2017-12-02 07:59:00

An Priester und Ordensleute in Dhaka - voller Wortlaut


Hier finden Sie die vorbereitete Ansprache, die der Papst an diesem Samstag in Dhaka (Bangladesch) bei einer Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Novizen übergeben hat, in vollem Wortlaut und offizieller deutscher Übersetzung.

 

Liebe Brüder und Schwestern,

         es freut mich sehr, bei euch zu sein. Ich danke Erzbischof Moses [Costa] für die herzliche Begrüßung in eurem Namen. Ich bin insbesondere denjenigen dankbar, die ihre Zeugnisse vorgetragen haben und ihre Liebe zu Gott mit uns geteilt haben. Mein Dank gilt auch Pater Mintu [Palma] dafür, dass er das Gebet verfasst hat, das wir gleich an die Gottesmutter richten. Als Nachfolger Petri ist es meine Pflicht, euch im Glauben zu stärken. Aber ihr sollt wissen, dass auch ihr heute durch eure Worte und eure Anwesenheit mich im Glauben stärkt und mir große Freude bereitet. 

 

         Die katholische Gemeinschaft in Bangladesch ist klein. Aber ihr seid wie das Senfkorn, das Gott zu seiner Zeit zur Vollendung führt. Ich freue mich zu sehen, wie dieser Same wächst; ich bin froh, unmittelbarer Zeuge des tiefen Glaubens zu sein, den Gott euch geschenkt hat (vgl. Mt 13,31-32). Ich denke an die frommen und treuen Missionare, die diesen Samen des Glaubens über fast fünf Jahrhunderte gepflanzt und gepflegt haben. In Kürze werde ich den Friedhof besuchen und für diese Männer und Frauen beten, die dieser Ortskirche großherzig gedient haben. Wenn ich meinen Blick auf euch richte, sehe ich Missionare, die dieses heilige Werk fortsetzen. Ich sehe auch viele Berufungen, die in diesem Land gewachsen sind: das sind Zeichen der Gnaden, mit denen der Herr es segnet. Ich freue mich besonders über die Anwesenheit der Klausurschwestern unter uns und über ihre Gebete.

         Es ist schön, dass unsere Begegnung in dieser alten Kirche vom heiligen Rosenkranz stattfindet. Der Rosenkranz ist eine wunderbare Betrachtung der Glaubensgeheimnisse, die der Lebenssaft der Kirche sind; ein Gebet, das das geistliche Leben und den apostolischen Dienst formt. Ob wir Priester, Ordensleute, Gottgeweihte, Seminaristen oder Novizen sind: das Rosenkranzgebet spornt uns an, unser Leben in Vereinigung mit Maria gänzlich Christus zu übergeben. Es lädt uns ein, Marias Verfügbarkeit Gott gegenüber im Augenblick der Verkündigung nachzuahmen, am Mitleiden mit Christus für die ganze Menschheit, als er am Kreuz hing, teilzuhaben und an der Freude der Kirche, wenn sie die Gabe des Heiligen Geistes vom auferstandenen Herrn empfängt.

         Die Verfügbarkeit Marias. Hat es in der ganzen Geschichte jemals eine so verfügbare Person gegeben wie Maria im Augenblick der Verkündigung? Gott hat sie auf diesen Augenblick vorbereitet und sie antwortete mit Liebe und Vertrauen. So hat auch der Herr jeden von uns vorbereitet und uns beim Namen gerufen. Auf diesen Ruf zu antworten, ist ein lebenslanger Prozess. Jeden Tag sind wir gerufen zu lernen, verfügbarer gegenüber dem Herrn im Gebet zu sein, indem wir seine Worte betrachten und versuchen, seinen Willen zu erkennen. Ich weiß, dass die seelsorgliche Arbeit und das Apostolat viel von euch verlangen und dass eure Tage oft lang sind und ihr am Ende müde seid. Aber wir können nicht den Namen Christi tragen oder an seiner Sendung teilhaben, ohne Männer und Frauen zu sein, die vor allem in der Liebe verwurzelt sind und vor Liebe brennen durch die persönliche Begegnung mit Jesus in der Eucharistie und in den Worten der Heiligen Schrift. Pater Abel, du hast uns daran erinnert, als du von der Wichtigkeit des Wachstums einer innigen Jesusbeziehung gesprochen hast, weil wir dort seine Barmherzigkeit erfahren und erneute Kraft für den Dienst am Nächsten schöpfen können. 

         Die Verfügbarkeit für den Herrn erlaubt uns, die Welt mit seinen Augen zu sehen und so feinfühliger für die Bedürfnisse derer zu werden, denen wir dienen. Wir beginnen, ihre Hoffnungen und Freuden zu verstehen, die Ängste und die Lasten; wir sehen deutlicher ihre vielen Talente, ihre Charismen und Gaben, die sie miteinbringen, um die Kirche in Glaube und Heiligkeit aufzubauen. Bruder Lawrence, als du von deiner Einsiedelei erzählt hast, hast du uns geholfen zu verstehen, wie wichtig es ist, sich um die Menschen zu kümmern, um ihren geistlichen Durst zu stillen. Mögt ihr alle in der großen Vielfalt eurer Apostolate ein Quell geistlicher Erquickung und Anregung sein für diejenigen, denen ihr dient, und ihnen dabei helfen, ihre Gaben immer mehr untereinander zu teilen und so die Sendung der Kirche voranzutreiben.

         Das Mitleiden mit Christus. Der Rosenkranz führt uns in die Betrachtung des Leidens und des Todes Jesu ein. Wenn wir tiefer in diese schmerzhaften Geheimnisse eindringen, erkennen wir ihre heilbringende Kraft und werden in der Berufung bestätigt, in unserem Leben durch das Mitleiden und die Selbsthingabe daran teilzuhaben. Das Priestertum und das Ordensleben sind keine Karrieren. Sie sind keine Methoden, um voranzukommen. Sie sind ein Dienst, eine Teilnahme an der Liebe Christi, der sich für seine Herde opfert. Wenn wir uns täglich ihm, den wir lieben, angleichen, werden wir die Tatsache, dass unser Leben uns nicht selbst gehört, wertschätzen lernen. Nicht mehr wir leben, sondern Christus lebt in uns (vgl. Gal 2,20).

         Geben wir diesem Mitleiden Gestalt, wenn wir Personen vor allem in Leid und Prüfungen begleiten und helfen wir ihnen, Jesus zu finden. Pater Franco, danke, dass du diesen Aspekt hervorgehoben hast: Jeder von uns ist aufgerufen, Missionar zu sein, indem wir allen die barmherzige Liebe Christi bringen, gerade denjenigen an den Randgebieten unserer Gesellschaft. Ich bin besonders dafür dankbar, dass sich viele von euch auf mannigfaltige Weise im Sozialbereich, in Gesundheit und Bildung engagieren und so den Bedürfnissen eurer örtlichen Gemeinschaften und der vielen Migranten und Flüchtlinge, die ins Land kommen, dienen. Euer Dienst an der größeren Menschheitsfamilie, vor allem an den Bedürftigsten, ist kostbar, um eine Kultur der Begegnung und der Solidarität aufzubauen.

         Die Freude der Kirche. Schließlich erfüllt uns der Rosenkranz mit Freude über den Sieg Christi über den Tod, über seine Auffahrt zur Rechten des Vaters und die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Welt. Unser ganzes Dienstamt ist darauf ausgerichtet, die Freude des Evangeliums bekanntzumachen. Behalten wir im Leben und im Apostolat die Probleme der Welt und Leiden der Menschheit im Bewusstsein, aber verlieren wir niemals das Vertrauen, dass die Kraft der Liebe Christi das Böse und den Fürsten der Lüge, der uns in die Irre führen will, besiegt. Lasst euch nie von euren Schwächen oder von den Herausforderungen des Dienstamtes entmutigen. Wenn ihr dem Herrn gegenüber im Gebet verfügbar bleibt und beharrlich darin seid, das Erbarmen Christi euren Brüdern und Schwestern zu vermitteln, dann wird der Herr gewiss eure Herzen mit der tröstlichen Freude seines Heiligen Geistes erfüllen.

         Schwester Mary Chandra, du hast mit uns die Freude geteilt, die aus deiner Ordensberufung und dem Charisma deiner Kongregation entspringt. Marcelius, auch du hast uns von der Liebe erzählt, die du und deine Mitbewohner im Seminar für die Berufung zum Priestertum hegen. Beide habt ihr uns daran erinnert, dass wir alle aufgerufen sind, täglich unsere Freude im Herrn zu erneuern und zu vertiefen, und uns zu bemühen, ihn vollkommener nachzuahmen. Dies kann zu Beginn schwierig erscheinen, aber erfüllt unsere Herzen mit geistlicher Freude. Jeder Tag wird zu einer Gelegenheit, um nochmals anzufangen, um dem Herrn erneut zu antworten. Lasst euch niemals entmutigen, denn die Geduld des Herrn ist zu unserem Heil (2 Petr 3,15). Freut euch allezeit im Herrn!

         Liebe Brüder und Schwestern, ich danke euch für eure Treue im Dienst für Christus und seine Kirche durch die Hingabe eures Lebens. Ich versichere euch alle meines Gebetes und bitte euch um euer Gebet. Rufen wir nun die Gottesmutter an, die Königin des heiligen Rosenkranzes, und bitten wir sie, dass sie uns allen die Gnade erwirke, in der Heiligkeit zu wachsen und immer freudigere Zeugen der Kraft des Evangeliums zu sein, um unserer Welt Heilung, Versöhnung und Frieden zu bringen.  

(rv 02.12.2017 sk)








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