Er habe Vertrauen in ein weiterhin gutes Miteinander von Bundesregierung und Religionsgemeinschaften:
Das sagte Kardinal Christoph Schönborn am Freitag in Wien bei einer Pressekonferenz,
in der er als Vorsitzender über die Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz
berichtete. Über die derzeit laufende Regierungsbildung oder ein Regierungsprogramm
sei bei der Zusammenkunft in Laab im Walde (NÖ.) nicht gesprochen worden, wohl aber
hätten die Bischöfe Zukunftsfragen benannt, denen sich jede neue Regierung stellen
müsse, verwies Schönborn auf eine der vier Erklärungen der Bischofskonferenz.
Die Frage nach konkreten Wünschen an die Regierung beantwortete der Wiener Erzbischof
mit einer „familienfreundlichen Politik, weil die Familie die Zukunft der Gesellschaft
ist“, sowie mit einer bundesweit einheitlichen und existenzsichernden Mindestsicherung.
Auch wenn es - wie auch mit bisherigen Regierungen - wohl auch mit der neuen manche
„Friktionspunkte“ geben werde, sei die grundsätzliche Loyalität mit den legitimen
Autoritäten des Staates für die Bischöfe selbstverständlich, so der Kardinal. Schönborn
geht - wie er sagte - davon aus, dass Katholiken bei der jüngsten Nationalratswahl
für alle im Parlament vertretenen Parteien gestimmt hätten. Und diese Vielfalt in
der politischen Ausrichtung sei auch legitim.
Für die von den Bischöfen als Zukunftsfragen aufgeworfenen Themen, die von der neuen
Regierung Lösungen erfordern - wie Zukunft der Arbeit, Solidarnetz, Generationenvertrag,
nachhaltiger Lebensstil, gesellschaftlicher Zusammenhalt oder Umgang mit Flüchtlingen
- hätten auch die Bischöfe „keine fertigen Antworten“. Den im kommenden Jahr anstehenden
EU-Ratsvorsitz Österreichs bezeichnete der Kardinal als Test für das positive Miteinander
der politischen und zivilgesellschaftlichen Kräfte im Land.
Ehe: Kirche vertritt keine „Sonderwelt“
Als ein derzeit diskutiertes Thema, bei dem die Bischofskonferenz Stellung zu beziehen
habe, nannte deren Vorsitzende das Verständnis von Ehe. Dass der damit befasste Verfassungsgerichtshof
zu einer anderen Einschätzung kommen könnte, als dass eine Ehe nur zwei Personen verschiedenen
Geschlechts eingehen können, sei möglich, wie auch Regelungen in anderen Ländern zeigten.
Als Beispiel nannte der Kardinal Spanien, wo die Begriffe Mann und Frau einfach aus
dem Ehegesetz gestrichen wurden. Aber auch die Zukunft Spaniens hänge daran, dass
es weiterhin Vater und Mutter gebe.
Dennoch gehe er davon aus, dass sich die öffentliche Rechtsordnung „an der Sache orientiert“.
Schönborn bezeichnete die Generationenfolge als Grundlage der Gesellschaft, die dadurch
„Herkunft, Gegenwart und Zukunft“ habe. Dass die Kirche Ehe mit der Offenheit für
Kinder verbinde, stehe nicht für eine „Sonderwelt“, sondern für eine „schlichte Realität“.
Dieser Sachverhalt solle „nicht verfälscht“ werden, betonte Schönborn.
„Kritik am Papst nichts Ungewöhnliches“
Loyalität zum Papst gehöre für Katholiken zur „DNA“ und sei eine „Selbstverständlichkeit“,
merkte der Kardinal zur derzeit laufenden Solidaritäts-Initiative „Pro Pope Francis“
an, die wiederum auf auch von vier Kardinälen geäußerte Kritik an Papst Franziskus
reagiert. Solche Kritik habe es in massiver Form z.B. auch an Paul VI. gegeben, dem
unter dem Titel „J'accuse“ (nach dem „Ich klage an“ des französischen Schriftstellers
Émile Zola, Anm.) wegen seiner Umsetzung der Konzilsreformen ein „Ausverkauf der Kirche“
vorgeworfen wurde; und bald danach Widerstand von ganz anderer Seite wegen seiner
Enzyklika „Humanae vitae“.
Mit der Vorgangsweise der vier „Dubia“-Kardinäle und deren Offenen Brief sei er „nicht
einverstanden“ und halte sie „nicht für angemessen“, aber auch kritische Anfragen
an Päpste müssten grundsätzlich möglich sein, hielt Schönborn fest. Ein Katholik müsse
nicht jedes Wort eines Papstes als „unfehlbar“ betrachten, verwies der Kardinal auf
kritikwürdige Bischofsernennungen als Beispiel.
(kap 11.10.2017 sk)
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