„Die große Scheidung“,
erschienen in der 12. Auflage (2013) im Johannes Verlag Einsiedeln, ca. 7 Euro. Eine
Buchbesprechung von Marion Sendker.
Es handelt sich um ein Buch, das in aller
Kürze den Weg ins Paradies erklärt. Denn Himmel und Hölle sind strikt voneinander
getrennt. Witzig, verwirrend und an manchen Stelle ein bisschen irre: Die Botschaft
der „großen Scheidung“ steckt zwischen den Zeilen.
Mit einem Omnibus geht
es ins Paradies – vielleicht. Zuerst reisen der Erzähler und eine zufällige Auswahl
an beliebigen Charakteren aus ihrer Stadt in eine Sphäre ewigen Frühlings. Auf einer
Anhöhe zwischen Berg und Tal finden sie sich wieder, das hier soll das Jenseits sein:
Ein skurriler Vorraum des Himmels, an dem das Gras aus Glas besteht und an dem durchsichtige
Geister in nackten Leibern auf die Angereisten warten. Als diese aus dem Bus steigen,
werden sie zu Schattenwesen.
Aus der Ich-Perspektive schildert Lewis wie sie
alle auf längst Verstorbene treffen. Als Geister erscheinen ihnen alte Bekannte, die
sie in persönlichen Gesprächen zu Gott, in den Himmel, einladen. Aber nicht jeder
nimmt diese Einladung an.
Auf verrückte, zum Teil verwirrende Art und Weise
beschreibt Lewis die Suche des Menschen nach dem Paradies. Manche glauben, es schon
selbst geschaffen zu haben und kehren blind vor Selbstsucht in ihre Stadt zurück. Im
Aufeinanderprallen von Schattenwesen und Geistern findet sich die Beschränktheit und
der Egoismus der Menschen wieder, die auf dem Weg zu ihrer Erlösung sich selbst eigentlich
das größte Hindernis sind.
So belauscht der Erzähler einen Besserwisser, der
sich für zu anständig hält, um gemeinsam mit einem Mörder in den Himmel zu gelangen.
Er verlangt Gerechtigkeit, verstößt Barmherzigkeit und kehrt in seine Stadt zurück,
wo er selbst die Kontrolle und das Sagen hat. Er trfft auch auf einen gelehrten Geistlichen,
der zwar die Existenz Gottes beweisen will, mit der Wirklichkeit Gottes aber nichts
anfangen möchte.
Der Erzähler wundert sich über die vielen Flüchtlinge und
wähnt sich selbst zwischen Traum und Wirklichkeit, als er die gläserne Gebirgslandschaft
weiter durchstreift. Das menschliche Dilemma der Freiheit wird ihm immer deutlicher.
An
diesem seltsamen Ort zwischen Himmel und Hölle entscheidet sich das Leben. Auf der
Suche nach dem Himmel kommt der Erzähler an seine Grenzen. Das Paradies erreicht er
nicht.
C.S. Lewis möchte mit seinem Werk keine universelle Lehre von Himmel
und Hölle aufstellen möchte, und das ist auch gut so. „Die große Scheidung“ ist Phantasieprodukt
eines Nicht-Theologen. Ein Gewissensspiegel, in dem sich aber auch Elemente der anglikanische
Theologie wiederfinden. Insgesamt handelt es sich um keine leichte Lektüre für Nebenbei,
was der Sprache genauso wie dem fremden Ort des Geschehens zu danken ist.
„Die
große Scheidung“ spielt am Scheideweg zwischen Glückseligkeit und Verdammnis. Wohin
ein Mensch gelangt, entscheide er selbst. Wer in die Hölle kommt, will auch dort hin.
Zwischen den Zeilen geht es Lewis darum, zu zeigen, dass es eine Hölle gibt, die für
sich und für alle, die sie wählen existiert. Seine zweite Botschaft richtet sich an
alle, die – wie der Erzähler – in den Himmel wollen: Erlösung gibt es nur für den,
der Verzeihung schenken und sie selbst auch annehmen kann.
Zum Mitschreiben:
„Die
große Scheidung“, erschienen in der 12. Auflage (2013) im Johannes Verlag Einsiedeln,
ca. 7 Euro.