Pater Lombardis Resümee zur Papstreise: Die Gesten haben gesprochen
Die Teilung Koreas und Wege der Versöhnung für den Inselstaat waren ein roter Faden
während Franziskus‘ Reise in das Land. Das unterstreicht Vatikansprecher Pater Federico
Lombardi im Rückblick auf die Visite, die am Montag zu Ende ging. Im Interview mit
Radio Vatikan schlüsselt der Vatikansprecher Momente der ersten Reise des Papstes
in ein asiatisches Land auf.
„Vielleicht war jemand enttäuscht und hätte
sich gewünscht, der Papst würde Nordkorea und die Verfolgungen, die Christen und Religionen
dort erlitten haben, stärker anprangern, doch das war nicht die Aufgabe des Papstes
bei dieser Reise. Er hat eine Situation zur Kenntnis genommen, die leider schon seit
66 Jahren besteht, und hat versucht, die Bedingungen dafür zu benennen, dass sich
diese Lage ändere – und zwar in der Tiefe und fortgehend, ausgehend von der Versöhnung,
die im Herzen entsteht. Die Abschlussrede des Papstes zu diesem Thema wurde mit großem
Bewusstsein gehalten, und ich glaube, die Koreaner haben ihn gut verstanden. Ich habe
viele Reaktionen gehört, auch des Dankes, für diese Predigt.“
Der Papst
habe auf dieser Reise – mehr noch als mit Worten – mit konkreten Gesten zu den Menschen
gesprochen, so Lombardi. Vor allem sein Besuch in einem Heim für Menschen mit Behinderung
habe viele Koreaner tief berührt, so der Vatikansprecher. Der Papst hatte sich mit
den Heimbewohnern unterhalten, sie umarmt und war ihnen physisch nahe – und das alles
ohne Worte. Er habe eine „universelle Sprache“ benutzt, die alle verstanden hätten,
so Lombardi:
„Ich glaube, dass das eines der Bilder ist, die den Koreanern
und allen Menschen, die diese Reise verfolgt haben, am stärksten in Erinnerung bleiben
wird. Jemand hat mich an die Worte des heiligen Franziskus erinnert, der sagte, das
Evangelium müsse immer, also mit unserem ganzen Leben verkündet werden, und ,wenn
nötig auch mit Worten‘. Das schlägt also vor, dass das Evangelium – eher noch als
mit Worten – mit konkreten Taten verkündet werde. Und Papst Franziskus nimmt diese
Empfehlung wunderbar auf. Und deshalb musste er auch keine großen Reden halten.“
Die
Geschichte des Christentums in Asien und speziell die der koreanische Kirche könne
auch für Gläubige im Westen Vorbild sein, fährt Lombardi fort. Es handele sich um
eine Kirche, die durch Laien gegründet und als Minderheit eine besondere Stärke entwickelt
habe.
„Der so entstandene Glaube, aus dem Hören des Wortes Gottes, war
so stark, dass er die schrecklichsten Verfolgungen überstand, über Jahrzehnten hinweg,
über mehr als ein Jahrhundert! Das beeindruckt doch jemanden sehr, der den Glauben
in einfacheren Umständen lebt. Die Kirchen Asiens sind, außer auf den Philippinen,
zum größten Teil katholische Minderheitenkirchen in ihren Ländern. Auch der christliche
Glaube ist in der Minderheit. Die Minderheit hat immer dieses Merkmal einer tiefen
Überzeugung, das Zeugnis einer persönlichen Überzeugung, die viel stärker geprüft
wird als in einer Mehrheitssituation.“