Der Vatikan hat von US-Katholiken eine Distanzierung von angeblichen Marienerscheinungen
in Medjugorje verlangt. Laut einer Meldung des Pressedienstes CNA (Mittwoch) erinnerte
der päpstliche Nuntius Carlo Viganò in einem Schreiben an die US-Bischofskonferenz
daran, dass es sich nach dem Urteil der Glaubenskongregation bei den Erscheinungen
in dem bosnischen Ort nicht um Erscheinungen oder übernatürliche Offenbarungen handele.
„Daraus folgt, dass es Klerikern und Gläubigen nicht erlaubt ist, an Treffen, Konferenzen
oder öffentlichen Feiern teilzunehmen, bei denen die Glaubwürdigkeit solcher 'Erscheinungen'
als gegeben vorausgesetzt wird“, zitiert der Pressedienst aus dem Brief, der in Kopie
online einzusehen ist. Vigano erklärt, er schreibe auf Bitten von Erzbischof Gerhard
Ludwig Müller, des Präfekten der Glaubenskongregation. Anlass sei eine angekündigte
Vortragsreise eines der angeblichen Seher von Medjugorje, Ivan Dragicevic, durch mehrere
Kirchengemeinden in den USA. Während seiner Auftritte sei mit weiteren Erscheinungserlebnissen
zu rechnen.
1991 formulierte die damalige Jugoslawische Bischofskonferenz Leitlinien
zu dem Phänomen. Darin heißt es, es stehe nicht fest, dass die Vorgänge übernatürlich
seien. Daraus ergebe sich, dass offizielle Wallfahrten nach Medjugorje nicht möglich
seien. Zugleich wird jedoch die Notwendigkeit der seelsorgerischen Betreuung der Pilger
unterstrichen. Die Römische Glaubenskongregation hat die Leitlinien bestätigt.
Hintergrund Medjugorje
ist ein kirchlich nicht anerkannter Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina. Dort
soll es seit dem 24. Juni 1981 zu Marienerscheinungen gekommen sein. Sechs Kinder
berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten.
Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher
mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der „Gospa“
(Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen. Jedes Jahr pilgern Hunderttausende Menschen
nach Medjugorje, unter ihnen viele Kranke und Heilsuchende. Um die Pilgerseelsorge
hat es immer wieder Kompetenzstreit zwischen Franziskanern, ehemaligen Franziskanern,
charismatischen Gruppen und dem Ortsbischof gegeben. Der Franziskanerorden, der Ortsbischof
und der Vatikan haben wiederholt versucht, mit Disziplinarmaßnahmen ordnend einzugreifen.