2017-11-21 14:54:00

Kardinal Rai: Positives Fazit nach Besuch in Saudi-Arabien


Ein positives Fazit zieht der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai nach seinem bahnbrechenden Besuch in Saudi-Arabien: Die Begegnung mit dem saudischen König und mit Kronprinz Mohammed bin Salman in der vergangene Woche in Riad beschreibt der Beiruter Patriarch gegenüber Radio Vatikan als Türöffner für eine mögliche Annäherung in Fragen der Religionsfreiheit.

Ins Detail sei man im Könighaus bei den heiklen Fragen nicht so sehr gegangen, ließ Kardinal Rai gegenüber Radio Vatikan zunächst durchblicken. Jedoch habe Kronprinz Mohammed bin Salman grundsätzlich Offenheit und Dialogbereitschaft signalisiert, lobt der libanesische Christenführer:

„Angesichts der Globalisierung und der Präsenz des Islam in allen Teilen der Welt brauche es eine Politik der Öffnung gegenüber allen, sagte mir der Prinz – gegenüber den Religionen und den Kulturen. Ich hatte ein Memorandum mit Fragen zur Religionsfreiheit präsentiert und in diesem Kontext auch die Rolle des Wiener König-Abdullah-Dialogzentrums (KAICIID) angesprochen. Dem Prinzen liegen diese Dinge am Herzen – ich denke, dass unser Treffen und der freundschaftliche Empfang in Riad ein Tür geöffnet haben, um in Fragen der Religionsfreiheit, des Dialoges und des Respektes weiterzukommen. Fragen des Staates und der Politik sollte man da zunächst zurückstellen; denn das Klima, die Atmosphäre waren sehr gut, und dort versuchen wir weiterzumachen!“

Er habe dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über die Begegnung berichtet und werde dem Papst einen ausführlichen Bericht zukommen lassen, so Kardinal Rai weiter. Darin werde es auch um die 1,7 Millionen syrischen Flüchtlinge im Libanon gehen, die inzwischen eine große Belastung für das Land darstellten.

Saudi-Arabien wünsche sich vom Libanon Neutralität im Kontext der aktuellen Konflikte in der Region, berichtete Rai weiter. Die Saudis sind vor allem besorgt über den Aufstieg Irans in der Region und wollen verhindern, dass die mit Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon immer mächtiger wird. Dazu suchen sie bei der zahlenmäßig starken christlichen Gemeinschaft des Libanon Verbündete.

Hariri sei bereit zu Regierungsbildung

Auch über die aktuell verfahrene politische Lage in seinem Heimatland sprach der Kardinal. So bestätigte Rai gegenüber Radio Vatikan, dass eine Rückkehr des zurückgetretenen libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri ins Land unmittelbar bevorstehe. Rai hat mit dem sunnitischen Politiker in diesen Tagen in Saudi-Arabien gesprochen, kurz bevor Hariri nach Paris weiterreiste.

„Er kann damit nicht länger warten. Sein Rücktritt sollte nach seinen eigenen Angaben ein ,positiver Schock’ sein. Ich habe ihm gesagt: Das ist Ihnen gelungen, und dass er nicht länger mit einer Rückkehr warten soll. Er hat versprochen, innerhalb der kommenden zwei, drei Tage zurückzukehren. Er ist auch bereit dazu, seinen Rücktritt zurückzuziehen, wenn das Treffen mit dem Präsidenten eine Tür öffnet und ein Klima für einen Kompromiss hergestellt werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein, wird er seinen Rücktritt entsprechend der Verfassung vollziehen. Ich habe ihn gefragt: ,Wenn du erneut mit einer Regierungsbildung beauftragt wirst, akzeptierst du dann?’ Und er hat gesagt;  ,Ja, ich werde akzeptieren’. Er hat das mehrere Male wiederholt; das ist sehr positiv.“

Kardinal Rai bemüht sich zusammen mit anderen Religionsvertretern im Libanon um eine Vermittlung in der politischen Krise. So traf er kurz vor seinem Saudi Arabien-Besuch auch den libanesischen Präsidenten Aoun zu Gespräche, der die Rücktrittsankündigung Hariris nicht annahm. Papst Franziskus hatte sich beim Angelus-Gebet am vergangenen Sonntag tief besorgt über die angespannte Lage im Libanon. Im Libanon lebt mit den maronitischen Christen die weitaus größte katholische Gemeinschaft des ganzen Nahen Ostens.

(rv 21.11.2017 pr)








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