2017-11-13 11:43:00

Frühmesse: Skandale können töten


„Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen“: Mit diesen Worten Jesu beginnt das Evangelium von diesem Montag (Lk 17,1-6). In der italienischen Bibelübersetzung klingt das Wort „Verführungen“ noch kräftiger als in der deutschen: „scandali“ steht da, Skandale. Und über solche „Skandale“, die „unvermeidlich“ sind, predigte Papst Franziskus an diesem Montag in seiner Frühmesse.

Jesus warne seine Jünger, sagte der Papst in der Casa Santa Marta: Seht euch vor! „Das heißt: Passt auf, dass ihr keinen Skandal hervorruft. Ein Skandal ist hässlich, denn er verletzt, er verwundet das Volk Gottes und verwundet die Schwäche des Volkes Gottes, und so oft schließt sich die entsprechende Wunde ein Leben lang nicht mehr. Der Skandal verwundet nicht nur, er kann sogar töten: Er tötet Hoffnung, tötet Illusionen, tötet Familien, tötet so viele Herzen…“

Der Papst musste gar nicht deutlicher werden; den Teilnehmern an der morgendlichen Messfeier war klar, dass Missbrauchs- und Korruptionsskandale den ernsten Hintergrund für seine Worte abgeben. „Seht euch vor“, wiederholte Franziskus die Worte Jesu aus dem Lukas-Evangelium: Diese Mahnung sei an alle gerichtet. Vor allem an die, die sich selbst für Christen erklären, in Wirklichkeit aber heidnisch leben. Genau darin bestehe „der Skandal des Volkes Gottes“.

„So viele Christen vertreiben die Menschen durch ihr (schlechtes) Beispiel, durch ihre Inkohärenz. Die Inkohärenz der Christen ist eine der besten Waffen, die der Teufel zur Hand hat, um das Volk Gottes zu schwächen und um das Volk Gottes vom Herrn zu entfernen. Das eine sagen und etwas ganz anderes tun…“

Zu einer Gewissenserforschung lud der Papst seine Zuhörer ein. Sie sollten sich doch bitte mal fragen, wie es um die Kohärenz in ihrem Leben bestellt sei? „Um die Kohärenz mit dem Evangelium, mit dem Herrn?“ Franziskus hatte auch zwei Beispiele: Christliche Unternehmer, die Steuern hinterziehen und ihre Angestellten ausbeuten, um sich zu bereichern. Oder Seelsorger, die sich nicht um die ihnen Anvertrauten kümmern.

„Jesus sagt uns, dass man nicht zwei Herren dienen kann, Gott und dem Geld. Und wenn der Hirte zu sehr am Geld hängt, ruft das Skandal hervor. Dann regen sich die Leute auf: der Hirte, der dem Geld nachjagt. Jeder Hirte sollte sich fragen: Wie steht es denn um meine Freundschaft zum Geld? Oder aber der Hirte versucht aufzusteigen, die Eitelkeit bringt ihn dazu, die Karriereleiter hochzuklettern, statt milde, demütig zu sein. Milde und Demut hingegen begünstigen die Nähe zum Volk. Oder der Hirte, der sich als Herr fühlt und herumkommandiert, stolz, statt ein Diener des Volkes Gottes zu sein.“

Das könne doch heute „ein schöner Tag sein, um mal eine Gewissenserforschung durchzuführen“, so Franziskus: „Errege ich Anstoß? Wodurch genau? Und so können wir dem Herrn antworten und uns ihm etwas mehr nähern.“

(rv 13.11.2017 sk)








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