2017-11-28 15:07:00

Papst Franziskus in Myanmar: Zweiter Tag


Es war der Reisetag der offiziellen Begegnungen: Franziskus hat in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw an diesem Dienstag Staatspräsident Htin Kyaw und Regierungschefin Aung San Suu Kyi getroffen. Im Anschluss hielt er vor Vertretern der Regierung, der Gesellschaft und des Diplomatischen Corps seine erste offizielle Rede. „Ich hoffe, dass mein Besuch die ganze Bevölkerung Myanmars einschließt und zum Bau einer inklusiven Gesellschaft ermutigen kann“, wandte sich Franziskus über Twitter an Myanmars Gesellschaft.

Begegnung mit Staatspräsident und Regierungschefin 

Von Rangun aus bis in die Hauptstadt Naypyidaw sind es vier Stunden Fahrtzeit Richtung Norden; der Papst nahm ein Flugzeug, um in die von der ehemaligen Militärregierung errichtete Planstadt zu reisen. Weite, leere Straßen, gesäumt von Regierungsgebäuden, Luxushotels und Vergnügungsparks bilden die Kulisse, durch die Franziskus an diesem Dienstag zum kolossalen Präsidentenpalast fuhr, wo ihm ein ehrenvoller Empfang bereitet wurde. 

Im Palast stattete Franziskus zunächst Staatspräsident Htin Kyaw einen Höflichkeitsbesuch ab, der hinter verschlossenen Türen stattfand. Der im März 2016 ins Amt gewählte Politiker ist der erste zivile, nicht aus den Reihen des Militärs stammende Staatschef Myanmars seit mehr als 50 Jahren. Htin, der wie Aung San Suu Kyi der „Nationalen Liga für Demokratie“ (NLD) angehört, gilt als enger Vertrauter der de facto-Regierungschefin, die aufgrund einer Verfassungsklausel nicht selbst für das Amt kandidieren konnte. Bezug auf den religiösen Kontext des Landes nahm der Papst mit seinem Geschenk an den Politiker: Er übergab Htin den Abdruck eines Vatikankodex aus der Apostolischen Bibliothek, der mit farbenfrohen Bildern und einem Begleittext in der Landessprache Myanmars sieben Episoden aus dem Leben Buddhas erzählt. Im Ehren-Gästebuch im Präsidentenpalast hinterließ Franziskus einen Segensgruß für Gerechtigkeit, Frieden und Einheit für alle Menschen des asiatischen Landes. 

In privater Form fand im Anschluss auch die Begegnung des Papstes mit Aung San Suu Kyi statt, der Staatsberaterin und Außenministerin Myanmars. Die Friedensnobelpreisträgerin, die Myanmars Volk liebevoll „unsere Lady“ nennt, hatte für ihren Freiheitskampf und den Einsatz für eine gewaltfreie Demokratisierung ihres Heimatlandes mit 15 Jahren Hausarrest bezahlt. 2011, kurz nach ihrer Entlassung aus dem Arrest, übernahm sie den Vorsitz der „Nationalen Liga für Demokratie“ (NLD). Aung ist Buddhistin, wurde jedoch in einer katholischen Einrichtung erzogen, und ihr inzwischen verstorbener Ehemann war katholisch getauft. Mit Kardinal Charles Maung Bo, dem Erzbischof von Rangun, ist sie befreundet, die beiden tauschen sich regelmäßig aus.

Gerechtigkeit und Versöhnung: Ansprache vor Regierungsvertretern

Im Internationalen Kongresszentrum in der Hauptstadt Naypyidaw rief der Papst vor Vertretern der Regierung, des öffentlichen Lebens und des diplomatischen Corps zu Gerechtigkeit und Versöhnung in Myanmar auf. In seiner ersten offiziellen Rede in Myanmar sprach er die „internen Konflikte und Feindseligkeiten“ an, „die viel zu lange andauern und tiefe Spaltungen hervorgerufen haben“. Explizit auf das Rohingya-Drama kam der Papst dabei nicht zu sprechen.

Einheit in Verschiedenheit: Treffen mit Religionsvertretern

Im Anschluss an seinen Auftritt im Kongresszentrum flog Franziskus am Abend (Ortszeit) zurück nach Rangun, wo er während seines Aufenthalts in Myanmar in der Residenz des Erzbischofs, Kardinal Charles Maung Bo, nächtigt.

Dort hatte sich Papst Franziskus am Morgen vor seinem Abflug in die Hauptstadt mit Vertretern verschiedener Religionen getroffen. Bei dem 40-minütigen Gespräch ging es um die Einheit in Verschiedenheit: Der Papst rief seine Zuhörer in einer spontanen Rede dazu auf, gemeinsam zum Aufbau des Landes beizutragen. Meinungsverschiedenheiten sollten in geschwisterlicher Weise ausgetragen werden. Nur so könne man das Land in Frieden aufbauen.

Herzlicher Empfang

Am erzbischöflichen Palais hatten Franziskus am Montagnachmittag (Ortszeit) in Rangun zahlreiche Pilger einen herzlichen Empfang bereitet. Vor allem aus dem nördlichen Kachin-Staat, wo es verhältnismäßig mehr Christen gibt als in den übrigen Landesteilen, reisten Gläubige an. Doch auch Nicht-Katholiken und Bewohner der angrenzenden Slums drängten in die Innenstadt, um einen Blick auf den vorbeifahrenden Papst zu erhaschen. 

Bis zu 200.000 Menschen aus dieser Region und den Nachbarländern Thailand, Vietnam, Korea und den Philippinen werden laut Angaben der Ortskirche für die Hauptveranstaltungen mit dem Papst, darunter den großen Gottesdienst am Mittwoch im Kyaikkasan-Stadion von Rangun, erwartet.

(rv 28.11.2017 pr)                         

 








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