Details zum pfingstlichen Friedenstreffen im Vatikan
Eine „Pause von der
Politik” – das ist das gemeinsame Fürbittgebet zwischen Papst Franziskus, den Präsidenten
Israels und Palästinas und Patriarch Bartholomaios, das in zwei Tagen im Vatikan stattfinden
wird. Pater Pierbattista Pizzaballa, Frnaziskaner-Kustos im Heiligen Land, ist mit
den Vorbereitungen dieser herausragenden Initiative beschäftigt. Vor Journalisten
im vatikanischen Pressesaal äußerte er sich an diesem Freitag über die Natur des Treffens:
„Es ist ein Moment der Fürbitte, des Gebets, aber vor allem der Fürbitte
– eine Pause von der Politik. Der Heilige Vater will nicht in den Konflikt zwischen
Israelis und Palästinensern eintreten, den wir alle kennen. Die Politik hat ihre Dynamiken,
ihre Zeiten, ihren Atem, ziemlich lang oder kurz, je nachdem, aber der Papst will
den Blick heben und darüber hinaus gehen, indem er die Politiker dazu einlädt, dass
auch sie eine Pause nehmen und den Blick heben, um von oben auch auf die Wirklichkeit
des Heiligen Landes zu blicken. 20:31
Das Friedensgebet findet am Sonntagabend
um 19 Uhr in den vatikanischen Gärten statt, informierte Vatikansprecher Federico
Lombardi. Herzstück seien drei Gebets-Momente, ein jüdischer, ein christlicher und
ein muslimischer, die dort verlesen würden. Auch werde jeder der beiden Präsidenten
sowie der Papst eine Rede halten. Alle Texte seien zwischen allen drei Seiten abgestimmt.
Pater Pizzaballa:
„Das Gebet hat denselben Ablauf für alle drei Religionen.
Das erste ist das Lob Gottes für die Schöpfung; Gott hat uns alle geschaffen, und
so sind wir alle Geschwister. Zweiter Moment: Eine Gewissenserforschung. Obwohl wir
alle Geschöpfe Gottes sind, sind wir alle Sünder, wir haben gegen die gemeinsame Berufung
gefehlt und bitten um Vergebung. Der dritte Moment ist eine Fürbitte an Gott, damit
er uns alle in die Lage versetzt, den Frieden zu bauen, jeden im eigenen Umfeld.
Es ist ein Gebet in Form einer Fürbitte. Eine Anrufung um Hilfe, damit wir alle Architekten
des Friedens werden können.“
Die Reden der Präsidenten Israels und Palästinas
werden keinerlei politische Töne enthalten, „keine Erklärungen welcher Form auch immer“,
sagte Pizzaballa.
„Der Sinn ihrer Reden ist Anrufung. Nun werden einige
anmerken, die beiden Präsidenten sind ja nicht religiös, sind keine Repräsentanten
ihres Glaubens – aber sie sind Gläubige. Zum Gebet ist es nicht nötig, ein Ordenskleid
zu tragen. Abbas kennt den Koran so gut wie ganz auswendig, und Präsident Peres ist
ein hervorragender Kenner der Heiligen Schrift.“
Bei der Friedensbegegnung
zwischen den Präsidenten der verfeindeten Nachbarstaaten im Vatikan handelt es sich
nicht um ein „gemeinsames Beten“, stellte Pizzaballa klar.
„Es ist kein
interreligiöses Gebet zwischen Christen, Juden und Muslimen. Sondern eine Fürbitte
um Frieden, die Israelis und Palästinenser vor Gott erheben. Israelis und Palästinenser,
die Juden, Christen und Moslems sind. Diese Unterscheidung ist wichtig, um Formen
der Religionsvermischung zu vermeiden, wenn man betet. Aber die Delegationen, die
religiös und politisch sind, gehören beiden Ländern an. Peres ist nicht nur der Präsident
der Juden, sondern auch der Präsident der Christen und Muslime und Drusen in Israel.
Und Präsident Abbas ist Präsident der Muslime und Christen in Palästina. Deshalb sind
die Delegationen repräsentativ zusammengesetzt.“
Die beiden Präsidenten
Shimon Peres und Mahmoud Abbas werden am Sonntagabend getrennt voneinander im vatikanischen
Gästehaus Santa Marta eintreffen, in dem nicht nur Papst Franziskus, sondern dieser
Tage auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. wohnt, den der Papst ebenfalls
zu dem Friedenstreffen eingeladen hatte. Peres soll gegen 18:15 eintreffen, Abbas,
der direkt von einer Reise nach Ägypten in den Vatikan kommt, eine Viertelstunde später.
Franziskus wird die beiden Präsidenten, die er erst vor zwei Wochen bei seinem Heiliglandbesuch
traf, getrennt voneinander empfangen. Gemeinsam machen sich die vier Männer dann auf
den Weg zum Ort des Treffens. Lombardi:
„Der Ort des Treffens ist eine
schöne dreieckige Wiese zwischen der Casina Pio IV. – dem Sitz der Päpstlichen Akademie
der Wissenschaften - und den Vatikanischen Museen. Von diesem Dreieck sieht man die
Kuppel des Petersdoms. Rundherum ist eine hohe Hecke, es ist ein überschaubarer Ort.
Der Papst und die beiden Präsidenten und der Patriarch befinden sich an der Spitze
des Dreiecks, und an den beiden Seiten sind die beiden Delegation, die Musiker und
Sänger.“
Papst Franziskus wird in der Mitte sitzen, Präsident Perez zu
seiner rechten und Präsident Abbas zu seiner linken Seite, erklärte Lombardi. Der
Patriarch werde auf einem Stuhl in der Nähe Platz nehmen. Nach einer musikalischen
Einleitung und einer kurzen Hinführung auf Englisch beginnt das Fürbittgebet für den
Frieden im Heiligen Land. Es folgt eine Hinführung zum abschließenden Teil, nämlich
den drei Ansprachen von Franziskus, Peres und Abbas. Nach einer kurzen Friedensgeste
- „wahrscheinlich ein gemeinsamer Händedruck“, sagte Lombardi – wird gemeinsam ein
Olivenbaum gepflanzt. Die Angehörigen der Delegationen werden den Papst und den Präsidenten
der jeweiligen Gegenseite begrüßen. Danach gehen der Papst, die Präsidenten und der
Patriarch die wenigen Meter zum Gebäude der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
und ziehen sich zu einem kurzen Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den
Innenhof zurück. Zum öffentlichen Teil der gesamten Begegnung soll es vorab ein Textbüchlein
auf Englisch geben, das auch die Reden des Papstes und der Präsidenten beinhaltet.
Anwesend in den vatikanischen Gärten werden auch die beiden Freunde von Papst
Franziskus sein, die ihn ins Heilige Land begleitet hatten: der Rabbiner Abraham Skorka
und der Muslim Omar Abboud. Wie Pater Pizzaballa andeutete, stehe er praktisch im
minütlichen Austausch mit den diversen Büros der drei Seiten. Was die Texte betreffe,
gebe es jede Form von Transparenz: „Alles wissen alles von allen“, so der Franziskaner
wörtlich. Das Klima bei der Vorbereitung bezeichnete er als „sehr positiv trotz der
kurzen Zeitspanne.“ Franziskus hatte die beiden Präsidenten vor genau zwei Wochen
in den Vatikan eingeladen. Das hohe öffentliche Interesse an dieser ungewöhnlichen
Begegnung ist positiv für alle Seiten, so Pater Piazzaballa.
„Natürlich
glaubt niemand, nach diese m Treffen wird der Frieden im Heiligen Land ausbrechen.
Aber die Idee ist, eine starke Geste zu setzen, um in die Politik diesen weiten Atem
zu tragen, der ein wenig fehlt, der Vision nach oben und von oben, und auch um eine
Wirkung auf die öffentliche Meinung zu haben. Der Frieden wird nicht bloß in den Salons
der Politik gemacht, sondern auch mit der Zustimmung der Öffentlichkeit. Deshalb kann
das Gespräch zwischen Israelis und Palästinensern kann nicht einfach den Politikern
überlassen werden: Es muss eine allgemeine Haltung werden.“
Radio Vatikan
überträgt diese Gebete für den Frieden im Heiligen Land live und mit deutschem Kommentar
am Pfingstsonntag Abend ab 18.50 Uhr. Sie können die Live-Übertragung auf unserem
Vatican Player mitverfolgen. Der entsprechende Link befindet sich auf unserer Homepage
in der rechten Spalte.