2017-11-11 10:01:00

Papst über Amoris laetitia: Das Gewissen respektieren


In einer Videobotschaft an eine Konferenz italienischer Bischöfe zu seinem Postsynodalen Schreiben Amoris laetitia geht Papst Franziskus auf die Bedeutung des Gewissens ein. Dabei kritisiert er die häufige Tendenz, den „Vorrang des Gewissens“ mit der „exklusiven Selbstbestimmung des Individuums“ zu vermischen. Es sei wichtig, das Gewissen immer zu respektieren, so der Papst. Aber man müsse hier vorsichtig sein, um nicht in eine „Egolatrie“ – also eine „Vergötterung des Ichs“ – zu verfallen. Was er damit genau meint, hatte er bereits in seiner Ansprache an die Päpstliche Akademie für das Leben vor einigen Wochen erläutert. Egolatrie könne so weit gehen, die Beziehungen zu den Mitmenschen aufs Spiel zu setzen, nur um das eigene Ich zu „vergöttern“, wiederholte der Papst. Das sei gar nicht so ungefährlich, denn es führe zu „falschen Illusionen“ und „beschmutze die Köpfe und das Herz“.

Papst zitiert Romano Guardini

Die Papstbotschaft von diesem Samstag zitiert auch aus einem Text des Theologen Romano Guardini, den dieser im Jahr 1933 über das Gewissen verfasst hatte. Um sich vom eigenen „Ich-Gefängnis“ zu befreien, müsse man einen Punkt erreichen, der eben nicht das eigene Ich sei. Und dieses „Gute“ sei eine „religiöse Wirklichkeit“, die die Fülle des lebendigen Gottes sei, sagte der Papst Guardini zitierend.

In jedem einzelnen Menschen sei jenes Geheimnis verborgen, das jede Person „erleuchte“ und sie zu einem „Protagonisten in der eigenen Geschichte“ mache. Jeder Christ müsse allerdings vorsichtig damit umgehen, insbesondere aber diejenigen, die in einer ehelichen Beziehung lebten und Kinder hätten. „Die Güte Gottes füllt die Krüge der Menschenherzen mit einer außergewöhnlichen Kraft des Geschenkes und erneuert so für die heutigen Familien das Wunder auf der Hochzeit zu Kana“, so der Papst.

Medizin der Barmherzigkeit

Was er damit genau meinte, erläuterte er anschließend: In der biblischen Erzählung dieses Wunders im Johannesevangelium habe Jesus ein „starkes Zeichen“ gesetzt, er habe das Gesetz des Mose zu einer Frohen Botschaft umgewandelt. „Jesus hat vor allem die Medizin der Barmherzigkeit vorgewiesen, die die Härte des Herzens behandelt, indem sie die Beziehungen zwischen Ehemann und Ehefrau und zwischen Eltern und Kindern heilt“, sagte Franziskus.

Am Ende seiner Botschaft äußerte er den Wunsch, dass das Symposium der Kirche helfen möge, den „Inhalt und den Stil“ von Amoris laetitia aufzugreifen und in die Tat umzusetzen. Dazu bedürfe es der Ausbildung von Seelsorgern in Pfarreien, katholischen Vereinigungen und Bewegungen, die sich für Familien einsetzten. Diese Familienseelsorger könnten dabei helfen, „die Freude des Evangeliums“ besser zu leben.

(rv 11.11.2017 mg)








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