Kardinal Erdö verteidigt seinen Synoden-Zwischenbericht
Kardinal Peter Erdö,
der Relator der außerordentlichen Generalversammlung der Synode, hat seinen Zwischenbericht
verteidigt. Die „relatio“, die der ungarische Kardinal am Montagmorgen in der Synodenaula
vorgetragen hatte, war teils auf Kritik gestoßen. Der Text beziehe sich nicht genug
auf die katholische Lehre zu Ehe und Familie, stelle die Situation unvollkommener
Beziehungen zu sehr in den Vordergrund und spreche zu wenig über die Schönheit der
lebenslangen Treue, lauteten die Kritikpunkte. Es handle sich um einen Zwischenbericht,
nicht um das Schlussdokument, betonte nun im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Erdö.
Auch fasse der Zwischenbericht mehr als 300 Redebeiträge zusammen, die teils spontan
mündlich geäußert wurden.
„Diese Relatio ist Frucht einer langen Arbeit.
Denn diesmal sind die Synodenväter dazu eingeladen worden, ihre Redebeiträge bei der
Synode schon vorab einzuschicken. Mehr als die Hälfte der Redebeiträge lagen dem Synodensekretariat
also bereits vor, und wir konnten die Hauptthemen herausfiltern. Dann kamen auch die
anderen Manuskripte. Mehr als 150 formelle, geschriebene Reden. Darüber hinaus gab
es mindestens 150 frei gehaltene Redebeiträge, die jeweils in der letzten Stunde am
Abend gehalten wurde, wo debattiert wird. Es gab eine sehr inhaltsreiche Debatte.“
Kardinal
Erdö ist als „Relator“ der Hauptverantwortliche des Textes. Er bündelte die Themen
und goss sie in den Zwischenbericht.
„Die größte Herausforderung war, wenn
ein Gedanke in 30 oder 40 Redebeiträgen vorkam. Denn jeder formulierte denselben Inhalt
anders. Welche Terminologie sollten wir wählen? Welchen Akzent setzen? Wie stilistisch
ausdrücken, dass ein Thema in vier Redebeiträgen vorkam, das andere aber in 40?“
Die
Hauptthemen der Redebeiträge seien alle in dem Zwischenbericht, bekräftigte Erdö.
Sicher könne jemand beanstanden, „dieses oder jenes“ fehle noch. Das Interesse der
Medien sei groß, vielleicht habe man „in manchen Stellen des Textes mehr gesehen als
das, was wirklich ausgesagt war“, so der Kardinal. In der nun laufenden zweiten Synodenhälfte
seien die Sprachgruppen an der Arbeit, um ihre Textvorschläge zu erarbeiten, die dann
eingearbeitet werden.
„Dieser Text ist also ein Zwischenstadium der Synodenarbeiten,
noch nicht das Ende. Wir hoffen, dass wir am Ende dieser Arbeitswoche zu einem Abschlusstext
gelangen, der von der großen Mehrheit akzeptiert werden kann. Denn die Relatio war
kein gewählter Text, nur ein Arbeitstext.“
Erdö äußerte sich zuversichtlich,
dass es den Synodenteilnehmern und Teilnehmerinnen gelingen werde, im Abschlusstext
„zu mehr Klarheit zu gelangen und Missverständnisse zu beseitigen.“ Auch die Gläubigen
brauchten „eine klare Stimme, Ermutigung und Orientierung“. Allerdings sei es „sicher
nicht die Funktion dieser Synode, konkrete Antworten“ auf alle Herausforderungen der
Ehe und Familie heute zu geben. Es gehe darum, „Fragen vorzustellen und Argumente
und Vorschläge zu sammeln“, die der Vorbereitung der Synode im nächsten Herbst dienten.
„Und auch wenn die nächste Synode einen Text akzeptiert, ist das noch kein
lehramtlicher Text. Das kann er werden, wenn ihn der Heilige Vater akzeptiert oder
wenn er einen neuen schreibt auf der Grundlage dieses Synoden-Schlusstextes. Man wird
sehen, wie der Heilige Vater die Ergebnisse der Arbeiten nutzt.“
Die Anwesenheit
von Papst Franziskus bei allen Plenarsitzungen sei „sehr ermutigend“, sagte Erdö.
Franziskus habe alle Redebeiträge gehört und „den respektvollen Ton der Debatten wahrgenommen“.
Der generelle Eindruck sei, „dass alle das Wohl der Kirche wollen“. Machtkämpfe sehe
er in der Synodenaula keine.
„Verschiedene Standpunkte gibt es, warum nicht.
Die darf es geben. Ohne sie gibt es ja keinen Dialog. Aber eine Lagerbildung im politischen
Sinn, wo um Macht gekämpft wird – davon sehe ich keine Spur.“