Die kritische Distanz der russisch-orthodoxen Kirche zu den Ereignissen und Folgen
der Oktoberrevolution 1917 hat der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats,
Metropolit Hilarion (Alfejew), zum Ausdruck gebracht. Die russische Kirche habe ihr
Urteil über die Oktoberrevolution abgegeben, „indem sie im Jahr 2000 mehr als 1.000
Neumärtyrer heilig gesprochen hat und in den letzten 17 Jahren noch weitere 1.000“,
betonte der Metropolit in einem Interview mit dem TV-Sender „Rossija 24“. „Es waren
einfache Gläubige, Mönche und Nonnen, Priester und Bischöfe, die von der sowjetischen
Geheimpolizei erschossen wurden“, fügte der Metropolit mit Blick auf den kommunistischen
Terror gegen Kirche und Christentum hinzu.
Hilarion sprach nach Angaben des Pressediensts der Wiener Stiftung Pro Oriente von
den „tragischsten Ereignissen der russischen Geschichte“, die heute von verschiedenen
Standpunkten aus beurteilt würden, „sowohl was die eigentlichen revolutionären Ereignisse
angeht, als auch im Hinblick auf die nachfolgende Entwicklung“. Die Kirche habe jedenfalls
mit Klarheit kundgetan, wer die Opfer waren und wer die Täter. Wenn sich die Macht
der Menschen bewusst und offen gegen Gott richte, bedeute das, dass diese Macht nicht
von Gott kommt und dass die Menschen, die ihr dienen, nicht den Willen Gottes erfüllen,
betonte der Metropolit.
Andere Akzente setzte wenige Tage später der erste stellvertretende Vorsitzende der
Synodal-Abteilung für die Beziehungen zwischen Kirche, Gesellschaft und Medien, Aleksander
Schtschipkow. In einem Vortrag in der Bibliothek für Ausländische Literatur in Moskau
meinte er, die Sowjetunion habe das Versprecher ihrer Gründer erfüllt, die soziale
Gerechtigkeit zu verwirklichen. Vor dem Ende der Sowjetära sei ein „Sozialstaat“ aufgebaut
gewesen, „nicht perfekt, sondern krumm, aber immerhin“.
(kap 14.11.2017 sk)
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