbetung. Rund um den Erdball schlossen sich Katholiken um 17 Uhr mitteleuropäischer
Sommerzeit in Kathedralen, Kirchen und Klöstern zum Gebet zusammen. Für die Gläubigen
der südkoreanischen Hauptstadt Seoul bedeutete das - aufgrund der Zeitverschiebung
– mitten in der Nacht aufzustehen. Papst Franziskus leitete die eucharistische Anbetung
im Petersdom, an der katholische Kirchen aus mehr als 70 Ländern teilnahmen. Auch
in Deutschland, Österreich und in der Schweiz waren zahlreiche Bistümer dabei. Wie
viele Menschen sich insgesamt an dem Gebet beteiligten, darüber liegen dem Vatikan
bisher keine Angaben vor.
Die Aktion unter dem Motto „Ein einziger Herr, ein
einziger Glaube“ war einer der Höhepunkte im von Benedikt XVI. ausgerufenen „Jahres
des Glaubens“, das in diesem Jahr begangen wird und an das zweite Vatikanische Konzil
vor genau 50 Jahren erinnert. Die Eucharistische Anbetung hatte der Päpstliche Rat
für die Neuevangelisierung unter Leitung von Erzbischof Rino Fisichella organisiert.
Fisichella bezeichnete die Gebetsstunde als ein „historisches Zeugnis für die weltweite
katholische Einheit“.
Franziskus rief besonders zum Gebet für diejenigen Menschen
auf, die „unter den neuen Formen von Sklaverei leiden, für die Opfer von Kriegen,
von Menschen- und Drogenhandel, für die Kinder und Frauen, die unterschiedlichen Formen
von Gewalt ausgesetzt sind“. Zu Beginn des Gottesdienstes im Petersdom wurde eine
Monstranz mit der geweihten Hostie aus der Sakramentskapelle zum Papstaltar getragen.
Es folgten Schriftlesungen und von Harfenmusik begleitete Gebete sowie Fürbitten und
stille Momente.
Radio Vatikan hat einige der teilnehmenden italienischen Gläubigen
gefragt, wie sie diese besondere Gebetstunde erlebt haben:
„Ich denke, dass
dieser Moment des weltweiten Gebetes, den der Papst sich gewünscht hat, ein riesiges
Geschenk ist. Dass alle Christen weltweit hier vor den Herrn treten ist eine schöne
Botschaft und jeder von uns sollte diesen Schatz in seinen Alltag mitnehmen, auf
die Arbeit genauso wie in die Gemeinde. - Wir spüren den Glauben, wir sind verbunden
mit dem Herrn, mit seiner Gnade und so ist er immer bei uns. - Ich finde, die Eucharistische
Anbetung ist für uns Christen so, wie das Benzin für den Motor eines Autos. Ohne diese
Kraft könnten wir nicht barmherzig handeln, den nächsten Lieben. In der Anbetung des
Allerheiligsten zu verharren gibt uns Kraft, die wir dann an andere weitergeben können.
- Ich teile ein Stück meiner Zeit mit dem Herrn, der meinem Leben einen Sinn gibt.
Das ist ein sehr intensiver Moment, ein Moment der Liebe. Wir sind in seiner Hand,
mit all unseren Sorgen, Problemen und Schwächen, die wir in unserem Leben haben.“
Der
Bischof von Apucarana in Brasilien, Celso Antônio Marchiori erklärte, dass die Eucharistische
Anbetung in seiner Heimat schon immer eine große Bedeutung hat:
„In Spanien
gibt es eine sehr starke Tradition der Verehrung des Altarssakraments: Wir haben zum
Beispiel die berühmten Prozessionen von Toledo, die auch weiterhin am Donnerstag des
Fronleichnams stattfinden und nicht etwa am Sonntag darauf. Und auch in den kleinsten
Dörfern findet bis heute die Fronleichnams-Prozession statt. Man kann sagen, die spanische
Kirche ist seit jeher auf wenige, aber essentielle Punkte spezialisiert: Maria, die
Eucharistie, der Papst. Und das prägt auch die Länder Lateinamerikas, an die Spanien
den Glauben übermittelt hat.“
Papst Franziskus, der ja selbst aus Lateinamerika
kommt, richtete seinen intensiven Blick während der Anbetung die ganze Zeit fest auf
die Monstranz. Am Ende der Anbetung nahm er sie in beide Hände und segnete alle Anwesenden
mit dem Heiligen Sakrament.