2017-12-12 10:39:00

Nordirak: „Schutz von Christen muss auf EU-Agenda stehen“


Es tut sich was im Nordirak, und zwar im positiven Sinn: Dank der Hilfe verschiedener österreichischer Organisationen der katholischen Kirche können etliche Christen im Nordirak das diesjährige Weihnachtsfest im eigenen Zuhause verbringen. Im Rahmen der „Aktion Heimkehr“ haben die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), CSI-Österreich (CSI), die Initiative Christlicher Orient (ICO), „Kirche in Not“ und die Kardinal-König Stiftung vor Ort aktiv beim Wiederaufbau geholfen und unterstützen auch weiterhin christliche Flüchtlinge bei der Rückkehr in ihre von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zerstörten Dörfer und Städte.

Auch Österreichs neue Regierung soll helfen

Ein konkretes Beispiel, wie mit den Spendengeldern aus Österreich geholfen wird, ist die Ortschaft Baqofa. Dort hat ein neu gegrabener Brunnen seinen Dienst aufgenommen und versorgt zahlreiche Familien mit Trinkwasser. Auch gebe es finanzielle Unterstützung für Familien, damit diese ihre zerstörten Häuser renovieren können. Wie der Präsident der AKV, Helmut Kukacka, gegenüber Kathpress betont, solle sich auch die neue österreichische Regierung an der Hilfe beteiligen. Doch der Schutz für die Christen in der Region sollte nicht nur ein Schwerpunkt der künftigen österreichischen Außenpolitik sein, sondern sollte auch EU-weit verstärkt auf der Agenda stehen, fügt Kukacka an.

Der CSI-Generalsekretär Elmar Kuhn unterstrich in seinen Ausführungen die Bedeutung der Christen für die orientalischen Gesellschaften. Ohne Christen wären die Staaten des Nahen Ostens um ein wesentliches Element ärmer. Der Einsatz von CSI gelte zum einen den verfolgten Christen, zum anderen aber genauso der Förderung aller Initiativen, die sich um ein besseres Verhältnis zwischen Christen und Muslimen im Orient bemühen, so Kuhn. Der CSI-Generalsekretär und Kukacka plädierten für eine politische Lösung des Konflikts im Irak, die allen Bürgern gleiche Rechte und Pflichten zuerkenne.

Annemarie Fenzl, Generalsekretärin der der Kardinal-König Stiftung, berichtete, dass man inzwischen – dank eines ungenannt bleiben wollenden Spenders – 50.000 Euro für Baqofa eingesammelt habe. Mit dem Geld solle – „auf ausdrücklichen Wunsch der Bevölkerung des Dorfes“ – eine neue Kirche errichtet werden. „Neben schönen Worten braucht es auch die Tat. Darum engagiert sich die Stiftung im Nordirak“, so Fenzl wörtlich. Sie zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass noch weitere Finanziers gewonnen werden können. Insgesamt wollen die NGOs mindestens 200.000 Euro für die christlichen Flüchtlinge in der Ninive-Ebene zur Verfügung stellen.

Gespannte Ruhe

In der nordirakischen Ninive-Ebene herrscht derzeit gespannte Ruhe, wie im Rahmen des Hintergrundgesprächs zu erfahren war. Kampfhandlungen zwischen den kurdischen Peshmerga und der irakischen Armee gibt es derzeit nicht, freilich auch noch keine politische Lösung für die Region. Der Großteil der Ebene ist unter Kontrolle der irakischen Armee, ein kleiner Teil wird noch von den Peshmerga kontrolliert. Nach dem kurdischen Unabhängigkeitsreferendum am 25. September hatte die irakische Zentralregierung eine Militäroffensive gestartet, bei der sie den Kurden fast alle Gebiete außerhalb der offiziellen Autonomieregion abnahm. Das betraf auch die nordirakische Ninive-Ebene, wo viele christliche Städte und Dörfer liegen. Kurdenpräsident Massud Barzani trat in Folge zurück. Viele der im Sommer in ihre Dörfer und Städte zurückgekehrten Christen waren abermals vor den Kampfhandlungen geflohen, bald aber wieder zurückgekommen, nachdem die Kämpfe rasch wieder abgeflaut waren.

(kap 12.12.2017 mg)








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