Papst sichert bei Taizégebet Einsatz für Ökumene zu
Seit 1978 organisiert
die Gemeinschaft von Taizé die internationalen europäischen Jugendtreffen. Bruder
Roger Schütz, der Gründer und geistige Vater von Taizé, rief diese Pilgerwege des
Vertrauens damals ins Leben. Seitdem üben die Treffen eine ungebrochene Faszination
und Anziehungskraft aus. Tausende engagierte Jugendliche strömen jedes Jahr in die
europäischen Hauptstädte und bringen ihre Erwartungen, Hoffnungen, Ängste und Sehnsüchte
mit. Dem persönlichen Treffen mit Papst Benedikt XVI. sehen die Pilger mit großer
Spannung entgegen.
„Beim Taizé-Treffen würde man sich ja wünschen, dass
er etwas sagt, das große Schritte Richtung Ökumene geht, dass die Gemeinschaft, die
wir hier erleben, auch von der oberen offiziellen Ebene und nicht nur von unten kommt.“
Diese
hohen Erwartungen hat Sarah Eichelmann an das Oberhaupt der katholischen Kirche und
seine Teilnahme am diesjährigen ökumenischen Jugendtreffen. Sie ist evangelisch und
eine von über 40.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die über den Jahreswechsel
zum 35. internationalen Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taizè nach
Rom gereist sind. Am Samstag kamen diese Pilger zum gemeinsamen Abendgebet auf den
Petersplatz – gespannt darauf, was denn Papst Benedikt, das Oberhaupt der katholischen
Kirche, ihnen, den jungen Pilgern aus aller Herren Länder, auf ihrem „Pilgerweg des
Vertrauens auf der Erde“ zu sagen habe.
An die Worte erinnernd, die sein Vorgänger
Papst Johannes Paul II. anlässlich des letzten Jugendtreffens in Rom im Jahre 1987
ausgesprochen hatte, stellte Papst Benedikt sich in seiner Ansprache an die jungen
Leute in eine Reihe mit den Pilgern und drückte seine Verbundenheit mit ihrer Pilgerfahrt
des Vertrauens aus. Es sei ihm ebenfalls ein wichtiges Anliegen, die Ökumene voranzutreiben,
ermutigte der Papst die Jugendlichen in seiner Ansprache:
„Ich versichere
euch des unwiderruflichen Einsatzes der katholischen Kirche, die Suche nach Wegen
zur Versöhnung fortzusetzen, um zur sichtbaren Einheit aller Christen zu gelangen.
Und heute Abend möchte ich mit besonderer Zuneigung diejenigen unter euch begrüßen,
die orthodox oder protestantisch sind.“
Auch der Prior der Gemeinschaft
von Taizé, Bruder Alois Löser, betonte dem Papst gegenüber seinen Wunsch und Glauben
an die Gemeinschaft und Einheit aller Christen, die der Idee von Taizé zugrunde liege:
„Was
uns eint, ist stärker, als was uns trennt: eine Taufe und dasselbe Wort Gottes einen
uns. Wir haben uns heute Abend um Sie versammelt, um diese Einheit zu feiern; eine
Einheit, die real ist, auch wenn sie noch nicht vollständig ist. Es passiert, wenn
wir uns Christus zuwenden, dass diese Einheit tiefer wird.“
Die Teilnehmer
des Taizé-Treffens kommen aus allen Ländern Europas, aber auch aus anderen Kontinenten
sind sie nach Rom gereist. Alain Mendy kommt ursprünglich aus dem Senegal. Er studiert
in Deutschland. In der Verschiedenheit der Christen sieht er kein Hindernis, sondern
eine Chance:
„Für mich ist Taizé das Gemeinsam-Sein, das Zusammen Sein.
Wir sind alle verschieden, aber wir können einfach zusammen Christus feiern“.
Für
viele der jungen Pilger ist dieses gemeinschaftliche Element der Treffen besonders
wichtig. Aus Polen sollen 10.000 junge Leute angereist sein. Martina ist eine von
ihnen. Alain und sie singen gemeinsam im Taizé-Chor:
„Man trifft Leute aus
allen Religionen und Ländern. Wir verbringen diese Tage gemeinsame in Frieden und
Vertrauen und erleben wunderschöne Momente miteinander. Wir singen zusammen und tauschen
unsere Erfahrungen und Meinungen aus.“
Die einen singen, andere spielen
im Orchester, wieder andere Taizé-Pilger helfen bei der Organisation und der Verpflegung
oder heißen die Neuankömmlinge in Rom willkommen und bringen sie zu ihren Unterkünften.
In aller Verschiedenheit werde schließlich jeder einzelne in der Gemeinschaft gebraucht,
hob auch Papst Benedikt hervor:
„Während eures Aufenthalts in Rom macht
ihr vor allem dank der großherzigen Gastfreundschaft vieler Pfarreien und Ordensgemeinschaften
eine neue Erfahrung der Kirche. Wenn ihr wieder nach Hause in eure Länder zurückgekehrt
seid, werdet ihr entdecken, dass Gott euch durch all die verschiedenen Berufungen
Mitverantwortung gibt für seine Kirche. Diese Gemeinschaft, die den Leib Christi bildet,
braucht euch, und ihr habt darin euren Platz. Von euren Begabungen her, von dem, was
jeder als besondere Gabe besitzt, formt der Heilige Geist das Geheimnis der Gemeinschaft,
die Gemeinschaft der Kirche, und gibt ihr Leben, um der Welt von heute die gute Nachricht
des Evangeliums zu bringen.“
Der Heilige Geist führt die Menschen zu einer
Gemeinschaft zusammen und bildet Freundschaften, das hat auch Sylvia aus Polen hier
in Rom erlebt und ist überzeugt:
„Es ist hier draußen zwar kalt, aber in
unseren Herzen ist es warm. Wir sitzen stundenlang und warten, aber wir langweilen
uns nicht, ich hätte nie gedacht, dass es so schön wird. Das ist wirklich etwas Besonderes:
ich kannte niemanden hier vorher und jetzt sind wir schon Freunde.“
Diesen
gemeinschaftlichen, geschwisterlichen Geist von Taizé und des christlichen Glaubens
brachte Papst Benedikt in seiner Ansprache auf den Punkt:
„Glauben haben
und Gott und die anderen lieben! Was gibt es Erhabeneres? Was gibt es Schöneres?“
Insbesondere
nach diesen Worten des Papstes zeigte sich Alain sehr berührt. Er freute sich besonders
darüber, dass der Papst auch das Jahr des Glaubens angesprochen hatte. Wie es in Taizé
üblich ist, hielt jeder einzelne der Jugendlichen auf dem Platz eine Kerze in den
Händen. Das Licht der anfänglich wenigen entzündeten Kerzen wurde von Kerze zu Kerze
weiter gegeben, so dass schließlich der gesamte erst dunkle Petersplatz hell erleuchtet
war. Die Bedeutung des Lichts und die damit symbolisierte Aufgabe für die jungen Generationen
hob der Papst noch einmal besonders hervor:
„Liebe junge Freunde, Christus
entfernt euch nicht von der Welt. Er sendet euch dorthin, wo das Licht fehlt, damit
ihr es zu anderen bringt. Ja, ihr seid alle dazu aufgerufen, kleine Lichter für diejenigen
zu sein, die euch umgeben. Mit eurer Aufmerksamkeit für eine gerechtere Aufteilung
der Güter dieser Erde, mit eurem Einsatz für die Gerechtigkeit und eine neue mitmenschliche
Solidarität werdet ihr denjenigen helfen, die um euch herum sind, besser zu verstehen,
wie das Evangelium uns gleichzeitig auf Gott und auf unsere Mitmenschen hinführt.
So werdet ihr mit eurem Glauben dazu beitragen, das Vertrauen auf der Erde aufgehen
zu lassen. Seid voll der Hoffnung! Gott segne euch, eure Familienangehörige und eure
Freunde!“
Nach dem Gebet ist Sara begeistert, vor allem die andächtige
Atmosphäre vor dem Petersdom hat sie beeindruckt:
„Also, ganz besonders
toll fand ich es, als sie dann alle ihre Lichter rausgeholt haben und dann das Lichtermeer
auf dem ganzen Petersplatz erschienen ist. Einfach mitreißend. All diese Menschen,
die dann auf einmal angefangen haben zu schweigen in der stillen Minute, das hat so
richtig mitgenommen.“