Mit einem Wortgottesdienst
und einer Meditation hat Papst Franziskus am Freitagabend auf dem Petersplatz den
Marienmonat Mai beendet. Vor mehreren Zehntausend Gläubigen rief er dazu auf, dem
„Wort Christi und nicht den tausend Worten dieser Welt zu folgen“. Maria habe gewusst,
„wie man Gott zuhört“:
„Da geht es nicht um ein einfaches, oberflächliches
Hinhören, sondern um ein aufmerksames, bereites Zuhören. Nicht zerstreut, wie wir
das manchmal sind, sondern aufmerksam für Gott. Maria hört auch die Fakten, das heißt:
sie liest die Ereignisse ihres Lebens, sie ist aufmerksam für die konkrete Wirklichkeit
und bleibt nicht an der Oberfläche. „Elisabeth ist trotz ihres hohen Alters schwanger
geworden“, das übersetzt Maria sich mit „Für Gott ist nichts unmöglich“. Auch für
unser Leben gilt das: Hinhören auf Gott, Hinsehen auf die konkrete Realität. Der Herr
klopft auf vielerlei Weise bei uns an, er legt uns Spuren auf den Weg, und er gibt
uns die Fähigkeit, sie zu sehen.“
Aber Maria sei nicht nur die „Frau des
Zuhörens“, sondern auch „die Frau der Entschiedenheit“. Das sehe man etwa an der Episode
der Hochzeit zu Kana, wo Maria nach dem Bericht des Johannesevangeliums sozusagen
das erste „Zeichen“ Jesu einfädelt.
„Im Leben ist es schwierig, Entscheidungen
zu treffen; oft versuchen wir sie aufzuschieben oder auf andere abzuwälzen, den Moden
des Moments zu folgen. Manchmal wissen wir ganz genau, was zu tun wäre, aber haben
nicht den Mut dazu, oder die Sache kommt uns zu schwierig vor, weil sie auf Widerstand
stoßen könnte. Maria nimmt bei der Verkündigung, bei ihrem Gang zu Elisabeth, bei
der Hochzeit von Kana Widerstand in Kauf. Sie versucht, die Realität zu verstehen,
und entscheidet, sich total Gott anzuvertrauen.“
Zuvor hatte Kardinal Angelo
Comastri, Generalvikar des Papstes für den Vatikanstaat, auf dem Peterspatz ein Rosenkranzgebet
geleitet. Während der Feier war eine große Marienstatue in Prozession durch das Menschenspalier
getragen worden. Franziskus war erst im Laufe des Gebetstreffens auf den Petersplatz
gekommen, begleitet vom Präfekten des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein.