Kardinal Brandmüller zur Zölibatsdebatte: „Zum Überdruss belästigt“
Mit scharfen Worten widerspricht Kardinal Walter Brandmüller deutschen CDU-Politikern,
die letzte Woche schriftlich um die Weihe von „viri probati“ zu Priestern gebeten
haben. In einer Stellungnahme für die „Frankfurter Allgemeine“ spricht der frühere
Chef-Historiker des Vatikans von der Fortsetzung einer alten Kampagne.
„Was
legitimiert Sie als Politiker, zu einem innerkirchlichen Thema Stellung zu beziehen,
das Sie weder von Amts wegen noch persönlich betrifft?“ So steigt Brandmüller, der
von Papst Benedikt kürzlich in die Reihe der Kardinäle aufgenommen wurde, in seine
Stellungnahme ein. „Ihre Berufung auf den Priestermangel erscheint in einem merkwürdigen
Licht, bedenkt man die immer geringer werdende Zahl von Gottesdienstbesuchern und
Gläubigen, die die Sakramente empfangen wollen“, schreibt er. Und weiter: „Wenn Sie
dennoch auf Ihrem Begehren bestehen, nähren Sie den Verdacht, es gehe dabei nicht
nur um den Zölibat, sondern um ersten Schritte hin zu einer ‘anderen Kirche’.“ Ein
solcher „deutscher Sonderweg“ führe „in die Nähe eines Schismas, einer Nationalkirche“.
Nach
Ansicht von Kardinal Brandmüller setzen die CDU-Granden „nur eine Kampagne fort, die
in Deutschland seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in Gang ist – und die bis heute
gescheitert ist“. Sie stellten eine „Lebensform“ in Frage, „die von der überwältigenden
Zahl der Priester überlegt und aus freien Stücken übernommen wurde und treu gelebt
wird“. Diese Priester könnten sich durch die „Kampagne“ beleidigt fühlen. „Es kommt
Ihnen anscheinend nicht in den Sinn, dass Sie damit auch Jesus Christus, den Sohn
Gottes, selbst beleidigen“, so der Kardinal. Schließlich habe auch dieser bewusst
ehelos gelebt.
Kardinal Brandmüller weist darauf hin, „dass der Zölibat der
Priester auf apostolischer Tradition beruht“. Zwar seien in der frühen Kirche tatsächlich
„verheiratete Männer zu Bischöfen und Priestern geweiht“ worden, doch hätten diese
von da an nicht „die eheliche Gemeinschaft“ fortgesetzt. Die Weltkirche und auch ein
Konzil könnten und dürften „eine apostolische Überlieferung nicht ignorieren“. Die
von den CDU-Politikern angestoßene Diskussion habe „viele schon zum Überdruss belästigt
und beleidigt und darüber hinaus die Verwirrung unter den Gläubigen vermehrt“, urteilt
Brandmüller.