Christen aller Konfessionen
und Riten in ganz Syrien haben am Samstag einen Tag des Gebets für den Frieden abgehalten:
„Gebet des gebrochenen Herzens“, so nannten sie diesen Tag. Er galt der Hoffnung auf
ein Ende des Bürgerkriegs und auf eine Freilassung der vielen Entführten – unter ihnen
sind auch zwei Bischöfe. Der aus dem Libanon stammende Jesuitenpater Ghassan Sahoui
lebt in Homs, einer der am meisten vom Krieg betroffenen Städte Syriens. Er sagte
uns:
„In allen Kirchen sind Gebetstreffen organisiert worden, damit den
Christen bewußter wird, was ihre Rolle in dieser Krise, in diesem brutalen Drama ist.
Wir fühlen alle zutiefst unsere Unfähigkeit, die Probleme zu lösen, und darum bleibt
uns nichts anderes übrig, als Gott, unseren Schöpfer, um Hilfe zu bitten, damit er
die Herzen ändert.“ Es war die erste gemeinsame Initiative der christlichen Kirchen
Syriens von solcher Tragweite überhaupt in der syrischen Geschichte. „Es freut
uns sehr, die Christen endlich einmal im Gebet vereint zu sehen! Das ist gleichzeitig
eine Gnade und eine Pflicht. Wir fühlen uns mit allen Christen der Welt und allen,
die Syrien wirklich lieben, verbunden, wenn wir Gott um Erbarmen und Frieden für dieses
gemarterte Land anflehen.“
Pater Ghassan Sahoui betont, dass die Christen
keine Ausländer in Syrien sind, sondern – mit den Worten des Patriarchen Gregorios
III. Laham – „ein konstitutiver Bestandteil des syrischen Volkes“. „Wir sind schon
seit den Anfängen des Christentums hier, das ist unser Land! Wir haben tiefe Wurzeln
in dieser Erde, und wir spüren unsere Berufung, eine Brücke zwischen den Kriegsparteien
zu sein. Wir wünschen uns eine friedliche Lösung des Konflikts durch einen Dialog,
ohne Waffen und ohne diese Logik der Gewalt, die nicht nur das Land zerstört, sondern
auch den Menschen als solchen!“ Vielleicht könnte doch, so hofft der Jesuit in
Homs, der neue Papst irgendwie zu einem Frieden in Syrien beitragen? „Wir wissen,
dass er ein Mann der Überraschungen ist, und darum hoffen wir wirklich, dass es eine
Initiative geben wird, die er vom Vatikan aus ankündigt!“