2014-10-15 11:44:25

Kardinal Erdö verteidigt seinen Synoden-Zwischenbericht


RealAudioMP3 Kardinal Peter Erdö, der Relator der außerordentlichen Generalversammlung der Synode, hat seinen Zwischenbericht verteidigt. Die „relatio“, die der ungarische Kardinal am Montagmorgen in der Synodenaula vorgetragen hatte, war teils auf Kritik gestoßen. Der Text beziehe sich nicht genug auf die katholische Lehre zu Ehe und Familie, stelle die Situation unvollkommener Beziehungen zu sehr in den Vordergrund und spreche zu wenig über die Schönheit der lebenslangen Treue, lauteten die Kritikpunkte. Es handle sich um einen Zwischenbericht, nicht um das Schlussdokument, betonte nun im Gespräch mit Radio Vatikan Kardinal Erdö. Auch fasse der Zwischenbericht mehr als 300 Redebeiträge zusammen, die teils spontan mündlich geäußert wurden.

„Diese Relatio ist Frucht einer langen Arbeit. Denn diesmal sind die Synodenväter dazu eingeladen worden, ihre Redebeiträge bei der Synode schon vorab einzuschicken. Mehr als die Hälfte der Redebeiträge lagen dem Synodensekretariat also bereits vor, und wir konnten die Hauptthemen herausfiltern. Dann kamen auch die anderen Manuskripte. Mehr als 150 formelle, geschriebene Reden. Darüber hinaus gab es mindestens 150 frei gehaltene Redebeiträge, die jeweils in der letzten Stunde am Abend gehalten wurde, wo debattiert wird. Es gab eine sehr inhaltsreiche Debatte.“

Kardinal Erdö ist als „Relator“ der Hauptverantwortliche des Textes. Er bündelte die Themen und goss sie in den Zwischenbericht.

„Die größte Herausforderung war, wenn ein Gedanke in 30 oder 40 Redebeiträgen vorkam. Denn jeder formulierte denselben Inhalt anders. Welche Terminologie sollten wir wählen? Welchen Akzent setzen? Wie stilistisch ausdrücken, dass ein Thema in vier Redebeiträgen vorkam, das andere aber in 40?“

Die Hauptthemen der Redebeiträge seien alle in dem Zwischenbericht, bekräftigte Erdö. Sicher könne jemand beanstanden, „dieses oder jenes“ fehle noch. Das Interesse der Medien sei groß, vielleicht habe man „in manchen Stellen des Textes mehr gesehen als das, was wirklich ausgesagt war“, so der Kardinal. In der nun laufenden zweiten Synodenhälfte seien die Sprachgruppen an der Arbeit, um ihre Textvorschläge zu erarbeiten, die dann eingearbeitet werden.

„Dieser Text ist also ein Zwischenstadium der Synodenarbeiten, noch nicht das Ende. Wir hoffen, dass wir am Ende dieser Arbeitswoche zu einem Abschlusstext gelangen, der von der großen Mehrheit akzeptiert werden kann. Denn die Relatio war kein gewählter Text, nur ein Arbeitstext.“

Erdö äußerte sich zuversichtlich, dass es den Synodenteilnehmern und Teilnehmerinnen gelingen werde, im Abschlusstext „zu mehr Klarheit zu gelangen und Missverständnisse zu beseitigen.“ Auch die Gläubigen brauchten „eine klare Stimme, Ermutigung und Orientierung“. Allerdings sei es „sicher nicht die Funktion dieser Synode, konkrete Antworten“ auf alle Herausforderungen der Ehe und Familie heute zu geben. Es gehe darum, „Fragen vorzustellen und Argumente und Vorschläge zu sammeln“, die der Vorbereitung der Synode im nächsten Herbst dienten.

„Und auch wenn die nächste Synode einen Text akzeptiert, ist das noch kein lehramtlicher Text. Das kann er werden, wenn ihn der Heilige Vater akzeptiert oder wenn er einen neuen schreibt auf der Grundlage dieses Synoden-Schlusstextes. Man wird sehen, wie der Heilige Vater die Ergebnisse der Arbeiten nutzt.“

Die Anwesenheit von Papst Franziskus bei allen Plenarsitzungen sei „sehr ermutigend“, sagte Erdö. Franziskus habe alle Redebeiträge gehört und „den respektvollen Ton der Debatten wahrgenommen“. Der generelle Eindruck sei, „dass alle das Wohl der Kirche wollen“. Machtkämpfe sehe er in der Synodenaula keine.

„Verschiedene Standpunkte gibt es, warum nicht. Die darf es geben. Ohne sie gibt es ja keinen Dialog. Aber eine Lagerbildung im politischen Sinn, wo um Macht gekämpft wird – davon sehe ich keine Spur.“

(rv 15.10.2014 gs)









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