2017-11-13 10:02:00

D: Woelki würdigt Reformationsgedenken


Im Oktober hatte er, pünktlich zum Abschluss des Reformations-Gedenkjahres, einen Aufsatz mit kritischen Untertönen geschrieben: Mehr „Ehrlichkeit in der Ökumene“ hatte er darin gefordert, und vor vorschnellen Erwartungen, dass es bald zu einer eucharistischen Gastfreundschaft kommen könne, hatte er gewarnt.

Jetzt war Kardinal Reiner Maria Woelki sozusagen in der Höhle des Löwen – und hat seine Mahnungen nicht wiederholt. Stattdessen fand der Kölner Erzbischof am Sonntag positive Worte für das Reformationsgedenken, als er vor der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands in Bonn ein Grußwort sprach. Das Reformationsgedenken sei „ein positives Gegenbild zur Geschichtsvergessenheit“, so Woelki.

Eine ungeliebte ökumenische Gemeinsamkeit

Zum Motto der Synode, „Zukunft auf gutem Grund“, sagte der Kölner Erzbischof: „Was hat dieses Motto mit unserer postmodernen Realität zu tun? Nach steinigem Boden und Dornen müssen wir nicht lange suchen, aber wie viel guten Grund und Boden erleben Sie denn in Ihren Landeskirchen? Machen Sie wirklich andere Erfahrungen als wir in unseren Bistümern? Ich glaube kaum. Es ist eine ungeliebte ökumenische Gemeinsamkeit, dass Gottes Wort in unserer Zeit seltener Frucht bringt und häufiger weggenommen wird, zugrunde geht und erstickt.“

Trotzdem sei es kein „Pfeifen im Walde“, wenn man von „gutem Grund“ spreche, auf dem die Kirchen aufbauten. Schließlich gründe das Christentum auf Gott selbst. Schon das Volk Israel habe vor allem in größter Not Gott als seinen „Fels“ erlebt.

„In solchen Bedrängnissen macht das Volk immer wieder neu die Erfahrung, dass Gott es „auf guten Grund“ stellt, auf soliden Felsen, ja, dass Er für Israel selbst dieser rettende, unerschütterliche Fels ist. „Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht. Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!, und ich werde vor meinen Feinden gerettet“, jubelt der Psalmist. So entsteht förmlich ein Gottesname, wie das Buch Deuteronomium lapidar festhält: „Preist die Größe unseres Gottes! Er heißt: der Fels ...“ (32,3–4).“

Nicht Spaltung und Zwietracht

Aus solchen Worten könne man „auch dann Hoffnung schöpfen, wenn man nicht daran glaubt, dass Gottes Schutzfunktion in Petrus und dessen Nachfolgern sozusagen hypostasiert“ sei. „Man muss eigentlich nur daran festhalten, dass der gute Grund, auf dem unsere Zukunft aufruht, nicht menschliches Werk ist, nicht Fleisch und Blut, sondern Gottes Gnade allein. Das glauben katholische Christen ebenso wie evangelische, und nicht erst seit der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre! Darum können wir das Reformationsgedenken ja auch gemeinsam begehen: Weil die Evangelische Kirche in Deutschland nicht Spaltung und Zwietracht zelebriert, sondern ein Fest Christi und seiner Gnade feiert, zu dem wir uns herzlich gerne haben einladen lassen.“

Das gemeinsam begangene Reformationsgedenken habe den Kirchen neu bewusst gemacht, dass Christus ihr fester Grund unter den Füßen sei, so Woelki. „ Und so erweist sich Ihr Motto eben nicht als Pfeifen im Walde, nicht als realitätsferne Durchhalteparole… Unsere Zukunft steht auf gutem Grund, auch wenn uns Krisen nicht erspart bleiben.“

(rv 13.11.2017 sk)








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