Ausstellung im Vatikan: „Gratwanderung - zu Fuß nach Rom“
Am Sonntag begann
im „Campo Santo Teutonico“ eine besondere Ausstellung. Drei Tage lang darf der junge
Österreicher Florian Köhler in der historischen Kulisse des deutschen Friedhofs im
Vatikan seine Bilder ausstellen. Ausgestellt wird eine Auswahl aus einem Fundus von
knapp 240 Arbeiten, die im Mai 2014 auf dem 54-tägigen Fußmarsch des Künstlers von
Innsbruck nach Rom entstanden sind. Anschließend arbeitete er zwei Monate lang einzelne
Bilder in einem Studio in Rom aus. Bei der Ausstellung präsentiert er sowohl die Studio-Malereien,
als auch Zeichnungen von unterwegs. So entsteht ein visueller Dialog, der den Betrachter
mit auf die Pilgerreise nehmen soll. Im Interview mit Radio Vatikan schildert er seine
Erfahrungen:
„Ich bin glücklicherweise auf sehr vielen Wegen gegangen, die
abseits von Straßen waren. Also kein Verkehr, kaum Wanderer – ich war allein. Und
ich glaube auch, dass das Momentum des Allein-Gehens das Wesentliche ist für die Malereien,
die in Rom entstanden sind. Es hat sich langsam auf dem Weg herauskristallisiert,
dass die Selbsterfahrungen, die der Mensch macht, wenn er sich auf so eine Reise begibt,
und eben allein begibt, dass dabei ganz viel Selbsterkenntnis voran geht. Ich sag
immer, wenn ich gefragt werde, wie war es denn: Es war unheimlich schön und schwer
zugleich. Also ein furchtbar schöne Erfahrung.“
Die Idee entstand bereits
bei zwei vorherigen Pilgerreisen mit seinem Bruder, in deren Anschluss er die unterwegs
gemachten Erfahrungen künstlerisch umsetzte. Nach seinem Abschluss in Malerei und
Kunstgeschichte nahm der junge Künstler, der diesen Oktober 30 Jahre alt wird, das
Projekt in Angriff. Dieses Mal wollte er nicht nur alleine aufbrechen, sondern auch
bereits unterwegs zeichnen und malen. Dabei unterschätzte er aber vollkommen das Gewicht
der Ausrüstung:
„Das war auch ein Experiment, und ich muss
sagen, wenn ich das vorher gewusst hätte, wie schwer das ist im wahrsten Sinne des
Wortes - dann hätte ich mir das wahrscheinlich zweimal überlegt. Es waren dann doch
zwei Kilogramm zusätzlich, die ich dann getragen habe. Und ich habe dann viele Arbeiten
auch zwei Monate mit mir rumgetragen. Das ist ein sehr schönes Element von den Sachen,
die unterwegs entstanden sind, dass die mich zwei Monate lang begleitet haben, die
haben für mich einen so unschätzbaren Wert. Zum Beispiel haben sich Flecken bis auf
die Zeichnungen übertragen, durch das Durchschwitzen des Rucksacks,
weil es heiß war oder weil es sehr schweres Gewicht war. Oder es sind
Schmutz und Erde drauf, oder es ist einfach durch Regen fast zerstört
worden. So ist eine neue Oberflächenstruktur entstanden. Das sind so Faktoren, die
ich vorher nie hätte einplanen können. Aber umso schöner ist es, dass es trotzdem
passiert ist.“
Ein „künstlerischer Staubsauger“ über 1.250 Kilometer
Die
Ausstellung, die erst in Rom und ab dem 25. September bis zum 5. Oktober in Innsbruck
zu sehen ist, trägt den Titel „Gratwanderung – zu Fuß nach Rom“. Das Titel gebende
Bild hat Florian Köhler auch für den Ausstellungsflyer verwendet. Es zeigt eine Situation,
in der der Künstler tatsächlich über einen schmalen Grat gehen musste. Das Bild spielt
mit Nähe und Distanz und mit Formen, die sich in Strukturen wie Felsen, Pflanzen und
Erde auflösen. Darin sitzt das einsame Ich auf einem Hügel und schreibt den Lieben
in der Ferne einen Brief. Bei genauem Hinschauen eröffnen sich dem Betrachter unzählige
Details. Zu der Entstehung der Ausstellung sagt der Künstler:
„Ich bin auf
dem Weg natürlich auch als Künstler gegangen, also nicht nur als Pilger und Mensch,
sondern auch als Künstler und Kunsthistoriker. Ich bin da quasi wie ein künstlerischer
Staubsauger über die 1250 Kilometer gegangen. Auch wenn ich es nicht von vornherein
so geplant habe, bin ich trotzdem sehr begeistert von dieser großen Bandbreite. Ich
bin ja jemand, der mit dem Projekt gezielt zum handwerklichen Ursprung meines Handwerks
zurück wollte. Also ich wollte eben keine Fotos ausstellen, sondern wirklich nur Sachen,
die ich mitgetragen habe, die ich selber auch produziert habe.“
Die Ausstellung
ist vom 21. September bis 23. September im Campo Santo Teutonico in Rom und vom 25.
September bis zum 5. Oktober in der Kulturbackstube in Innsbruck zu sehen.