Einer der bekanntesten polnischen Kirchenjournalisten darf künftig keine Interviews
mehr geben. Die polnische Provinz der Marianer-Kongregation untersagte dem früheren
Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung „Tygodnik Powszechny“ und Generaloberen
des Ordens, Adam Boniecki (83), laut einer Mitteilung vom Wochenende sämtliche Äußerungen
in den Medien. Boniecki habe sich im Widerspruch zur kirchlichen Morallehre zu Selbstmord
und sexuellen Minderheiten geäußert und damit unter Gläubigen „völlige Verwirrung
und Empörung“ ausgelöst, begründete der Sekretär der Ordensprovinz, Piotr Kieniewicz,
die Entscheidung.
Lediglich die Zusammenarbeit mit seiner liberalen Zeitung, die er von 1999 bis 2011
leitete und für die er seither als Kolumnist tätig ist, sei dem Pater weiter erlaubt.
Auf seiner Internetseite wies das Blatt die Vorwürfe gegen Boniecki zurück. Der Ordensmann
habe sich in Übereinstimmung mit dem Katechismus, dem Handbuch des katholischen Glaubens,
gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ausgesprochen. Dort heiße es, Personen
mit dieser Neigung sei „mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen“. Boniecki sei „Opfer
der Manipulation“ eines Interessenverbandes für schwule, lesbische, bi- und transsexuelle
Menschen (LGBT) geworden, der eine Kooperation mit dem Geistlichen vorgetäuscht habe.
Der Orden reagiert mit der Strafe offenbar auch darauf, dass Boniecki am vergangenen
Dienstag einen Mann in Krakau beerdigt hatte, der sich Wochen zuvor aus Protest gegen
die Regierung in Warschau auf dem Platz vor dem Kulturpalast angezündet hatte. In
seiner Predigt hatte Boniecki betont: „Ich billige keinen Selbstmord, aber dieser
Mensch hat um Dinge gebeten, die für uns alle wichtig sind.“ Welche Aussagen zu Selbstmord
und sexuellen Minderheiten der Orden konkret beanstandet, sagte Kieniewicz nicht.
(kna 19.11.2017 sk)
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