2017-12-11 13:02:00

Frühmesse: Der Nobelpreis für Gejammer


„Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen“: Es ist ein Ton der Hoffnung und der Erwartung, der die Lesung dieses Montags aus dem Propheten Jesaja (35,1-10) durchzieht. Papst Franziskus nahm in seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta diesen Ton auf: „Der Herr ist gekommen, um uns zu trösten“, predigte er und verwies, ganz Jesuit, auf den heiligen Ignatius von Loyola – dieser habe zu einer eingehenden Betrachtung des Trösters Christus geraten.

„Aber es ist gar nicht leicht, sich trösten zu lassen; es ist leichter, andere zu trösten, als sich selbst trösten zu lassen. Denn oft hängen wir innerlich am Negativen, hängen wir an der Wunde der Sünde in uns, und oft ziehen wir es heimlich vor, alles beim Alten zu lassen. Also, um mit dem Evangelium zu sprechen, auf unserer Tragbahre liegen zu bleiben und nicht aufzustehen. Aber das Wort Jesu lautet immer: Steh auf!“

Damit leitete Franziskus zum Evangelium dieses Montags über: Lukas schildert in dieser Perikope (Lk 5,17-26) die Heilung eines Gelähmten, den einige Männer auf einer Tragbahre zu Jesus bringen und – weil sie zunächst nicht zu ihm vorstoßen können – durch das Dach vor ihn herunterlassen. Oft seien wir „Herren im Negativen, aber Bettler im Positiven“, formulierte der Papst; es gefalle uns einfach nicht, um Trost betteln zu müssen.

Lieber pflegten wir unser Ressentiment, unsere Bitterkeit, unseren Ärger. Oder wir machten uns – auch das eine Art und Weise, uns nicht trösten lassen zu müssen – mit lautstarkem Gejammer Luft. Der Prophet Jona sei geradezu „Träger des Nobelpreises für Gejammer“. Er habe da mal einen Priester gekannt, der habe sich auch immer beschwert, der habe „noch in jedem Milchglas eine Mücke gefunden“.

Nein zu Bitterkeit, Ärger und Gejammer

„Er war ein guter Priester; im Beichtstuhl sehr barmherzig, wie man hörte. Und seine Mitbrüder im Priesteramt rissen Witze darüber, wie er nach seinem Tod im Himmel ankommen würde. Der würde den heiligen Petrus gar nicht grüßen, sondern als erstes fragen: Wo ist die Hölle? – Immer das Negative. – Und Sankt Petrus wird ihm dann die Hölle zeigen. – Aber wie viele Verdammte sind denn hier drin? Einer? Also, da hat ja die Erlösung wirklich versagt… Immer etwas in der Art. Doch angesichts der Bitterkeit, des Ärgers, des Gejammers heißt das Wort der Kirche heute: Mut! Mut!“

Solchen Mut hätten die Männer besessen, die den Gelähmten zu Jesus gebracht hätten: Als sie das Dach abdeckten, um ihren Freund zu Jesus herunterzulassen, hätten sie nicht daran gedacht, dass die Schriftgelehrten sich vielleicht über sie ärgern würden. Ihnen sei es einfach darum gegangen, ihrem Freund zu helfen, und dafür hätten sie Mut zu einem ungewöhnlichen Schritt aufgebracht.

Noch einmal lud Franziskus seine Zuhörer dazu ein, sich vom kommenden Herrn trösten zu lassen. „Und das ist nicht leicht, denn um uns vom Herrn trösten zu lassen, will er uns all unseren Egoismus wegnehmen, alles, was wir zu unserem Schatz gemacht haben, die Bitterkeit, das Gejammer oder anderes. Es wird uns heute gut tun, wenn jeder von uns sein Gewissen erforscht: Wie ist mein Herz? Habe ich darin irgendeine Bitterkeit? Oder Traurigkeit? Wie ist meine Redeweise – ein Lob Gottes, ein Lob der Schönheit, oder immer Gejammer? Und bitten wir den Herrn um die Gnade des Mutes, denn im Mut kommt er zu uns, um uns zu trösten. Bitten wir ihn: Herr, komm, um uns zu trösten!“

(rv 11.12.2017 sk)








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