Papst Benedikt XVI.
als Popstar! So etwas war noch nie da. Ausgerechnet der gern als konservativ eingestufte
deutsche Pontifex ist nun auf einer Pop-CD mit dem Titel „Alma Mater“ zu hören, die
Dienstagabend in Rom präsentiert wurde. Die Frage, die man sich da unmittelbar stellen
muss: Wie singt denn der Papst auf der CD - rappt er etwa?
Rap ist Sprechgesang,
und ja, tatsächlich: Sprechgesang ist auf der CD zu hören. Es handelt sich um acht
Mariengebete bzw. Meditationen, sieben davon SPRICHT der Papst, und eines SINGT er.
Die Gebete sind ihrerseits eingebettet in eine eigens komponierte Musik mit Chor und
kleinem Orchester. Wie sich das anhört? Das haben wir den Chef der Plattenfirma gefragt,
Colin Barlow:
„Der Papst hat so einen Schlummerlied-Ton in seiner Stimme,
der sehr tröstlich rüberkommt, und wir haben das kombiniert mit dem Royal Philharmonic
Orchestra und dem Chor. Und das ist schön!“
Eine eigenwillige Mischung
ist dabei herausgekommen, stilistisch ein ganz Benedikt-untypischer Mix. Einer der
drei Komponisten der CD, der Italiener Stefano Mainetti:
„Vom gregorianischen
Gesang zur klassisch-modernen Musik bis hin zu einem Ethno-Stil im Orchester ist alles
vertreten. Damit soll ausgesagt werden, dass es in der Musik keine Barrieren gibt.
Man kann ganz viele Stile mischen und dabei praktisch zu einem gemeinsamen Schluss
kommen - nämlich dass Frieden, Einigkeit und Geschwisterlichkeit möglich sind.“
Inhaltlich
soll das Ganze also eine Hymne an den Frieden sein. Da passt es gut, dass die drei
Komponisten, die die päpstlichen Mariengebete praktisch vertont haben, aus unterschiedlichen
religiösen bzw. weltanschaulichen Ecken stammen. Mainetti ist ein Katholik aus Rom,
Nour Eddine ist Moslem und Simon Boswell ist nicht getauft.
Vor einigen Jahren
gab es schon einmal eine CD mit Papst-Stimme. „Abba Pater“ hieß sie, featuring: Papst
Johannes Paul II. Der Tonträger war seinerzeit recht erfolgreich. Jetzt also: Neuer
Papst, neue CD. „Alma Mater“ klingt nicht nur vom Titel her verwandt mit „Abba Pater“,
sondern soll – wer weiß, wer weiß? – der Plattenfirma vielleicht sogar ähnliche Erträge
bescheren. Übrigens: Obwohl die neue CD mit „Music from the Vatican“ übertitelt ist,
hat der Vatikan wenig damit zu tun. Genauer gesagt, hat er bloß die Rechte an der
Stimme des Papstes für die acht besagten Mariengebete verkauft, die Benedikt XVI.
zu vergangenen Anlässen sprach – etwa bei Generalaudienzen. Deshalb musste sich der
Papst auch nicht eigens mit wehender weißer Robe ins Plattenstudio begeben, wo schon
Sänger und Instrumentalisten auf ihr gewartet hätten – nein. Chor, Orchester und eben
der Papst wurden kostensparend separat aufgenommen und dann im Tonstudio abgemixt.
Die Müsli-Variante, sozusagen. Produzent Vincenzo Messina, der, nebenbei bemerkt,
damals auch „Abba Pater“ fabrizierte, sagte uns, er fand gerade diesen Aspekt reizvoll. „Ein
einzigartiges Projekt, unwiederholbar. Ich war wirklich glücklich, als sie mich gerufen
haben, da mitzumachen. Als ich die Aufnahmen der Stimme des Heiligen Vaters hörte,
wie Radio Vatikan sie uns zur Verfügung stellte, da wurde ich übermannt von einer
unglaublichen Welle von Zärtlichkeit, die mich fühlen ließ: Ja, es hat Sinn, da mitzuarbeiten...“
"Alma Mater" ist ab 30. November im Handel erhältlich.