2017-12-02 08:10:00

Papsttipps in Bangladesch: Sorge, Harmonie, Freude


Drei Gedankengänge hat der Papst am letzten Tag seiner Reise nach Bangladesch mit den Priestern und Ordensleuten geteilt. In einer frei gehaltenen Rede sprach Franziskus am Samstagmorgen in Dhaka über den Glauben, das harmonische Leben in Ordensgemeinschaften und die Freude beim Dienst an Gott. Mehrfach wurde seine Ansprache von Applaus unterbrochen.

Eigentlich hätte er eine acht Seiten langen Text vortragen sollen, begann der Papst seine Rede. Wie es auch bei Treffen mit Bischöfen im Vatikan mittlerweile üblich ist, legte er das Redemanuskript beiseite und sagte: „Ich will euch nun nicht langweilen. Der Text soll übersetzt und kopiert werden.“ Die Anwesenden quittierten dies mit Gelächter und Applaus.

Der Keim des Glaubens

Beim Betreten des Saals, so der Papst zu seinen Zuhörern, sei ihm die Passage aus Jesaia in den Sinn gekommen, die in den Messen am kommenden Dienstag verlesen wird. In dieser spricht der Prophet von einem Spross, der aus dem „Baumstumpf Isais“ erwachsen wird.  Dieser Same, der sinnbildlich für das Glaubensleben stehe, sei durch Gott gesät worden; dieser sorge gleichzeitig für sein Wachstum. Doch auch wir selbst seien aufgerufen, ihn zu „gießen“ und Zeugnis abzulegen, betonte der Papst vor den Priestern und Ordensleuten. Jeder sollte sich selbst und seine Mitbrüder und Schwestern wie eine von Gott gesäte Pflanze erfassen. Dies erfordere eine „zärtliche Sorge“, damit der Keim wachsen könne.

Doch damit seien auch Gefahren und Schwierigkeiten verbunden: Denn wenn man ihn nicht ausreichend umsorge, wachse er „schlecht“. In diesem Zusammenhang mahnte der Papst auch Vorsicht vor „schlechten Samen“ an. Dies seien konkret ausgedrückt „schlechte Einflüsse“ und „Zwietracht“, die das Zusammenleben und die Beziehung zu Gott erschwerten. Deshalb müsse man „sorgfältig unterscheiden und überprüfen“, was in jedem Einzelfall gut oder schlecht sei. Der Königsweg dazu sei das Gebet, betonte er.

Leben in Gemeinschaften nicht einfach

Natürlich gebe es nicht nur einen Samen in diesem Garten des Gottesreiches, fuhr der Papst in seinen Überlegungen fort. Es gebe dort Abertausende von Pflanzen, die wir alle seien. Aufgrund der menschlichen Schwächen sei es nicht einfach, eine Gemeinschaft zu bilden, gestand Franziskus ein. Doch gerade die Gemeinschaften des geweihten und priesterlichen Lebens müssten sich vor jeder Art von Spaltungen verteidigen, mahnte er. Bangladesch sei in Bezug auf den interreligiösen Dialog beispielhaft, lobte der Papst. Es dürfe nicht sein, dass die Gemeinschaften innerhalb der katholischen Kirche diese Harmonie vermissen ließen. Auch wenn er Gefahr laufe, sich zu wiederholen, schmunzelte Franziskus, wolle er ein Beispiel für mangelnde Harmonie liefern, das ihm besonders wichtig erscheine: den sogenannten „Geschwätz-Terrorimus“:

„Die Zunge, Brüder und Schwestern. Das, was eine Gemeinschaft tötet, ist das Gerede über den anderen. Das Unterstreichen der Makel der anderen, es ihnen aber nicht selbst sagen, sondern hinter ihrem Rücken. So schafft man eine Umgebung des Misstrauens und der Verdächtigungen, in der anstatt des Friedens Spaltung herrscht. Es ist ein hässliches Bild, das mir für diesen Geist des Geredes in den Sinn kommt: das ist Terrorismus.“  

Freude beim Dienst an Gott und den Mitmenschen

Der dritte Gedanke, den er mit den Anwesenden teilen wolle, führ der Papst fort, sei „die Freude”, ohne die man Gott nicht dienen könne. Ein „Essig-Gesicht“ stehe einem Gottesdiener nicht gut an, so der Papst unter dem Gelächter der Zuhörer. Vielmehr sei es die Freude am Dienst, die das Leben bereichere und es zu einem wahrhaft gelebten Leben in der Fülle des Heiligen Geistes mache. Sie sollten sich selbst befragen, so die abschließende Aufforderung des Papstes an die Priester und Ordensleute, ob sie für ihr „Pflänzchen“ und das der anderen sorgten, schlecht über andere sprächen und „die Gabe der Freude“ besäßen.  

(rv 02.12.2017 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.