2017-11-23 12:09:00

Bischof Ackermann: „Ökumene hat gehörigen Schub bekommen“


In Trier will man es nicht beim Reformationsgedenkjahr belassen: Um die Ökumene weiter voranzutreiben, haben der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Donnerstag ein „Ökumenisches Wegzeichen“ unterschrieben. Darin bekräftigen die rheinische Kirche und das Bistum Trier ihren Willen, das gewachsene Miteinander der Konfessionen weiter zu vertiefen und angesichts großer gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche ihre ökumenische Zusammenarbeit zu verstärken.

Den Kirchengemeinden werden in dem Dokument auch konkrete Empfehlungen zur Ausgestaltung der ökumenischen Zusammenarbeit gegeben. Wenn es „sinnvoll und möglich ist“, könnten beispielsweise auch „Kirchen und Gemeindehäuser gemeinsam genutzt“ werden, heißt es dort. Vor der Unterzeichnung des Dokuments hielten beide Kirchenvertreter gemeinsam den ökumenischen Buß- und Bettagsgottesdienst in der Evangelischen Konstantin-Basilika in Trier. Er stand unter dem Leitwort „500 Jahre Reformation und jetzt? Ökumenische Zukunftsperspektiven“.

Predigt-Premiere in Trier

Erstmals in der langen Tradition der ökumenischen Buß- und Bettagsgottesdienste in Trier hielten sowohl der Bischof als auch der Präses eine Predigt. Er schaue dankbar auf das zurückliegende Jubiläumsjahr, denn „die ökumenische Verbundenheit hat einen gehörigen Schub bekommen“, sagte Ackermann, der als erster auf die Kanzel stieg. Er bitte Gott, „dass er uns auf dem weiteren Weg zur Wiedergewinnung der Einheit Perspektiven und Horizonte eröffnet, die wir selbst noch nicht sehen“.

Gerade die Christinnen und Christen in Deutschland als dem Land der Reformation hätten eine besondere ökumenische Verantwortung, unterstrich Ackermann. Die Kirchenleitungen müssten sich zunächst mit den Vorstellungen von Einheit und Verschiedenheit in der Kirche auseinandersetzen. Wenn die Formel von der „versöhnten Verschiedenheit“ bloß ein schön klingender Ausdruck für den Status quo bleibe, sei das eine ökumenische Kapitulationserklärung, sagte er in Anlehnung an ein Zitat des früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Die katholischen Bischöfe sieht er außerdem in der „dringenden pastoralen Verantwortung“ auf der Suche nach Antworten für konfessionsverschiedene Ehen und die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie. Schließlich, so Ackermann, müsse es um einen Perspektivwechsel in der Ökumene gehen. Er verstehe darunter, „dass wir uns als evangelische und katholische Christen letztlich in allem, was wir unternehmen, fragen, wie dies unsere Mitchristen der jeweils anderen Konfession sehen und einschätzen. Wir tun doch längst noch nicht all das zusammen, was wir zusammen tun könnten“, war sein Appell.

Roboter schrieb Luther-Übersetzung

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Ackermann ein Geschenk zu 500 Jahre Reformation an Präses Rekowski überreicht: eine Abschrift der Evangelien in der Luther-Übersetzung von 1912. Das Evangeliar war im Vorfeld der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 in Trier entstanden, an der Vertreter der rheinischen Kirche teilgenommen hatten. Ein Roboter hatte ein Jahr lang vor dem Dom die Heilige Schrift abgeschrieben. Der Band solle beide Kirchen an den gemeinsamen Auftrag von Jesus Christus erinnern, die frohe Botschaft in die Welt zu tragen, so Ackermann. Er hoffe, dass dieser Auftrag die Wege der Kirchen mehr und mehr zusammenführe.

(pm 23.11.2017 mg)








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