2012-06-25 15:29:19

Deutlichere Trennung zwischen Priestern und Laien


RealAudioMP3 Wenn Priester fehlen, leidet das katholische Gemeindeleben, leidet im schlimmsten Fall auch der Glaube selbst, weil die Seelsorge zu kurz kommt. Nun ist es so, dass der Mangel an Priestern heute beispielsweise in Lateinamerika deutlich dramatischer ist als bei uns in Europa. Aber der Mangel an Priesterberufungen ist in Europa weit höher. Aus Sicht der katholischen Kirche ist das besorgniserregend, heißt es in einem Dokument der vatikanischen Bildungskongregation, das am Montag veröffentlicht wurden; ein Dokument über Priesterberufungen. Um und auf ist: Man muss vorhandene „Wachstumssignale“ erkennen und nutzen.

Nur eine Zahl zum Vergleich. Um Jahr 2000 gab es in Europa rund 27.000 junge Männer, die sich auf ihr Priesteramt vorbereiteten. Zehn Jahre später waren es nur noch 21.000. Was kann man tun? Zum einen ist das Vorbild wichtig, heißt es in dem Dokument. Überzeugende Priestergestalten führen zu mehr Berufungen, aber auch eine Familie, die ihren Glauben gut lebt. Erfahrungen in karitativen Freiwilligendiensten könnten in einem jungen Mann die Frage wecken, ob er vielleicht zum Priester berufen ist. Ministrant sein oder ein so genanntes kleines Seminar besuchen kann ebenfalls hilfreich sein.

Unattraktiv wird das Priesteramt in Europa, weil die Grenzen zwischen Priester und Laien zunehmend schwinden – das ist eine These, die Kardinal Zenono Grocholewski bei der Vorstellung des Dokumentes äußerte; Grocholewski ist Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, die das Dokument verfasst. Einige Laien strebten nach priesterlichen Aufgaben, umgekehrt gebe es Priester, die immer mehr weltliche Verpflichtungen wahrnähmen.

„Eine solche Vermengung der Aufgaben ist eine maßgebliche Ursache für die rückläufige Zahl von Priesteramtskandidaten in Europa. Sie hat eine „Krise der priesterlichen Identität“ ausgelöst. Die säkularisierte Mentalität und die falschen Vorstellungen, die es sogar innerhalb der katholischen Kirche gibt, sind weitere Gründe für den Rückgang der Priesterberufungen. Auch stellen wir fest, dass oft Eltern gegen den Beschluss ihrer Söhne sind, die Priester werden wollen. Und ein weiterer Punkt ist auch der Missbrauchskandal, der viele junge Männer bei ihrer Berufung ein Hindernis stellte.“

Grocholewski betont demgegenüber einen „wesensmäßigen“ Unterschied zwischen Priestern und Laien.

„Die Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass alle Gläubigen eine Berufung hätten, bedeutet keineswegs, dass das Amtspriestertum nur eine Berufung unter anderen ist. Allerdings folgt daraus auch nicht, dass Priester höhergestellt oder heiliger sind als Laien. Priester und Laien haben jedoch eine jeweils eigene Mission innerhalb der Kirche.“

Ein weiteres Hindernis für Priesterberufungen ist der Zölibat, heißt es in dem Dokument weiter. Allerdings nicht der Zölibat an sich, sondern die abnehmende gesellschaftliche Akzeptanz dieser Lebensform. Für Verwirrung sorgten auch Pflichtverletzungen von Priestern und insbesondere die Skandale um sexuellen Missbrauch. Überlastungen der immer wenigeren Geistlichen und mancher überzogene Aktivismus könnten die “Leuchtkraft“ des Priesterbildes zusätzlich trüben. Abermals mahnt der Vatikan in dem neuem Dokument zu einer sorgfältigen Auswahl der Priesteramtskandidaten. Bei „grundlegender menschliche Schwäche“ sollte die Berufungsüberlegung nicht weiter verfolgt werden.

(rv/kna 25.06.2012 mg)







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