2017-11-25 16:02:00

D: Bischof hält an Familiennachzug für Flüchtlinge fest


Erzbischof Stefan Heße hält es für geboten, Flüchtlingen in Deutschland den Nachzug enger Angehöriger zu ermöglichen. Er bezeichnet die Aussetzung des Familiennachzuges als ethisch und verfassungsrechtlich „fragwürdig". Heße, der Flüchtlingsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, äußerte sich am Rand der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gegenüber dem Kölner Domradio. Für Christen sei die Einheit der Familie ein hohes Gut, sagte der Hamburger Erzbischof. Eine Trennung von Familien über Jahre sei auch nicht förderlich für die Integration von Flüchtlingen in Deutschland. Heße forderte, dass die Aussetzung des Familiennachzugs im März 2018 enden müsse.

„Wir setzen uns dafür ein, dass das dann wirklich ausläuft und damit wieder der Nachzug möglich wird. Denn wir sind der Überzeugung, dass zusammengeführte Familien besser sind als getrennte. Wenn Sie über lange Zeit zu Ihrer Ehefrau und zu Ihren Kindern keinen Kontakt haben, wissen Sie selber, wie dramatisch das ist. Und so muss man sich das auch da vorstellen. Wir glauben, dass es zur Stabilität beiträgt, wenn sie zusammen sind. Wenn sie hier in Deutschland bleiben können, dann trägt es zur Integration bei, und wenn sie zurückkehren müssen, dann ist Familie eine Basis, wo sie gut drauf aufbauen können, um gut leben zu können.“

Heße, „Geistlicher Assistent" des ZdK, warb darüber hinaus für eine Integrationskultur. Diejenigen, die sich für Flüchtlinge hierzulande einsetzten, seien „Brückenbauer und Schlüsselpersonen für gesellschaftliche Teilhabe." Ein entsprechendes Engagement müsse auch weiterhin gefördert werden. Integration sei eine „Daueraufgabe". Heße betonte: „Wer davor die Augen verschließt, hat nicht verstanden, was da los ist."

Mit Blick auf den Islam und den interreligiösen Dialog sagte Heße, dass auf diesem Feld noch viel zu tun sei. Nötig sei beispielsweise Bildung: Wenn Menschen sagten, der Islam sei keine Religion, sondern eine „Ideologie", könne man dies so nicht stehen lassen. Zugleich dürfe ein Dialog nicht „naiv", sondern müsse „wach und hellhörig" geführt werden. Ohne Dialog sei keine Integration möglich.

In Berlin wird dieser Tage um eine neue Regierung gerungen; eine anvisierte „Jamaika-Koalition“ aus CDU/CSU, Liberalen und Grünen scheiterte in den Verhandlungen. Heße sagte auf die Frage, was er von den Politikern erwarte, im Domradio:

„So eine Situation haben wir in der Republik noch nicht gehabt. Deshalb habe ich mich dafür stark gemacht und in den letzten Tagen gesagt, überlegt nochmal, rauft euch zusammen, das ist eine ganz entscheidende Situation jetzt. Und ich würde mir sehr wünschen, dass es zu weiteren Gesprächen kommt und dass wir bald eine stabile Regierung haben. Neuwahlen kann sich keiner wünschen.“

(kna/domradio 25.11.2017 gs)








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